- Tongaische Sprache
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Tongaisch (lea fakatonga) Gesprochen in
Tonga Sprecher Gesamt: 105.319 (Stand: 1998), Schätzung 2010: 200.000 Linguistische
Klassifikation- Austronesisch
- Malayo-polynesisch
- Zentralost-Malayo-Polynesisch
- Ost-Malayo-Polynesisch
- Ozeanisch
- Zentralostozeanisch
- Entfernte Ozeanische Sprachen
- Zentralpazifisch
- Ost-Fidschipolynesisch
- Zentralpazifisch
- Entfernte Ozeanische Sprachen
- Zentralostozeanisch
- Ozeanisch
- Tongaisch
- Ost-Malayo-Polynesisch
- Zentralost-Malayo-Polynesisch
- Malayo-polynesisch
Offizieller Status Amtssprache von Tonga Sprachcodes ISO 639-1: to
ISO 639-2: ton
ISO 639-3: ton
Die Tongaische Sprache (tongaisch: lea fakatonga) gehört zu den polynesischen Sprachen, die ein Zweig der austronesischen Sprachen sind. Es wird von den Tongaern gesprochen und ist auf den Tonga-Inseln die Nationalsprache.
Stellung innerhalb des Polynesischen
Unter den polynesischen Sprachen verdient das Tongaische eine besondere Beachtung. Tonga liegt im melanesisch-polynesischen Grenzgebiet. Dies führt dazu, dass das Tongaische sich in einigen Punkten lautlicher und syntaktischer Art von den anderen polynesischen Sprachen unterscheidet und sich der Sprache der Fidschi nähert. Diese Annäherung an Fidschi geht über die weitgehende Übereinstimmung zwischen dieser Sprache und dem Polynesischen hinaus und erklärt sich aus späteren Einwirkungen des Tongaischen auf Fidschi. Eine derartige Beeinflussung liegt sicher vor, genügt aber noch nicht zur Erklärung älterer Sprachformen, die sich übereinstimmend in beiden Sprachen finden.
Das Tongaische ist auch noch aus einem anderen Grund für die Entwicklungsgeschichte Polynesiens von Belang. Die Tongaer betrieben eine rege Kolonialpolitik, in deren Zuge die umliegenden Inseln besiedelt wurden. Daraus erklärt sich auch die große Übereinstimmung der Sprachen von Tonga und Uvéa (Wallis). Von Uvea wiederum wurde die Insel gleichen Namens in Melanesien bevölkert. Ob noch andere polynesische Sprachen in Melanesien tongaischen Ursprungs sind, ist noch nicht entschieden. Sollte sich dies herausstellen, so würden sich wichtige Anhaltspunkte für die Entwicklungsgeschichte des Tongaischen ergeben. Das Tongaische gehört zu der ältesten feststellbaren Entwicklungsschicht des Polynesischen. Eine besondere Eigentümlichkeit des Tongaischen ist die Voranstellung eines h in mehreren Wörtern, denen in den übrigen polynesischen Sprachen die Entsprechung s bzw. h fehlt, was auf eine frühere Nasalverbindung zurückzuführen ist.
- 'hinauf': Tg. hake / Uvea ake / Futuna ake, sake
- 'hinunter': Tg. hifo / Uvea ifo / Niue hifo
- 'neun': Tg. hiva / Uvea hiva / Futuna iva
- 'wie viel?': Tg. fiha / Niue fiha / Futuna fia
- 'Meer': Tg. tahi / Uvea tai / Niue tahi
- 'schlafen': Tg. mohe / Uvea moe / Niue mohe / Futuna moe / Tpmbulu mose
Niueanisch hat wie das Tongaische den bestimmten Artikel he. Dagegen fehlt dem Uvea, das im Wortschatz fast ganz mit dem Tongaischen übereinstimmt, sowohl das erwähnte h als auch die Entsprechung für ein ursprüngliches indonesisches h. Als Artikel besitzt Uvea te. In all diesen Punkten stimmt die Sprache von Niue mit Uvea überein.
Sprachentwicklung
Nach der Entdeckung im Jahre 1616 durch den Holländer Jakob Le Maire konnte Tonga durch geschicktes Taktieren seine Unabhängigkeit bis zum heutigen Tage bewahren, lediglich 1900 bis 1970 befand es sich unter britischem Protektorat. Heute wird Tonga von einer konstitutionellen Monarchie nach britischem Vorbild regiert.
In all dieser Zeit konnte die tongaische Kultur ihre Identität behalten, in der modernen Sprache jedoch fanden sich fremde Einflüsse, z. B. durch das Englische. wieder.
Dies zeigt sich am Beispiel eines mythologischen Textes, der in der jüngeren Zeit geschrieben wurde:
- koe taimi nae ogomai ae fefine ?
- zu jener Zeit hörte man von einer Frau? (taimi = engl. time)
Im Vergleich zu früheren Texten änderten sich nicht nur einzelne Worte, vielmehr glich sich das Tongaische in vielen Bereichen, wie etwa der Orthographie, der englischen Sprache an. Im Zuge dieses Einflusses veränderte sich die Sprache, wie nachfolgende Beispiele zeigen:
'Das Kind, von wem ist dieses Mädchen?'
- alt: coe tama ahái he fafine cóia?
- neu: ko e tama ʻa hai he fefine kó ia?
'Es ist das Kind des Matapule Fotu.'
- alt: coe tana he mataboole co Fotoo
- neu: ko e tama ʻa e matāpule ko Fotu
'Lasst uns gehen wandern nach Liku' (to:Tau fakaniua)
- alt: tow alu fononga gi Licoo
- neu: tau ʻalu fononga ki Liku
'um zu sehen den Untergang der Sonne.'
- alt: ger mamata he hifo he láa
- neu: ke mamata he hifo he laʻā
'Lasst uns lauschen dem Zwitschern der Vögel'
- alt: tow fonogo gi he maboo he manoo
- neu: tau fonongo ki he mapu he manu
'und dem Klagen der Tauben.'
- alt: me he tangi he loobe
- neu: mo e tangi he lupe
Die Vernachlässigung der Attributpartikel findet man auch in jüngeren Texten, allerdings nicht so häufig. Im Niue, das mit dem Tongaischen den gleichen Artikel he hat, fällt die Attributpartikel regelmäßig aus. Dies lässt vermuten, dass diese Partikeln in der heutigen Umgangssprache vernachlässigt werden.
Weblinks
- Austronesisch
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