- Torsionsgeschütz
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Torsionsgeschütz ist ein Sammelbegriff für historische Artillerie-Waffen, die die Energie zum Schuss aus der Verdrehung von Seilbündeln beziehen. Die Seile bestehen in der Regel aus Tiersehnen, aber auch die Verwendung von in Öl getränkten Frauenhaaren ist überliefert. Die bekanntesten Waffen dieser Art sind Balliste (auch Scorpio genannt) und Onager.
Es gibt zwei Bauweisen, die einarmige (Onager) und die zweiarmige (Balliste). Bei der einarmigen Bauweise wird die Kraft durch einen Wurfarm auf das Geschoss übertragen. Als Geschosse können Steine, Metallkugeln, Brandmittel und dergleichen verwendet werden. Die Flugbahn der Geschosse ist in der Regel eher hoch (vgl.: Steilfeuergeschütz) und besonders für indirekten Beschuss geeignet. Die zweiarmige Bauweise entspricht in etwa dem Aufbau einer Armbrust, indem zwei Arme die Kraft auf eine Sehne übertragen und diese wiederum auf das Geschoss. Auch hier ist die Verwendung von Kugeln möglich, aber in der Regel werden Speere und Bolzen verschossen. Die Flugbahn der Geschosse ist eher flach (vgl.: Flachfeuergeschütz) und besser für direkten Beschuss geeignet.
Im Vergleich zu den auf Hebelwurf basierenden Geschützen (Blide) ist der Bau- und damit auch der Geschossgröße eine sehr viel niedrigere Grenze gesetzt.
Torsionsgeschütze wurden etwa ab 400 v. Chr. von den Griechen in größerem Maßstab verwendet. Später übernahmen die Römer die Technik und entwickelten sie weiter. Zwischen 100 n. Chr und 300 n. Chr ließ die Verwendung nach, bis sie schließlich ganz aufhörte.
Experimentelles Beispiel zur Torsion
Man nehme eine zusammengeknotete Schnur von zwei Handbreiten Länge, lege sie ähnlich wie beim Fadenspiel straff über Daumen und Zeigefinger der linken Hand. Nun führt man mit der anderen Hand ein Streichholz zwischen den Fäden durch und verdreht damit die Schnur einige Male. Wenn man das Streichholz loslässt, wirbelt es herum, genau wie der Arm einer Torsionswaffe.
Siehe auch
Quellen
- http://homepages.uni-tuebingen.de/peter.rempis/aalen/sqhm/alf/texte/1109festungskrieg.html
- Bilder von Onager und Balliste, auf denen die Torsion der Seilbündel gut zu erkennen ist
- http://www.imperiumromanum.com/militaer/heer/artillerie_geschuetze.htm
- http://www.roemercohorte.de/index.php?id=46&l=de
- http://www.legionxxiv.org/catapulta/
- Zeit Eine Antike Schußwaffe aus der Kiesgrube bei Xanten-Warth. Besterhaltene Waffe dieser Zeit.
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