- Tünel Istanbul
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Der Tünel ist eine unterirdisch verlaufende Standseilbahn in Istanbul und gilt mit ihrem Eröffnungsjahr 1875 als die älteste Standseilbahn Europas und zugleich zweitälteste U-Bahn der Welt. In einer parabolischen Kurve steigt die Bahn 61,55 m in die Höhe und fährt auf einer Entfernung von 606,50 m. U-Bahn ist sie nur in dem Sinne, dass sie unterirdisch geführt wird, die Antriebstechnik ist die einer reinen Standseilbahn. In dieser Hinsicht ist sie die kürzeste U-Bahn der Welt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Planungsphase
Im Jahr 1867 ermittelte der französische Ingenieur Henri Gavand den Bedarf nach einer schnellen Verbindung zwischen dem alten Pera und dem Ufer des Goldenen Horns (Karaköy). Es war quasi die Fortsetzung des Orientexpress (Endbahnhof Sirkeci auf der anderen Seite des Horns) zum „Europäer-Viertel“ der Metropole. Als eine Möglichkeit konzipierte er zunächst eine Art Eisenbahn in der Form einer Fahrtreppe. Nach langen Beratungen, Besprechungen und Bitten erhielt er am 6. November 1869 von Sultan Abdülaziz die Erlaubnis zum Bau eines Tunnels. Ihre Fortsetzung bergseits fand diese Bahn in der heute nostalgischen Tram auf der İstiklal, der Flaniermeile in Pera Richtung Taksim.
Ausführung
Nachdem Gavand auch einen ausländischen Investor fand, begannen die ersten Arbeiten zum Bau des 573 Meter langen Tunnels durch die The Metropolitan Railway of Constantinople from Galata to Pera am 30. Juli 1871. Die Bauarbeiten konnten am 5. Dezember 1874 abgeschlossen werden. Nach den ersten Testfahrten fand die feierliche Eröffnung der Tünel-Bahn am 17. Januar 1875 statt. Anfangs wurde die Bahn mit einer Dampfmaschine (110 kW), deren Schornstein man noch gegenüber der „Bergstation“ sieht, betrieben. Die Dampfmaschine existiert ebenfalls noch.
Die Waggons waren so ausgelegt, dass sie Pferde und Gespanne transportieren konnten. 1911 wurde die Konzession auf die Gesellschaft Dersaadet Mülhakatindan Galata ve Beyoğlu Beyninde Tahtel' arz Demiryolu übertragen. Die Stadtregierung kaufte am 1. Januar 1939 die Tünel-Betreibergesellschaft und übertrug den Betrieb am 16. Juni 1939 an die neu gegründete I.E.T.T. (Istanbul Elektrik Tramvay ve Tünel). Während des Zweiten Weltkrieges musste der Betrieb für dreineinhalb Monate eingestellt werden, da einige Ersatzteile nicht besorgt werden konnten. Nach dieser Zeit wurde Tünel durch die französische Electro Enterprise modernisiert. Somit wurden durch die elektrisch betriebenen Wagons mit 257 kW max. 170 Personen pro Fahrt innerhalb 90 Sekunden zwischen den zwei Haltestellen Karaköy-Pera befördert.
In der langen Betriebsgeschichte des Tünels gab es bisher einen Unfall. Am 6. Juli 1943 riss ein Kabel der Standseilbahn, der Waggon konnte damals nicht bremsen und fuhr mit hoher Geschwindigkeit zu Tal. Insgesamt forderte dieser Unfall ein Todesopfer und sechs schwerverletzte Personen.
Modernisierte Bahn 1971
Die Elektrifizierung der Tünel-Bahn war am 3. November 1971 abgeschlossen. Heute kommen zwei luftbereifte Fahrzeuge zum Einsatz, die im Abstand von zwei Minuten, in Spitzenzeiten im Abstand von 90 Sekunden verkehren. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 30 km/h, die Reisegeschwindigkeit bei 25 km/h. Aus der zweigleisig geführten Strecke wurde eine eingleisige Gegenverkehrs-Strecke mit einer Ausweiche in der Streckenmitte.
Die neueste Restaurierung wurde 2007 unternommen. Die Wagen wurden mit modernen Design ausgestattet.
Insgesamt befördert der Tünel etwa 5,4 Millionen Fahrgäste pro Jahr. Er legt 37.066 Wagenkilometern im Jahr zurück und fährt pro Jahr insgesamt 64.800 Fahrten zwischen der Talstation Karaköy und der Bergstation Tünel. Jede Fahrt dauert etwa eine Minute.
Siehe auch
Weblinks
- Tünel bei funimag.com (englisch)
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