Tramwaj Sankt Peterburg

Tramwaj Sankt Peterburg
Eine LWS-2005-Straßenbahn im heutigen Alltagseinsatz

Die Straßenbahn Sankt Petersburg (russisch Санкт-Петербургский трамвай/ Sankt-Peterburgskij Tramwaj) ist ein Straßenbahnbetrieb in der russischen Stadt Sankt Petersburg. Noch 2001 hatte die Stadt mit einer Streckenlänge von 285 Kilometern und einer Linienlänge von rund 600 Kilometern das längste Straßenbahnnetz der Welt. Mittlerweile ist das Netz durch Streckenstilllegungen weltweit nur noch das viertlängste.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Früher wurden Linien auch über die gefrorene Newa geführt

Die Geschichte der Straßenbahn beginnt am 27. August 1863 mit der Eröffnung der ersten Pferdebahn durch die französische Gesellschaft Première Compagnie des tramways à Petersbourg. Die erste Strecke verlief vom Admiralitejskaja-Platz über den Newski-Prospekt zum heutigen Moskauer Bahnhof. Sie wurde in der bis heute für Russland typischen 1.524 mm Breitspur gebaut und war 4,3 Kilometer lang. Bereits im nächsten Jahr folgten zwei weitere Strecken mit einer Länge von je 3,5 Kilometern. Mit der Gründung der Zweiten Aktiengesellschaft der Pferdebahnen in Sankt Petersburg im Jahr 1874 begann der erste Boomphase der Bahnen in der Stadt. 1877 verkehrten bereits 27 Linien auf insgesamt 90,7 Kilometern Strecke. 1899 betrug die Streckenlänge 131,3 Kilometer.

Im Jahr 1878 kam ein drittes Unternehmen hinzu. Die Newskaja Vorortpferdebahn nahm ihren Betrieb vom Moskauer Bahnhof in den heutigen Stadtteil Rybazkoje auf. Sie wurde 1902 von der Stadtverwaltung übernommen. In den Jahren 1895 und 1896 führte die Finnische Gesellschaft für Schiffahrt die erste elektrische Bahn ein. Allerdings nicht auf dem Land, die Gesellschaft verlegte in den Wintermonaten die Gleise auf der zugefrorenen Newa. Sie umging mit ihren drei Linien das Monopol der Zweiten Aktiengesellschaft der Pferdebahnen in Sankt Petersburg. Mit dem Neubau einer Brücke endete 1910 dieser Betrieb. Die erste, durch die Stadt betriebene, elektrische Bahn nahm am 29. September 1907 ihren Dienst auf und ab 1915 begann man, die Pferdebahnen auf Strom umzustellen. Der Erste Weltkrieg und die damit verbundenen Engpässe in der Futterversorgung beendeten schließlich die Ära der Pferdebahnen in Sankt Petersburg.

Auch die beiden einzigen Dampfstraßenbahnen aus dem Jahr 1881 und 1887 wurden ab 1918 auf Strom umgestellt. Diese Umstellung fand am 26. August 1922 ihren Abschluss.

Ab 1923 verkehrten die Bahnen mit einem festen Fahrplan. Bis 1941 wuchs das Netz weiter und erreichte eine Länge von rund 700 Kilometern. Mit dem Beginn der Blockade durch die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg begann für die Bahngesellschaft eine schwere Zeit. Bis zum Ende hatte die Bahn 500 Kilometer Oberleitung und 150 Fahrzeuge verloren. Weitere 1065 Wagen waren teilweise stark beschädigt.

Nach dem Krieg begannen die Reparaturen am Netz und an den Fahrzeugen. Bis 1947 war das Netz wieder vollständig hergestellt. In den folgenden Jahren wuchs das Netz weiter. Bis 1986 hatte das Netz mit einer Linienlänge von 1022 Kilometern seine größte Ausdehnung erreicht. Zu diesem Zeitpunkt verkehrten fast 2200 Fahrzeuge. Mit der Perestrojka begann auch der Niedergang der Straßenbahn. Bis 1997 schrumpfte das Netz um fast 400 Kilometer. In diesem Jahr wurde auch die erste Linie aus dem Jahr 1863 nach mehr als 130 Jahren Betrieb eingestellt.

Heutiger Zustand

Die Gleise und das Gleisbett sind vielerorts marode und ausgefahren. Es kommen beispielsweise bis zu mehrere Zentimeter große Schienenstöße vor. Dementsprechend ist die Geschwindigkeit gering. Weiterhin ist zu bemerken, dass in jedem Straßenbahnzug ein Fahrkartenverkäufer mitfährt.

Tarif

Der Fahrpreis beträgt 18 Rubel, umgerechnet ca. 45 Cent (Stand Januar 2009).

Pläne

Heute steht es um die Zukunft der St. Petersburger Straßenbahn sehr schlecht. Hinter dem Vorwand, dass die Straßenbahn wegen des schlechten Zustandes der Gleise gezwungen ist, manchmal sehr langsam zu fahren – was (angeblich) große Staus auf den Straßen verursacht – wurde die Straßenbahn offiziell zum Feind des Straßenverkehrs erklärt. Anstatt die Gleise und den Fuhrpark in Schuss zu halten und zu renovieren, beschloss die Stadtverwaltung die Gleise zu demontieren und die in der Nähe vom Stadtzentrum (auf sehr teuer gewordenen Grundstücken) liegenden Depots abzureißen um an deren Stelle neue Bürohäuser zu bauen.

Siehe auch

Weblinks


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