Tschanun

Tschanun

Günther Tschanun (* 13. September 1941) ist ein Schweizer Mörder. Tschanun lebt heute unter anderem Namen ausserhalb Zürichs mit seiner damaligen Lebensgefährtin.

Inhaltsverzeichnis

Tathergang und Vorgeschichte

Der damals 45-Jährige war Chef der Zürcher Baupolizei. Die Baupolizei befand sich damals in einer Umbruchphase, litt unter Personalknappheit und einem enormen Druck durch den zuständigen Stadtrat. So kam es zu Unstimmigkeiten zwischen Tschanun und seinen leitenden Angestellten, über die auch in den Medien berichtet wurde. Der Chef ertrug das vergiftete Arbeitsklima und die gravierenden Differenzen mit Mitarbeitern nicht länger und erschoss am 16. April 1986 innerhalb von zehn Minuten vier von ihnen, welche seiner Ansicht nach die meiste Schuld an seiner psychischen Notlage hatten, und verletzte einen fünften lebensgefährlich.

Gerichtliche Konsequenzen und gesellschaftliches Echo

In erster Instanz wurde Tschanun wegen vorsätzlicher Tötung zu 17 Jahren Zuchthaus verurteilt. Das Gericht befand, die Opfer trügen eine Mitschuld: Sie hätten den Täter nicht als Chef akzeptiert und an ihm ständig herumgemäkelt. Zudem sei er unter einem - obwohl er pro Jahr weit über 600 Überstunden und bis zu 84 Arbeitsstunden pro Woche machte - nicht mehr bewältigbaren Arbeitspensum seitens des Stadtrates gestanden.

Diese „Mobbing“-Theorie (damals war das Wort noch nicht einmal im Sprachgebrauch) wurde später aber durch das Bundesgericht verworfen: Die Opfer hätten keinen Einfluss auf Tschanuns persönliche, familiäre und berufliche Misere gehabt, entschieden Lausanner Richter. Tschanun sei für seine Führungsfunktion gänzlich ungeeignet und in hohem Masse überfordert gewesen, habe dies aber vor sich selbst und seinen Angestellten verleugnet. In zweiter Instanz wurde er 1990 wegen Mordes und Mordversuchs zu 20 Jahren Zuchthaus verurteilt. Im Jahr 2000 wurde er bedingt entlassen. Peter Vonlanthen, als Mobbingexperte und Geschäftsführer des Zürcher Kaufmännischen Verbandes ZKV, nennt den Fall Tschanun die "spektakulärste Mobbing-Geschichte" der Schweiz. Als im Jahr 2004 die tödlichen Schüsse eines Finanzspezialisten der Zürcher Kantonalbank (ZKB) auf seine beiden Vorgesetzten fielen, wurden in den Medien Erinnerungen an den Fall Tschanun laut.

Verfilmung

Anfangs 2010 wird der Film "Amok" des Zürcher Regisseurs Cihan Inan in die Kinos kommen [1].

Weblinks


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