Till Eulenspiegels lustige Streiche

Till Eulenspiegels lustige Streiche

Till Eulenspiegels lustige Streiche, op. 28, ist eine Sinfonische Dichtung für großes Orchester von Richard Strauss.

Das Werk in Rondoform zählt zur Programmmusik. Uraufgeführt wurde das Stück am 5. November 1895 im Rahmen des zweiten Abonnementkonzerts der Kölner Konzertgesellschaft im Gürzenich zu Köln mit dem Städtischen Gürzenich-Orchester unter Leitung von Franz Wüllner.

Strauss verfasste im Frühjahr 1894 ein fragmentarisches Libretto über ein einaktiges Opernstück mit dem Titel Till Eulenspiegel bei den Schildbürgern, das jedoch nicht vollendet wurde. So komponierte Strauss ein Jahr später die Sinfonische Dichtung Till Eulenspiegels lustige Streiche; nach alter Schelmenweise in Rondeauform; für großes Orchester gesetzt. Die Reinschrift beendete er am 6. Mai 1895 in München. Das Stück ist Dr. Arthur Seidl gewidmet, dem Wortführer der Neudeutschen Schule.

Die Einleitung des Werks beginnt beschaulich, als würde ein Erzähler beginnen mit „Es war einmal“. Anschließend werden zwei verschiedene Motive vorgestellt, die Till repräsentieren und im Verlauf des Werks variiert werden. Im Verlauf dieser Variationen zeigt sich das Orchester in unterschiedlichsten Farben; weshalb Till Eulenspiegel gern als Meisterstück der Instrumentation angesehen wird.

Motive

Motiv 1

Dieses Motiv wird das erste Mal unmittelbar nach dem Prolog vom Horn gespielt und repräsentiert Till Eulenspiegel persönlich. Durch das drei Achtel gehaltene gis, was bewirkt, dass der teils chromatisch gefüllte Aufgang über eine große Sexte bei jeder Wiederholung (er wird zweimal wiederholt) eine Achtel später beginnt, verliert der Hörer das Metrum. Auf diese Weise setzt Richard Strauss meisterhaft den schelmenhaften Chaoten in Noten um.

Motiv 2

Das zweite Motiv, das Till Eulenspiegel repräsentiert, erscheint als „ruhige“ Version bereits im Prolog. Den schelmenhaften Charakter erhält es allerdings erst, wenn es von der D-Klarinette vorgetragen wird. Bewirkt wird dieser durch den Beginn auf unbetonte Zählzeit (zweite Achtel) sowie starke Kontraste in Artikulation, Dynamik, Notenwerten und Intervallen.

Dargestellte Szenen

  1. Wie Till geboren und drei Mal getauft wurde
  2. Es war einmal
  3. Hornthema – Till
  4. Das war ein arger Kobold
  5. Auf zu neuen Streichen
  6. Wartet nur ihr Duckmäuser
  7. Hop! Zu Pferde mitten durch die Marktweiber
  8. Mit Siebenmeilenstiefeln kneift er aus
  9. In einem Mauseloch versteckt
  10. Als Pastor verkleidet trieft er von Salbung und Moral
  11. Doch aus der großen Zehe guckt der Schelm hervor
  12. Faßt ihn ob des Spottes mit der Religion doch ein heimliches Grauen vor dem Ende
  13. Till als Kavalier zarte Höflichkeit mit schönen Mädchen tauschend
  14. Er wirbt um sie
  15. Ein feiner Korb ist auch ein Korb
  16. Wütend (fährt er ab)
  17. Schwört Rache zu nehmen an der ganzen Menschheit
  18. Philistermotiv
  19. Nachdem er den Philistern ein paar ungeheuerliche Thesen aufgestellt, überläßt er die Verblüfften ihrem Schicksal
  20. Grimasse von weitem
  21. Till's Gassenhauer
  22. Schnell und schattenhaft
  23. Etwas gemächlicher
  24. Till-Thema (Horn-Reprise)
  25. Das Gericht – Er pfeift gleichgültig vor sich hin – Richtspruch: Der Tod
  26. Hinauf auf die Leiter! Da baumelt er, die Luft geht ihm aus, eine letzte Zuckung – Till's Sterbliches hat geendet
  27. Epilog

Dieses Programm hat Strauss in seine eigene Partitur geschrieben. Er wollte aber nicht, dass der Hörer ihm folgt. Auf die schriftliche Anfrage des Dirigenten Franz Wüllner zum Programm antwortete Strauss: „Es ist mir unmöglich, ein Programm zum Eulenspiegel zu geben: In Worte gekleidet, was ich mir bei den einzelnen Teilen gedacht habe, würde sich verflucht komisch ausnehmen und vielen Anstoß erregen. Wollen wir diesmal die Leutchen selber die Nüsse aufknacken lassen, die der Schalk ihnen verabreicht?“

Literatur

  • Mathias Hansen (Hrsg.): Richard Strauss. Die Sinfonischen Dichtungen (Taschenbuch) Bärenreiter 2003, ISBN 978-3761814680

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