Trajekt Bingen-Rüdesheim

Trajekt Bingen-Rüdesheim

Das Rheintrajekt Bingerbrück-Rüdesheim war von 1862 bis 1900 als Eisenbahnfähre in Betrieb.

Am 15. Dezember 1859 konnte die Rheinische Eisenbahngesellschaft ihre linksrheinische Bahnstrecke von Köln bis Bingerbrück vollständig in Betrieb nehmen. Wenige Monate später, am 26. Mai 1860, war auch die Bahnstrecke der Rhein-Nahe Eisenbahngesellschaft von Bingerbrück bis Neunkirchen im Saargebiet fertiggestellt. Durch beide Bahnstrecken konnten nun die gefragten Steinkohlen für den Mittelrhein und den Oberrhein angefahren werden. Die Versorgung des Wiesbadener und Frankfurter Raums mit der Eisenbahn war jedoch nur in einem weiten Bogen über Mainz und Darmstadt möglich. Erst 1862 wurde die Nassauische Rheinbahn in ihrem Abschnitt zwischen Rüdesheim und Oberlahnstein eröffnet.

Um den Weitertransport der Kohlen in diesen Raum nicht der Schifffahrt zu überlassen, beschlossen Rhein-Nahe Eisenbahn und Nassauische Staatsbahn die Einrichtung eines Trajektes für Güterwagen zwischen Bingerbrück und Rüdesheim (Rampe unterhalb Rüdesheim bei Strom-Km 528,8; die Rampe ist heute noch zu sehen am Parkplatz der B42). Das Gütertrajekt konnte am 1. September 1862 seinen Betrieb aufnehmen. Das Personentrajekt bereits am 5. November 1861 auf der Strecke Bingerbrück - Bingen - Rüdesheim (Nähe Bahnhof). S. Kreisbericht (Rüdesheim?) von 1869-90, S. 239.

Mit zunächst zwei Räder-Dampfschiffen ('Bingerbrück' und 'Rüdesheim') wurden die auf den längsseits angekoppelten Pontons (Ponten) stehenden Güterwagen über den Rhein gefahren. Über Gleisrampen an beiden Ufern konnte die Wagen auf die Ponten abgelassen bzw. von ihnen abgezogen werden. Fahrgäste benutzten das die Dampfschiffe als Fähren und setzten auf einer anderen Strecke (s.o.) an das anderen Ufer über.

Das Übersetzen der Güterwagen endete erst im Jahre 1900. Für den Personentransport betrieben die Preußischen Staatseisenbahnen die Fähre aber bis zum Juli 1907 auf ihre Rechnung weiter. Die Fahrgäste wurden danach kostenlos mit der Straßenbahn nach Bingen befördert und konnten dort die Fähre Bingen-Rüdesheim benutzen. Für den Zugverkehr war von 1913 bis 1915 dort die Hindenburgbrücke erbaut worden. Sie wurde 1945 zerstört und nicht wieder aufgebaut.

Literatur

  • Heimatverein Bingerbrück, Sonderheft 2008: Eisenbahntrajekt Bingerbrück-Rüdesheim
  • Lautensack, K-H.: 100 Jahre Binger Verkehrsbetriebe, Weiler 2005, ISBN 978-3-938184-02-8
  • Scharf, H.W.: Eisenbahn-Rheinbrücken in Deutschland, Freiburg 2003
  • Webers, M.M. von: Schule des Eisenbahnwesens, 4. Auflage, Leipzig, 1885

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