- Turbo Tape
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Turbo Tape ist der Name des wohl bekanntesten Kassetten-Schnellladers. Unter Kassetten-Schnellladern versteht man eine ganze Reihe von Programmen für Commodore-Heimcomputer, vor allem für den C-64, die das Laden und Speichern von Programmen auf Compact Cassetten beschleunigten. Oft wurden auch alle diese Programme inoffiziell als Turbo-Tape bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Technik
Das im Kernal (Betriebssystem) der Commodore-Heimcomputer implementierte Aufzeichnungsformat für die Datasette stammte noch vom PET 2001 mit seinem sehr viel kleineren Speicher und war daher nicht auf Geschwindigkeit, sondern auf hohe Datensicherheit optimiert. Zugleich steckte die Entwicklung minimal redundanter fehlerkorrigierender Codes in den Entstehungsjahren des PET, 1976/77, noch in den Kinderschuhen. So wurden einfach alle Datenblöcke zweimal geschrieben und beim Laden verifiziert, um Drop-Outs des Tonbandes ausgleichen zu können. Weiterhin wurden für die Datenaufzeichnung sehr große Markierungslängen verwendet, jedes Bit mit zwei Markierungen (kurz-lang oder lang-kurz) geschrieben, jedes Byte mit einem Paritätsbit versehen, und die Bytes durch eine weitere Markierung voneinander abgesetzt, um diese beim Einlesen sicher wiedererkennen zu können. Auch wurden überlange Vorspänne verwendet, um sehr lange unbeschreibbare Bandteile am Anfang der Kassetten auszugleichen. Durch all diese Eigenschaften war die effektive Bitrate der Nutzdaten auf ca. 300 Bits pro Sekunde beschränkt. Beim PET-2001 betrug die maximale Ladezeit eines speicherfüllenden Programms (ca. 3 KiB) noch unter zwei Minuten, aber beim C64 ergaben sich für einteilige, speicherfüllende Programme (ca. 50 KiB) Ladezeiten von über 20 Minuten, mehrteilige Programme konnten noch längere Gesamtladezeiten erfordern.
Mit besserem Bandmaterial, das im Laufe der 1980er Jahre preiswert erhältlich wurde, war es möglich, auf die doppelte Aufzeichnung zu verzichten, jedes Bit nur noch mit einer Markierung aufzuzeichnen (kurz oder lang), statt der Paritätsbits eine einzige Prüfsumme einzusetzen, Bytes nicht mehr abzugrenzen, und die Markierungslängen und die Vorspänne stark zu verkürzen, ohne eine zu große Ausfallwahrscheinlichkeit der Bänder zu provozieren. Dadurch konnte auf einer gegebenen Bandlänge ungefähr die zehnfache Menge an Nutzdaten untergebracht werden, die maximale Ladezeit für einteilige Programme lag nun deutlich unter 3 Minuten. Die verschiedenen Beschleunigerprogramme implementierten also jeweils eigene, auf hohe Datendichte optimierte Bandformate. Auf Kompatibilität dieser Formate untereinander und mit dem Originalformat wurde nicht geachtet, stattdessen wurde meist das passende Schnellladeprogramm – um Speicherplatz und Zeit zu sparen nur der zum Einlesen der Daten benötigte Anteil – im originalen Commodore-Aufzeichnungsformat direkt vor das dann im komprimierten Format gespeicherte eigentliche Programm auf das Band gespielt.
Da bei der Datasette im Gegensatz zu den Commodore-Diskettenlaufwerken nicht die Datenübertragung vom Laufwerk zum Computer, sondern das Aufzeichnungsformat der Daten der die Geschwindigkeit limitierende Faktor ist, funktionieren die Kassetten-Schnelllader nur, wenn die Daten zuvor auch mit dem passenden Schnellspeicher-Programm aufgezeichnet wurden. Bänder im Standard-Format lassen sich damit nicht schneller laden.
Die dichtere Aufzeichnung auf dem Band wurde von späteren Schnellladeprogrammen außerdem noch mit einem Packer kombiniert, wodurch sich eine Verringerung des abgespeicherten Datenvolumens und damit eine weitere Verkürzung der Ladezeit ergab.
Das „Klangbild“ der abgespeicherten Töne unterschied sich deutlich von der Standardspeicherung (vgl. Audiobeispiel unter Datasette). Die Tonfrequenzen wirkten prinzipiell höher. Für geübte Benutzer war es daher kein Problem, durch Anhören einer Datenkassette in einem gewöhnlichen Audio-Kassettenrecorder festzustellen, ob diese im Standard-Commodore-Format oder mit einem Schnelllader aufgezeichnet waren.
Verbreitung
Fast alle kommerziell auf Kassetten verkauften Spiele nutzten ab ca. 1983/84 eigene Schnelllader, fast immer in Verbindung mit einem kurzen Vorlauf im Standard-Commodore-Format, der dann automatisch den Rest des Programmes in seinem eigenen Format nachlud. Die meisten kommerziellen Schnelllader verkürzten die Markierungslängen nicht ganz so stark wie das originale Turbo-Tape, um weniger Garantiefälle durch unlesbare Bänder anfallen zu lassen. Oft wurde direkt in den Schnelllader integriert auch der Kopierschutz dieser Bänder realisiert, indem Daten verschlüsselt, in der Reihenfolge verändert, oder mit nutzlosen Fülldaten gemischt gespeichert wurden.
Bekannte „Schnelllader“
- Turbo Tape 64
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- 1983 von Stephan Senz für den Homecomputer C-64 programmiert. Später wurde das Programm auch für den C16, C116 und Plus/4 veröffentlicht. 1987 folgte eine erweiterte Version Turbo Plus (von Andreas Arens), mit zusätzlichen Basic-Befehlen, Behebung einiger Softwarefehler des Betriebssystems und einer Scroll-Funktion, in der man Listings auf dem Bildschirm vor und zurückscrollen kann.
- V4 Turbo Tape
- Turbo Tape 61K
- Flashload
- SuperTape D2
- MultiTape I
- Hypratape 64
- Im Final Cartridge 2 und im Final Cartridge 3 waren ebenfalls Kassetten-Schnelllade (und Schnellspeicher)-Funktionen enthalten.
Weblinks
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