- Trigramme
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Die Acht Trigramme (chin. 八卦, bā guà = acht Orakelzeichen) sind zur Weissagung dienende Symbole, welche die Grundlage des altchinesischen I Ging (易經, yí jīng, Buch der Wandlungen) bilden. Sie bestehen aus drei entweder durchgezogenen (Yáng) oder unterbrochenen (Yīn) Linien, woraus sich 23 = 8 Möglichkeiten ergeben, die oft in Form eines Kreises dargestellt werden. Zwei Trigramme ergeben eines der 64 (26 = 82) Hexagramme; deren Bedeutungen sind im Buch der Wandlungen beschrieben.
Wie andere Symbole der chinesischen Numerologie lassen sich auch die Trigramme mit einer Vielfalt von Bedeutungen interpretieren. Die hier gezeigte Auslegung unterscheidet sich geringfügig von der bei I Ging angeführten:
(Die Reihung der Tabellenzeilen entspricht der zyklischen Abfolge entlang des Umfanges im Bild rechts)
Die Trigramme sind als universales Orientierungsmodell zu verstehen, das auch Elemente enthält, die auf die Lebensgestaltung des Menschen Einfluss nehmen. Aufgrund von Orientierungsprinzipien und der für die Lebensgestaltung bestimmenden Elemente ist jedem Menschen eine bewusstere Selbstbestimmung möglich. Die Himmelsrichtungen stehen z.B. auch für innere Orientierung, die Organe für bestimmte psychische Verfassungen (Stimmungen, Persönlichkeitsstrukturen).[1] So entspricht den physischen Qualitäten immer auch eine innere (psychische) Qualität.
Die acht Orakelzeichen korrespondieren in der traditionellen chinesischen Numerologie auch mit den anderen Systemen unterschiedlicher Elementanzahl. In der vorstehenden Tabelle sind die Beziehungen zu Natur und Familie gezeigt.
Einige der weiteren mit dem Bagua verbundenen Elemente wären:
- Klima
- Farben
- Anatomie
- Körperteile
- Astronomie
- Astrologie
- Tiere, Sternzeichen
- Geographie
- Geomantik
- etc. (lässt sich beliebig fortsetzen)
Reihenfolge
Für die acht Trigramme sind unterschiedliche Reihungen (chin. 卦序, guà xù) üblich. Die Reihung der Zeichen U+2630 bis U+2637 im Unicode-Block Verschiedene Symbole entspricht der binären Darstellung. Das nebenstehende Bild zeigt die Entwicklung aus den einzelnen Strichelementen, als Folge ergibt sich die Anordnung der Trigramme nach diesem dualen Prinzip, wie es auch von Zhu Xi (朱熹, Zhū Xī) in einer 先天, xiān tiān)='Himmel zuerst' (early heaven, EH), Fushi (伏羲, fú xī, 2852 bis 2737 v.Chr.), und jenes nach Houtian (後天, hòu tiān)='Himmel weiter hinten' (nämlich erst an 4. Stelle) (later heaven, LH), König Wen (文王, wén wáng, 1099 bis 1055 v.Chr.). Weil in beiden Systemen auch die Himmelsrichtungen so zugeordnet werden, dass entsprechend der damals geltenden Sichtweise Süden oben liegt, sowie die Jahreszeiten mit dem Sommer beginnen, werden in den beiden Systemen Jahreszeiten und Richtungen unterschiedlichen Trigrammen zugeordnet - durchaus eine von mehreren Ursachen der Verwirrung.
In der Zuordnung zu den Familienmitgliedern wird der Vater durch drei yáng-Striche ( maskuliner Aspekt), die Mutter durch drei yīn-Striche ( femininer Aspekt) dargestellt; dieser Logik ist noch leicht zu folgen. Hingegen fällt auf, dass den Töchtern die Kombinationen zweier maskuliner mit einem femininen, den Söhnen zweier femininer mit einem maskulinen Strich zugeordnet werden.
Die konventionelle Abfolge reiht die Trigramme nach den vier Gegensatzpaaren. Die folgende Tabelle zeigt diese fünf Sortierkriterien.
Es sind noch viele andere Reihungen möglich und üblich.
Die Trigramme in der Flagge Südkoreas
Auf der Flagge Südkoreas sind jene vier Trigramme dargestellt, die sich (bezüglich einer gedachten horizontalen Mittellinie) symmetrisch zeigen. Die Trigramme lassen sich als Gegensatzpaare verstehen, was vor allem bei den vier symmetrischen offensichtlich ist: oben der Himmel (☰), unten die Erde (☷) auf einer vertikalen Achse; wenn Feuer (☲) und Wasser (☵) auf einer kreuzenden horizontalen Achse angeordnet werden, ergibt sich die nebenstehende Struktur.
Dia asymmetrischen Gegensatzpaare sind Donner (☳) und Wind (☴), sowie Berg (☶) und See (☱). Alle drei Striche jedes Gegensatzpaares sind einander entgegengesetzt ( ↔ ), im Übergang zwischen zwei Paaren ist nur einer der drei Striche entgegengesetzt.
Zuordnungen
Hier werden einige von vielen mehrfachen und widersprüchlichen Zuordnungen dargestellt.
Codepoint U+2630 U+2637 U+2635 U+2632 U+2633 U+2634 U+2636 U+2631 自然 Natur Himmel Erde Wasser Feuer Donner Wind Berg Ästuar 卦名 Name Trockenheit Weiblichkeit Gefahr Trennung Erregung Sanftheit Beständigkeit Wechsel 性情 Wesensart schöpferisch empfangend abgründig festhaltend erregend sanft ruhig freudvoll 家族 Familie Vater Mutter mittlerer Sohn mittlere Tochter ältester Sohn älteste Tochter jüngster Sohn jüngste Tochter 五行 5 Elemente Metall Erde Wasser Feuer Holz Holz Erde Metall UC Reihung 1 8 6 3 4 5 7 2 EH Reihung 1 5 3 7 6 2 4 8 LH Reihung 4 2 5 1 7 8 6 3 EH Jahreszeit Sommer Winter Herbst Frühling Winter Sommer Herbst Frühling LH Jahreszeit Herbst Sommer Winter Sommer Frühling Frühling Winter Herbst 5E Jahreszeit Herbst (6. Monat) Winter Sommer Frühling Frühling (6. Monat) Herbst EH Richtung S N W O NO SW NW SO LH Richtung NW SW N S O SO NO W 5E Richtung W Zentrum N S O O Zentrum W (Die Reihung der Tabellenspalten (oben) und -zeilen (unten) entspricht der konventionellen Abfolge nach den vier Gegensatzpaaren)
Bedeutungen, Assoziationen; Begriffe (Auswahl) aus Zehn Flügel Himmel Ausdehnungsenergie; das wärmende Prinzip der Sonne, durchdringend und befruchtend. Das himmlische erzeugende (=männliche) Prinzip.
Kopf, Führer, Kraft, Stärke, höhere Ordnung; Angriff, Kampf, Konfrontation, feindliches Eindringen.Erde Empfangende Energie; Ergebnis, Gewinn, Akzeptanz. Das irdische (=weibliche) Prinzip. Wasser Gefahr, Wildwasser, Wolken, Regen; Schlucht, Abgrund, Graben, Grube, Falle, Fangschlinge, Loch; Bloßstellung, Krise; Mond Feuer Sonne, Strahlung, Licht, Tag, Klarheit; Schnelle Bewegung, Abreise, Trennung; Außerordentliche Wildheit, Fremdartigkeit; Eleganz, Verfeinerung Donner Aufregung, Umsturz, Spaltung; Erwachen, Aufschrecken, Erschütterung, Bewegung, Zittern, Beben, Erdbeben; Herauskommen Wind Sanfte Durchdringung, Beweglichkeit; Milde, Nachgiebigkeit, Fügsamkeit, Anpassung; Holz Berg Stille, Ruhe, Innehalten, Beständigkeit; Aufrichtigkeit; Entschlossenheit See Wechsel (aber auch Stillstand), Ausgleich, Ausgeglichenheit, Befriedigung; Freude, Spaß, Vergnügen; Gewicht Siehe auch
- Chinesische Zahlen
- Fünf-Elemente-Lehre
- Yin und Yang
- I Ging
- Vierundsechzig Hexagramme
- Tai Xuan Jing
- Bamen
- Baguazhang
- Zehn Flügel
Einzelnachweise
- ↑ Stemmann, Peter: Enneagramm. Die neun Gesichter der Persönlichkeit. Urania, CH 8212 Neuhausen am Rheinfall, 1. Auflage 1999, ISBN 3-908653-01-0, Kap. Das Bagua, Seite 52 ff.
Weblinks
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