Titanwurz

Titanwurz
Titanenwurz
Titanenwurz (Amorphophallus titanum) im United States Botanic Garden, Washington D.C., 20. November, 2005

Titanenwurz (Amorphophallus titanum) im United States Botanic Garden, Washington D.C., 20. November, 2005

Systematik
Unterklasse: Froschlöffelähnliche (Alismatidae)
Ordnung: Froschlöffelartige (Alismatales)
Familie: Aronstabgewächse (Araceae)
Unterfamilie: Aroideae
Gattung: Amorphophallus
Art: Titanenwurz
Wissenschaftlicher Name
Amorphophallus titanum
(Becc.) Becc. ex Arcang.
Die Rekordtitanwurz in der Stuttgarter Wilhelma (2005)
Titanenwurz mit drei Blumen, 14. Mai 2006 im Botanischen Garten in Bonn

Die Titanenwurz oder Titanwurz (Amorphophallus titanum; aus dem griechischen amorphos für unförmig und phallos für Penis) ist eine Pflanzenart, die zu den Aronstabgewächsen (Araceae) gehört und den größten verzweigten Blütenstand im Pflanzenreich hervorbringt.

Inhaltsverzeichnis

Aussehen

Der von ihr produzierte Blütenstand stellt aus blütenbiologischer Sicht die größte Blume der Welt dar. Den Rekord hält derzeit die Titanenwurz der Wilhelma, des Zoologisch-Botanischen Gartens in Stuttgart. Ihr Blütenstand erreichte 2005 eine Höhe von 2,94 Metern und einem Umfang von 1,50 Metern. Am 23. Juli 2008 blühte sie erneut.[1] Die diesjährige Blüte der Titanenwurz in der Stuttgarter Wilhelma war auch via Webcam zu verfolgen, die im Minutentakt das Bild aktualisiert.[2].

Zuvor hielt eine Titanenwurz des Botanischen Gartens in Bonn diesen Rekord, deren Blütenstand 2003 eine Höhe von 2,74 Metern erreichte. Dort gab es 2006 wieder eine neue Blüte, die als erste Titanenwurz außerhalb ihrer eigentlichen Heimat, dem indonesischen Urwald, drei Blütenstände gleichzeitig hervorbrachte. Eine nächste Blüte folgte 2009.[3]

Die eigentlichen (sehr kleinen) Blüten sitzen – weibliche unterhalb der männlichen – an der Basis des Blütenstandes und sind von einem einzigen, sehr großen Hochblatt (Spatha) umhüllt. Der obere Teil des Blütenstandes (Spadix) ist stark verlängert und lockt durch den Geruch bestäubende Insekten (Osmophor) an.

Auf Indonesisch ist die Pflanze bekannt als bunga suweg raksasa oder allgemein als bunga bangkai (Aas-, Leichenblume) und kommt nur auf Sumatra vor. Viele botanische Gärten, wie etwa in Bogor auf Java, haben diese Pflanze gezogen, allerdings tritt das Blühereignis nur sehr unregelmäßig alle neun bis zwölf Jahre auf. Verwandte Arten kommen weltweit vor, in Deutschland zum Beispiel der Aronstab in feuchten Laubwäldern und die Drachenwurz in Mooren. Auch der Philodendron, Flamingoblumen und Calla, sowie Taro gehören zu den Araceaen.

Geschichte

Amorphophallus titanum ist eine der spektakulärsten Erscheinungen in der Pflanzenwelt und wurde 1878 von dem florentinischen Botaniker Odoardo Beccari entdeckt. Er beobachtete während einer Expedition im Atjer Mantior auf Sumatra am 6. August Blätter und eine fruchtende Pflanze, sowie am 5. September ein blühendes Exemplar. Beccari schickte einige Knollen und Samen nach Florenz. Die Knollen gingen zugrunde, aber einige wenige Samen keimten aus, und von diesen Sämlingen wurden einige an die Royal Botanic Gardens in Kew, London gesandt. Dort gelangte eine Pflanze 1889, elf Jahre nach ihrer Entdeckung, zum ersten Mal außerhalb ihrer tropischen Heimat zur Blüte. Bereits im November 1878, dem Jahr der Entdeckung, gab Beccari seinen außergewöhnlichen Fund u. a. im Gardeners Chronicle bekannt und benannte die Pflanze Conophallus titanum. Giovanni Arcangeli gab der Art 1879 ihren derzeit gültigen wissenschaftlichen Namen.

Fortpflanzung

Um Insekten (wie Aaskäfer Diamesus spp. und Kurzflügler Creophilus spp.) anzulocken geben die Blütenstände einen unangenehmen Aasgeruch ab. Die Tiere kriechen in den Kelch hinab, um dort ihre Eier zu legen und sichern auf diese Weise die Bestäubung der Pflanze. Die Larven müssen jedoch nach dem Ausschlüpfen verhungern. Für den üblen Geruch der blühenden Pflanze ist eine Reihe von schwefelhaltigen Verbindungen und Aminen verantwortlich, dazu zählen Dimethyldisulfid, Dimethyltrisulfid, Putrescin und Cadaverin.

Sonstiges

Die deutsche Bezeichnung Titanenwurz wird zuweilen auch für andere, nahe verwandte Arten mit ebenfalls sehr großen Blütenständen gebraucht, z. B. für die Konjakwurzel (Amorphophallus konjac).

Während die Titanenwurz als größte Blume der Welt bezeichnet wird, bildet die Pflanzenart Puya raimondii mit annähernd acht Metern Höhe den größten unverzweigten Blütenstand, die größte Einzelblüte wird von der Art Rafflesia arnoldii erzeugt.

Weltweit einmalig war die Entstehung von drei Blumen aus einer Knolle im Mai 2006 im Botanischen Garten Bonn. Die etwa 117 kg schwere Knolle hatte zuletzt im Jahre 2003 eine rekordverdächtige Blüte hervorgebracht.

Weblinks

Quellen

  1. Bericht des SWR
  2. Die Titanenwurz via Webcam
  3. 30. Mai 2009

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