Triumphbogen (Paris)

Triumphbogen (Paris)
Arc de Triomphe bei Nacht
Arc de Triomphe bei Tag
Arc de Triomphe aus der Froschperspektive

Der Pariser Triumphbogen (frz. Arc de Triomphe) ist ein Denkmal an der Place Charles-de-Gaulle in Paris. Er gehört neben dem Eiffelturm zu den Wahrzeichen der Metropole. Unter dem Bogen liegt das Grabmal des unbekannten Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg mit der täglich gewarteten „Ewigen Flamme der Erinnerung“ (frz. Flamme du Souvenir) im Gedenken an die Toten, die nie identifiziert wurden. Das ganze Jahr hindurch finden Kranzniederlegungen und Ehrungen statt, die ihren Höhepunkt in der Parade am 11. November finden, dem Jahrestag des Waffenstillstands zwischen Frankreich und Deutschland im Jahr 1918.

Als Fußgänger gelangt man zum Arc de Triomphe nur durch eine Unterführung.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Triumphbogen diente dem Ruhm der kaiserlichen Armeen und erscheint manchen heute als „Altar des Vaterlandes“, an dem die feierlichsten staatlichen Zeremonien Frankreichs stattfinden, die häufig von hier aus die Champs-Élysées hinuntergehen bzw. hier enden.

Er steht im Zentrum der Place Charles de Gaulle (bis 1970 Place de l’Étoile), am westlichen Ausläufer der Avenue des Champs-Élysées. Er ist Teil der „historischen Achse“, einer Reihe von Monumenten und großen Straßen, die aus Paris herausführen.

Dieser Platz ist ein Paradebeispiel für die Stadtpolitik von Georges-Eugène Haussmann, den Hauptverantwortlichen für das heutige Aussehen von Paris mit seinen breiten, geradeaus laufenden Boulevards, die die Stadt übersichtlich und kontrollierbar machten. Zwölf Avenuen gehen sternförmig von diesem Triumphbogen aus, von denen einige nach berühmten französischen Generälen benannt sind. Diese heutige Form des Platzes entstand 1854, war in Grundzügen aber bereits seit dem späten 18. Jahrhundert so ähnlich angelegt worden, wenn auch nur mit vier Straßen.

Der Triumphbogen wurde von Napoleon nach der Schlacht von Austerlitz zur Verherrlichung seiner Siege 1806 in Auftrag gegeben. Am 15. August 1806 wurde der Grundstein zum Bau gelegt.[1] Damals hatte er seinen Soldaten versprochen: „Ihr werdet durch Triumphbögen heimkehren!“ – und er hielt sein Versprechen, allerdings eher symbolisch und zeitlich verspätet, denn als der Triumphbogen 1836 vollendet war, waren Napoleon und auch die meisten seiner Soldaten bereits gestorben.

Nachdem der zuständige Architekt Jean-François Chalgrin 1811 starb und Napoleon 1814 abdankte, wurden die Bauarbeiten vorübergehend gestoppt. Erst 1836, unter der Regierung des „Bürgerkönigs" Louis-Philippe, wurde der Bogen fertiggestellt - von Huyot und Blouet. Die feierliche Einweihung war am 29. Juli.

Der Triumphbogen ist 49,54 m hoch, 44,82 m breit und 22 m tief. Der große Gewölbebogen misst 29,19 m in der Höhe und 14,62 m in der Breite, der kleine Bogen 18,68 m in der Höhe und 8,44 m in der Breite. Der Entwurf ist im Stil der antiken römischen Architektur gehalten. Die vier Figurengruppen an der Basis des Bogens zeigen Der Triumph von 1810, Widerstand, Frieden und La Marseillaise oder Auszug der Freiwilligen von 1792 (von François Rude). Oben sind auf den Flächen rund um den Bogen Flachreliefs mit Nachbildungen von wichtigen revolutionären und napoleonischen Siegen eingelassen. Die Innenwände des Triumphbogens beherbergen ein kleines Museum und führen die Namen von 558 französischen Militärs, vorwiegend Generälen auf. Die Namen derjenigen, die im Kampf gefallen sind, sind unterstrichen. Siehe: Liste der Personennamen auf dem Triumphbogen in Paris

Rude vor dem Relief „Marseillaise“ (Sylvestre, 1893)

Reliefs

Berühmt ist dieser Triumphbogen auch wegen der bedeutenden Reliefs, die er trägt. Sie wurden 1833 in Auftrag gegeben bei den Bildhauern Antoine Étex, Jean-Pierre Cortot und vor allem François Rude. Die Ostfassade zeigt das berühmteste Relief, die „Marseillaise“ (Auszug der Freiwilligen von 1792) von François Rude (1784–1855), die auch „Le chant du départ“, also das Abschiedslied, genannt wird. Es handelt sich um eine Gruppe ausziehender Krieger - offensichtlich in revolutionärer oder erhoben nationaler Gesinnung, die – zumindest kann man das in dieser Szene vermuten – das neue Revolutionslied der „Marseillaise“ auf den Lippen haben, das erst am 25. April 1792 komponiert worden war.

François Rude übertrifft mit dem heroischen Schwung seiner Darstellung die seiner Konkurrenten auf diesem Triumphbogen bei weitem. Er begann als akademischer Klassizist, aber mit diesem seinem bekanntesten Werk vollzog Rude als einer der ersten die Abkehr vom Klassizismus und die Hinwendung zur Romantik, zu einer neuen heroischen Leidenschaftlichkeit in der Bildhauerei, ähnlich wie Delacroix in der Malerei.

Interessant ist ein Vergleich der beiden Reliefs dieser Seite. Es handelt sich auf der anderen Seite um den „Triumph Napoleons nach dem Frieden von 1810“ (der „Triumph“ verherrlicht den Frieden von Wien) von Cortot. Das Relief von Cortot steht noch ganz in der Tradition der klassizistischen Statik, der gemessenen Heldenverehrung, des symmetrischen, wohlproportionierten Bildaufbaus – mit anderen Worten der „erhabenen Langeweile“.

Auch bei den Reliefs von Antoine Etex auf der Westseite ist diese Atmosphäre deutlich zu spüren, beispielsweise beim „Frieden“. Hier hat man noch den Eindruck, dass die Themen von einer Schauspielertruppe auf einer Theaterbühne dargestellt werden, dass hier Motive aus dem Arsenal zusammengestellt worden sind.

Verschiedenes

Der Rundkurs der letzten Kilometer der Schlussetappe der Tour de France, die jährlich auf den Champs-Élysées endet, führt direkt vor dem Arc de Triomphe eine Wende aus (und umkreist ihn somit nicht).

Literatur

  • Thomas W. Gaehtgens: Napoleons Arc de Triomphe. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1974.
  • Ernst Seidl: La Grande Arche in Paris – Form, Macht, Sinn. Hamburg: Kovač, 1998; ISBN 3-86064-702-4.
  • Dominique Fernandes, Gilles Plum, Isabelle Rouge: L'arc de triomphe de l'Étoile. Paris: Éditions du patrimoine, 2000; ISBN 2-85822-202-9.
  • Anne Muratori-Philip: L’Arc de Triomphe. Paris: Éditions du Patrimoine, Centre des Monuments Nationaux, 2007; ISBN 978-2-85822-969-7.

Einzelnachweise

  1. http://de.structurae.de/structures/data/index.cfm?id=s0003187

Siehe auch

Personennamen auf dem Triumphbogen in Paris

Weblinks

 Commons: Arc de Triomphe de l'Étoile – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
48.8737777777782.2947222222222

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Triumphbögen — Triumphbogen in Rom (Konstantinsbogen) Ein Triumphbogen (Arcus oder Fornix triumphalis) ist ein frei stehendes, torförmiges Gebäude, das ursprünglich in Rom zu Ehren triumphierender Kaiser oder Feldherren errichtet wurde …   Deutsch Wikipedia

  • Parīs [1] — Parīs, 1) Arrondissement im französischen Departement Seine; enthält blos die Stadt Paris nebst Umgebung; 2) Hauptstadt des Kaiserreichs, des Departements u. des Arrondissements. P. ist Residenz des Kaisers, Centralpunkt aller Ministerien u.… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Triumphbogen — in Rom (Konstantinsbogen) Ein Triumphbogen (Arcus oder Fornix triumphalis) ist ein frei stehendes, torförmiges Bauwerk, das ursprünglich in Rom zu Ehren triumphierender Kaiser oder Feldherren errichtet wurde …   Deutsch Wikipedia

  • Parīs — (hierzu der Plan der innern Stadt mit Registerblatt und Karte: »Umgebung von Paris«), die Hauptstadt Frankreichs, Sitz des Präsidenten der Republik, der Regierung und des Parlaments, zugleich Hauptstadt des Depart. Seine, ist nächst London die… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Triumphbogen (Pjöngjang) — Triumphbogen koreanisches Alphabet: 개선문 chinesische Schriftzeichen: 凱旋門堂 Revidierte Romanisierung …   Deutsch Wikipedia

  • Triumphbogen — Triumphbogen, 1. s.a. Ehrenpforte (Bd. 3, S. 223). Ein zu Ehren heimkehrender Sieger errichtetes Tor mit einer oder mehr Oeffnungen. – Die meisten der monumentalen Triumphtore sind in der römischen Kaiserzeit errichtet und mit… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Paris (Geographie) — Paris (Geographie). – Wenn man alle Eigenschaften, welche sich auf eine Stadt anwenden lassen, sammelt, so wird man finden, daß sie alle, ohne Ausnahme, so entschiedenen Widerspruch die einzelnen auch enthalten, auf diese Hauptstadt Frankreichs… …   Damen Conversations Lexikon

  • Paris Las Vegas — Das Hotel mit Eiffelturm, Triumphbogen und Ballon …   Deutsch Wikipedia

  • Triumphbogen — (Arcus od. Fornix triumphalis, röm. Ant.), Ehrendenkmäler, welche sowohl in Rom, als in anderen Städten den triumphirenden Feldherren (s. Triumph) u. Kaisern, letzteren auch wegen anderer Verdienste um eine Stadt, erbaut wurden. Entstehung u.… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Triumphbogen — (Arcus oder Fornix triumphalis), ein frei stehendes, torförmiges Gebäude, das ursprünglich in Rom zu Ehren triumphierender Kaiser oder Feldherren errichtet wurde und entweder nur einen Durchgang oder einen Hauptdurchgang und zwei Nebendurchgänge …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”