- Tischgebet
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Das Tischgebet ist ein Segen über die Speisen sowie ein Dank, der zu Beginn, seltener auch am Ende einer Mahlzeit, an Gott gerichtet wird.
Inhaltsverzeichnis
Judentum
Das jüdische Tischgebet wird auf den Bibelvers zurückgeführt: Und du sollst essen und satt werden und segnen den Ewigen deinen Gott für das gute Land, das er dir gegeben hat (5. Buch Moses, Kap. 8, Vers 10). Es besteht im Wesentlichen aus vier Segenssprüchen, in denen Gott gedankt und um Erlösung des Volkes Israel gebeten wird. Weiteres siehe unter Tischgebet (Judentum).
Christentum
Ursprung und Bedeutung
Das christliche Tischgebet hat seine Wurzeln in der jüdischen Berachá: Gepriesen (baruch) bist du, JHWH unser Gott, Schöpfer der Welt, für Speise und Trank: Durch sie gewährst du uns Leben und Freude. Gepriesen bist du in Ewigkeit.
Die beiden Aspekte Dank und Segen sind darin noch eins. Hebr. barúch kann, wie griech. eulogetòs und lat. benedictus, sowohl als Preisung auf Gott wie als Segen auf Geschöpfe und Geschaffenes bezogen werden. Die Preisung Gottes über den Gaben segnet zugleich diese zu heil- und nutzbringendem Gebrauch. Denn jedes Geschöpf Gottes ist gut und nichts verwerflich, wenn es mit Danksagung genommen wird; denn es wird geheiligt durch Gottes Wort und durch Gebet. (1 Tim 4,4-5 ELB).
Die weitere Entwicklung im Christentum und der deutsche Sprachgebrauch zeigen das Auseinanderfallen, aber auch die bleibende Zusammengehörigkeit von Segen und Gotteslob im Tischgebet.
Gestalt
Das feierliche Tischgebet in größerer Gemeinschaft besteht in der Regel aus Psalmworten (v.a. Ps 104,27ff) und dem Gloria Patri, dazu können freie oder geprägte Gebete treten. Zum katholischen Brauch gehört das einleitende und abschließende Kreuzzeichen.
Im familiären Rahmen erfreuen sich gereimte Tischgebete weiterhin großer Beliebtheit. Zu den bekanntesten gehören:
- Segne, Vater, diese Speise,
uns zur Kraft und dir zum Preise. - Komm, Herr Jesus, sei unser Gast
und segne, was du uns bescheret hast. - Alle guten Gaben,
alles was wir haben,
kommt, o Gott, von dir;
wir danken dir dafür. - O Gott, von dem wir alles haben,
wir preisen dich für deine Gaben.
Du speisest uns, weil du uns liebst;
o segne auch, was du uns gibst. - Jedes Tierlein hat sein Essen,
jedes Blümlein trinkt von dir,
hast auch unser nicht vergessen,
lieber Gott, hab Dank dafür.
In katholischen Familien wird auch das Angelus-Gebet (Der Engel des Herrn) als Tischgebet gesprochen. Das Läuten der Kirchturmglocke morgens, mittags und abends soll an das Beten des Angelus erinnern.
Islam
In der islamischen Tradition wird ein Tischgebet in Form eines du'a am Anfang und an Ende der Mahlzeit gesprochen. Es kann von jeder beliebigen Person gesprochen werden. Am Anfang sagt man: „Bismillah“ (Im Namen Gottes) oder auch: „Allahumma bark lana fi ma razqtana wa kina athaban nari, bismillah.“ (O Gott, segne uns unseren Unterhalt, den Du uns gegeben hast und schütze uns vor dem Feuer, im Namen Gottes). Am Ende der Mahlzeit sagt man: „Al-hamdulillah“ (Gott sei Dank, bzw. Gepriesen sei Gott).
Literatur
- Guido Fuchs: Mahlkultur - Tischgebet und Tischritual, Regensburg 1998, ISBN 3-7917-1595-X
Weblinks
Commons: Tischgebet – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien - Segne, Vater, diese Speise,
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