- Tronie
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Eine Tronie (ndl. für ‚Kopf‘, ‚Gesicht‘ oder ‚Gesichtsausdruck‘) ist eine Bildgattung der gegenständlichen Malerei. Dabei handelt es sich um porträtähnliche Charakterstudien, auf denen oftmals anonyme Personen mit interessanter Physiognomie oder Kostümierung dargestellt werden.
Im 16. Jahrhundert übten sich die Maler an Tronies, die sie nach lebenden Modellen malten, um die Figuren großer Historiengemälde vorzubereiten. Im Laufe des 17. Jahrhundert etablierten sich diese Gesichterstudien als eigenständige Kunstform. Viele Künstler legten sich Sammlungen von Charakterköpfen an, als Vorstudien für Gemälde, insbesondere für die Historienmalerei. Das Anfertigen von „tronies“ ist besonders in den Werkstätten holländischer Maler des 17. Jahrhunderts verbreitet und entwickelte sich im Umkreis von Rembrandt zu einer eigenständigen Kunstform. Für Tronies, die bei Kunstsammlern zeitweise sehr beliebt waren, gab es in den Niederlanden einen lukrativen Markt.
Das Wort wird heute kaum noch verwendet, allenfalls abschätzig gemeint im Sinne von „Fresse“ oder „Fratze“.
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Der Mann mit dem Goldhelm, um 1650, 67,5 x 56,7 cm
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Jacob Jordaens, Apostel, 1623/25, 68,5 x 51,5 cm
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Peter Paul Rubens, Kopfstudie, um 1630
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Jan Vermeer, Junges Mädchen, um 1665/67, 44,5 × 40 cm
Literatur
- Léon Krempel: Sapphos Blick über die Schulter. In: Tronies. Marlene Dumas und die alten Meister. München 2010, ISBN 978-3-941263-20-8, S. 10-27.
- Franziska Gottwald: Das Tronie. Muster – Studie – Meisterwerk. Die Genese einer Gattung der Malerei vom 15. Jahrhundert bis zu Rembrandt. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2009, ISBN 978-3-422-06930-5.
- Dagmar Hirschfelder: Tronie und Porträt in der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts. Mann, Berlin 2008, ISBN 978-3-7861-2567-9.
Kategorien:- Bildgattung
- Goldenes Zeitalter (Niederlande)
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