Tmesis

Tmesis

Unter Tmesis (gr. τμῆσις Abtrennung) versteht man die „Aufspaltung eines Wortes“.[1] Dies geschieht dadurch, dass zwischen die Bestandteile eines Wortes ein anderes Wort oder eine Wortgruppe eingeschoben wird. Der Begriff Tmesis wird dabei uneinheitlich verwendet; als Stilmittel wird damit lediglich die grammatikalisch eigentlich fehlerhafte Trennung bezeichnet, im weiteren Sinne wird damit aber auch die grammatikalisch richtige Trennung von Wortteilen bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Die Tmesis in der Antike

Die Tmesis war im vorhomerischen Griechisch ursprünglich wahrscheinlich grammatikalisch möglich, entwickelte sich jedoch später, zu Zeiten Homers, zum Stilmittel. Eine Tmesis wird in der Regel aus metrischen Gründen verwendet. Man spricht von einer ererbten Trennung von Präverb und Verb.
Aus Homer: ἐκ τοι ἐρέω ek toi ereō (heraus werd’ ich’s dir sagen) → ἐξερῶ exerō (ich werde aussagen)

Eine gewagte Tmesis im Lateinischen, Ennius zugeschrieben: saxo cere- comminuit -brum „Zerbrach mit dem Stein das Gehirn ihm“.

Die Tmesis im Deutschen

Die Tmesis ist auch in der gesprochenen deutschen Sprache als Stilmittel verbreitet: Wo willst Du hin? statt Wohin willst Du? oder Da hat er kein Recht zu! statt Dazu hat er kein Recht!

Beispiel:

  • „die Schlacht, die uns bevor beim Strahl des Morgens steht“
(Kleist, Prinz Friedrich von Homburg)

In der deutschen Schriftsprache wird auch die Trennung von abtrennbaren Präfixen (so genannten Verbzusätzen) bei Zweitstellung des finiten Verbs als Tmesis bezeichnet: jemanden anlügenJemand lügt jemanden an.[2]

Literatur

  • Ivo Hajnal: Die Tmesis bei Homer und auf den mykenischen Linear B-Tafeln - ein chronologisches Paradox? - Onlineversion (pdf: 324 kb)

Einzelnachweise

  1. Anja Overbeck: Italienisch im Opernlibretto. Quantitative und qualitative Studien zu Lexik, Syntax und Stil. De Gruyter, Berlin/Boston 2011, Seite 263. ISBN 978-3-025382-5. (= Habilitationsschrift, Göttingen 2010.)
  2. Helmut Glück (Hrsg.): Metzler Lexikon Sprache. Dritte, neubearbeitete Auflage. Metzler, Stuttgart/ Weimar 2005, ISBN 978-3-476-02056-7., Stichwort: „Tmesis“.

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Tmesis – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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  • tmesis — 1570s, from Gk. tmesis a cutting, related to temnein to cut, tome a cutting (see TOME (Cf. tome)). The separation of the elements of a compound word by the interposition of another word or words (e.g. a whole nother) …   Etymology dictionary

  • tmesis — [tə mē′sis, mē′sis] n. [LL < Gr tmēsis, a cutting < temnein, to cut: see TOMY] Rhetoric Prosody separation of the parts of a compound word by an intervening word or words (Ex.: what soever for whatsoever person) …   English World dictionary

  • Tmesis — Tme sis (m[=e] s[i^]s or t m[=e] s[i^]s; 277), n. [L., from Gr. tmh^sis a cutting, fr. te mnein to cut.] (Gram.) The separation of the parts of a compound word by the intervention of one or more words; as, in what place soever, for whatsoever… …   The Collaborative International Dictionary of English

  • Tmesis — (gr.), 1) Zerschneidung; 2) Trennung eines zusammengesetzten Wortes in seine Elemente. bes. der Präposition von dem mit derselben zusammengesetzten Verbum, z.B. ab er ihm die Beute wieder nahm. Die T. kommt auch bei andern aus zwei selbständigen… …   Pierer's Universal-Lexikon

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  • Tmesis — (grch.), Trennung eines zusammengesetzten Wortes durch ein anderes dazwischengesetztes …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Tmesis — Tmesis, griech., Zerschneidung; in der Grammatik die Auflösung eines zusammengesetzten Wortes (namentlich von Verb und Präposition z.B. aufging, ging auf); Tmetica, einschneidende Mittel …   Herders Conversations-Lexikon

  • Tmesis — Tme|sis 〈f.; , sen〉 Trennung eines zusammengesetzten Wortes durch dazwischentretende Wörter, z. B. „ich behalte es bei“ [<grch. tmesis „Schnitt“; zu temnein „schneiden“] * * * Tmesis   [griechisch, eigentlich »das Schneiden«] die, /...sen,… …   Universal-Lexikon

  • tmesis — /teuh mee sis/, n. the interpolation of one or more words between the parts of a compound word, as be thou ware for beware. [1580 90; < LL tmesis < Gk tmésis a cutting, equiv. to tme (var. s. of témnein to cut) + sis SIS] * * * …   Universalium

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