- Trogodyten
-
Mehrere antike Autoren beschreiben Troglodyten (Höhlenbewohner), unter anderem Herodot und Strabon.
Inhaltsverzeichnis
Name
Der Name erscheint erstmals als Trogodytai Aitiopes (Τρωγοδύται Αἰθίοπες) bei Herodot als Bezeichnung für einen Reptilien essenden Stamm im Süden Lybiens.[1] Die Etymologie dieses Namens ist ungeklärt.
Mit der (fehlerhaften) Ableitung aus trogle (τρώγλη „Höhle“) und dynai (δῦναι „eintauchen“) wurde die Bezeichnung dann auf alle Arten von Höhlen bewohnenden Völkern bezogen.[2]
Die von Herodot erwähnten „aitiopischen“ Trogodyten werden ausführlicher von Artemidoros beschrieben: Sie lebten als nomadisierende Viehzüchter, pflegten Weiber- und Kindergemeinschaft,[3] und waren möglicherweise die Vorfahren der heute in der Zentralsahara lebenden Tubu.[4]
Die Form Trogodytai blieb im ptolemäischen Ägypten gängig bis in das 1. Jahrhundert v. Chr. Man bezeichnete als „aitiopische Trogodytai“ vorwiegend nubische Stämme, ansonsten als „Trogodytai“ die Bewohner der afrikanischen Küste des Roten Meeres. Bei den römischen Autoren wurde fast immer die Form Trogodytae verwendet, allerdings eben auch als allgemeine Bezeichnung für Höhlenbewohner.[5]
Troglodyten am Roten Meer
Strabo und der anonyme Periplus Maris Erythraei beschreiben Troglodyten am südlichen Roten Meer. In Ihrem Gebiet lag unter anderem der wichtige Hafen Berenike.[6]
Strabon berichtet:
- Die Länder beiderseits unterhalb von Meroe bewohnen längs dem Nil gegen das Rote Meer die Megabarer und Blemmyer, den Aithiopen gehorchend, aber an Ägypten angrenzend; am Meere die Troglodyten oder Höhlenwohner. Jene Troglodyten östlich von Meroe sind vom Nil zehn oder zwölf Tagesreisen entfernt.[7].
Der Periplus Maris Erythraei beschreibt sie als „Fischesser“ (Ichtyophagoi), die in verstreuten Höhlen in engen Tälern wohnen. Südlich von ihnen leben die Barbaren (Barbaroi), weiter im Inland Jägervölker („Wildfleisch-Esser“) und Sammler (mosxophagoi „Zweige-Esser“) unter ihren jeweiligen Häuptlingen.
In der Nähe von Adulis lagen nach dem Periplus die kleinen sandigen Alalaei-Inseln, wohin die Fischesser Schildkrötenpanzer zum Tausch brachten.
Plinius der Ältere erwähnt eine Insel im Roten Meer mit dem Namen Topazos. Das Wort topazin sei troglodytisch und bedeute „suchen“, da die Insel oft im Nebel verborgen liege. Das Wort sei im lateinischen zu der Bezeichnung des entsprechenden Halbedelsteins geworden (der moderne Edel-Olivin). Schäfer[8] leitet dieses Wort von nubisch tube (suchen) bzw. tubesun, „du suchtest“ ab, Murray von tabesin, „ich/wir suchten“.[9] Die Troglodyten hätten demnach eine nubische Sprache gesprochen. Nach Plinius besaßen die Troglodyten auch seegängige Schiffe. Die Insel Cytis (vermutlich die St. Johannes-Insel), auf der ebenfalls Topase zu finden seien, wäre durch vom Sturm verschlagene troglodytische Seeräuber entdeckt worden.[10]
Weiterhin soll es im Land der Troglodyten eine „Quelle der Sonne“ (fons solis) gegeben haben, die zur Mittagszeit kaltes Süßwasser und in der Nacht warmes Salzwasser lieferte.[11]
Troglodyten in der Zoologie
Carl von Linné ordnete die Troglodyten, zusammen mit dem Orang Utan, den Satyrn, Kakurlacko und Schimpansen als homo nocturnus in das zweite Geschlecht der Ordnung Primaten ein.[12]
Literatur
- François Lassere: Trog(l)odytai. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 5, Stuttgart 1975, Sp. 977.
- G. W. Murray, E. H. Warmington: Trogodytica: The Red Sea Littoral in Ptolemaic Times. In: The Geographical Journal 133/1 (1967), S. 24-33
Einzelnachweise
- ↑ Herodot Historien 4.138
- ↑ Strabon Geographika 1.42
- ↑ Strabon Geographika 16.4.17 (16.775)
- ↑ W. W. How, J. Wells: A Commentary on Herodotus. Bd. 1, 1912. S. 362
- ↑ Georges: Lateinisch-deutsches Handwörterbuch. Bd. 2. Darmstadt 1998. S. 3237
- ↑ Plinius der Ältere Naturalis historia 2.75; 6.34
- ↑ Strabon Geographica 17/2
- ↑ ZAS 33, 1895
- ↑ G. W. Murray: English-Nubian Comparative Dictionary. S. 39
- ↑ Plinius der Ältere Naturalis historia 6.34; 37.32
- ↑ Plinius der Ältere Naturalis historia 2.106
- ↑ Carl von Linné: Systema naturae per regna tri naturae. Leiden 1735
Wikimedia Foundation.