Tipp Kick

Tipp Kick
Tipp-Kick Figur mit Ball

Tipp-Kick ist ein Spiel für zwei Personen, das eine Fußball-Simulation darstellt. Das Spielfeld besteht dabei aus einer Spielplatte, zwei Toren, zwei Torhütern und zwei beliebig positionierbaren Feldspielern sowie einem zweifarbigen, zwölfeckigen Ball. In den Vereinen und im gesamten Spielbetrieb wird auf einer mit Filz bespannten Platte im Maßstab von 1:100 zum Fußballfeld gespielt. Im Gegensatz zum Kicker-Tischfußball mit Spielfiguren an festen Stangen werden die Spielfiguren beim Tipp-Kick auf dem Spielfeld bewegt. Durch das Antippen des Knopfes auf der Spielfigur bewegt sich der Fuß und kickt den Ball. Dieser Ball ist 12-eckig und besteht aus zwei gleichgroßen unterschiedlichen Farbhälften (im Regelfall schwarz-weiß, seltener gelb-rot). Der Kniff beim Schießen des Balles ist dabei die Stärke des Antippens der Spielfigur in Verbindung mit dem Abstand und der Winkelstellung des Fußes zum Ball. Ebenfalls maßgebend ist die Beschaffenheit des Fußes. Dieser Schussfuß kann mit einer Feile entsprechend den Vorlieben des menschlichen Spielers bearbeitet werden. So ist es z.B. möglich, durch eine bestimmte Feiltechnik den Fuß so zu gestalten, dass er in der Lage ist, den Ball bei geschickter Handhabung der Spielfigur in Drehung zu versetzen, so dass dem Torwart die Abwehr des Balles erheblich erschwert wird.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Tipp-Kick-Spiel

Erfunden wurde das Tipp-Kick-Spiel von einem Stuttgarter Möbelfabrikanten namens Karl Mayer, der das Spiel 1921 zum Patent anmeldete (Reichspatent 387569 vom 15. September 1921 für ein „Fußballbrettspiel“). Der Schwenninger Exportkaufmann Edwin Mieg erwarb die Lizenz 1924, machte sich noch im selben Jahre selbstständig und entwickelte das Spiel zu einem marktgerechten Artikel, das sich bis in die Jahre 1934 bis 1938 zu einem echten Verkaufsschlager entwickelte. Nach seinem Tod 1959 übernahmen die Söhne die Firma; heute sind die Enkel Jochen und Mathias die Firmenchefs des Familienunternehmens.

Aus den ursprünglichen Blechfiguren sind heute präzise Hightech-Kicker geworden. Das Grundprinzip ist aber gleich geblieben: Der Feldspieler kickt den Ball mittels des rechten, beweglichen Beins, indem der Spieler das Bein mechanisch durch einen Drücker auf dem Kopf der Spielfigur betätigt. Die Bälle, ursprünglich mit Spezialsägen aus Kork hergestellt, werden heute aus Plastik gespritzt. Sie sind zwölfeckig und zur einen Hälfte schwarz und zur anderen Hälfte weiß.

Ab 1959 wurden auf eigens dafür geschaffenen Turniertischen alle zwei Jahre Deutsche Einzelmeisterschaften ausgespielt, die ab 1974 jährlich ausgetragen werden. Die Teilnahme an den Meisterschaften ist offen. 2009 finden sie in Gevelsberg (Nordrhein-Westfalen) statt. Erfolgreichster Tipp-Kick-Spieler ist Normann Koch von Concordia Lübeck, dem es gelang, sechsmal Deutscher Einzelmeister zu werden. Er gewann auch die Deutschen Meisterschaften 2008 und ist damit amtierender Titelträger.

Tipp-Kick wird heutzutage, wie das große Vorbild Fußball, in Ligen für Vierer-Mannschaften gespielt. Die höchste Liga ist in Deutschland die Bundesliga. Darunter befinden sich 2. Bundesliga, Regional- und Verbandsligen. Hinzu kommt noch der Pokal, bei dem im K.-O.-System Mannschaften aus allen Teilen Deutschlands aufeinander treffen. Concordia Lübeck ist Rekordmeister mit 11 Titeln. Amtierender Deutscher Mannschaftsmeister 2008 ist Gallus Frankfurt.

Spielregeln

Das Spielfeld hat eine Größe von 106 × 70 cm. Jeder Spieler darf wahlweise bis zu vier Feldspieler einsetzen, aber es ist immer nur ein Feldspieler pro Mannschaft zur selben Zeit erlaubt. In der Halbzeit erfolgt Farb- und Seitenwechsel, es wird nur ein Ball pro Spiel eingesetzt. Derjenige Feldspieler darf den Ball spielen, dessen Farbe auf dem Ball oben zu liegen kommt. Der Torwart darf den Ball unabhängig von der Farbe innerhalb seines Strafraums spielen. Es gewinnt der Spieler, der in der Spieldauer von 2 × 5 Minuten die meisten Tore erzielt. Eine Verlängerung besteht aus 2 × 2 Minuten. Das Erzielen eines Tores ist von jeder Stelle des Spielfelds aus erlaubt, außer beim An- und Abstoß sowie bei Einstößen. Der jeweilige Feldspieler kann während eines Schusses des Gegners als Abwehrspieler aufgestellt werden, darf sich jedoch maximal bis auf die eigene Strafraumbegrenzung zurückziehen und muss mindestens zwei Spielerlängen Abstand vom Ball haben.

Taktiken

Farbspiel

Das Farbspiel ist ein zentrales taktisches Element des modernen, professionellen Tipp-Kick-Spiels.

Beim Farbspiel wird der zwölfeckige Tipp-Kick-Ball, der zur Hälfte schwarz und zur Hälfte weiß ist, so gespielt, dass er auf einer bestimmten, vom Schützen intendierten „Farbe“ liegen bleibt. Dies geschieht in der Regel durch Rotation des Balles auf der Komplementärfarbe, das heißt der Farbe des Gegners. Durch das Farbspiel, das erst in den 1980er Jahren Einzug in die deutsche Tipp-Kick-Szene gefunden hat (als Erfinder gilt der Deutsche Rekordmeister Normann Koch von Blau Weiss Concordia Lübeck), hat sich das professionelle Tipp-Kick revolutionär verändert. Mit dem Farbspiel ist es möglich geworden, den Zufallsfaktor eines Tipp-Kick-Spiels auf ein Miniumum zu reduzieren, da nur noch in wenigen Spielsituationen das Glück darüber entscheidet, auf welcher Farbe der Ball liegen bleibt und welcher Spieler somit am Zug ist.

Heute gibt es im Liga- und Turnierspielbetrieb des Deutschen Tipp-Kick-Verbandes nur noch sehr wenige Spieler, die kein Farbspiel praktizieren.

Deutscher Tipp-Kick-Verband (DTKV)

Im Deutschen Tipp-Kick-Verband (DTKV) sind Tipp-Kicker aus Deutschland organisiert. Es gibt mehr als 50 Vereine über 1000 aktive Spieler mit einer großen Bandbreite bezüglich des Alters (10 Jahre – 60 Jahre). Präsident des DTKV ist Sebastian Krapoth (TFG '82 Göttingen).

Rezeption

Auch Prominente, wie Campino von den Toten Hosen und die Hoeneß-Brüder Uli und Dieter sind begeisterte Tipp-Kick-Spieler. Im Film Aus der Tiefe des Raumes verwandelt sich ein Tipp-Kick-Spieler in einen echten Menschen, der Günter Netzer immer ähnlicher wird.

Weblinks


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