Fahrtreppe

Fahrtreppe
Fahrtreppen in einer U-Bahn-Station der Kopenhagener Metro
Fahrtreppenanlage in VivoCity, Singapur
Der untere Teil der weltweit größten und höchsten Rolltreppenkonstruktion in den Universal Studios Hollywood
Erste Rolltreppe in Berlin, 1925

Eine Fahrtreppe (oder Rolltreppe) ist ein Personenbeförderungsmittel zur Überwindung einer Höhendistanz, bei dem sich bewegende Metall- oder Holzsegmente Treppenstufen bilden. Sinn und Zweck ist eine Beförderung von Personen in einer höheren Geschwindigkeit als Schrittgeschwindigkeit und mit weniger Muskelkraft. Der so beschleunigte "Abtransport" bzw. die Zuführung zu Personen zu einer Örtlichkeit dient der Zeit- und Platzersparnis (z. B. an Bahnsteigen). Des Weiteren können Fahrtreppen dazu beitragen, dass behinderte Menschen die Höhendistanz problemlos überwinden können.

Man spricht von Fahrsteig, wenn die Metallelemente keine Treppe, sondern eine ebene Fläche bilden. Fahrtreppen sowie Fahrsteige müssen im Brand- oder Notfall abgeschaltet werden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1895 wurde als Attraktion in einem Vergnügungspark auf Coney Island erstmals eine Fahrtreppe betrieben. Es handelte sich um eine Erfindung des US-Amerikaners Jesse W. Reno, dem am 15. März 1892 das beantragte Patent zuerkannt worden war. Seine Erfindung bestand zunächst lediglich aus einem Gummischrägband mit Holzplatten, also um ein schräges Förderband. Es hatte zwar 1859 ein früheres US-Patent gegeben, das eine Rolltreppe mit fahrenden Stufen enthielt – da das Prinzip zu kompliziert war, war dies aber nie gebaut worden.

Als eigentlicher Erfinder der Fahrtreppe gilt George A. Wheeler, dessen Patent rund fünf Monate nach dem von Jesse W. Reno erteilt wurde. Den eigentlichen Durchbruch schaffte er jedoch nicht selbst. Charles Seeberger, der mit seinen eigenen Konstruktionen scheiterte, kaufte im Jahr 1898 das Patent seines Kollegen.

Der wirtschaftliche Durchbruch geschah zur Weltausstellung Paris 1889. In den USA etablierte sich die Fahrtreppe schnell in Kaufhäusern und vor allem in Bahnhöfen der U-Bahn. Eine Rolltreppe in der heute gebauten Ausführung wurde erstmals 1920 von der Otis Elevator Company konstruiert. Am 11. Juli 1925 installiert das Kaufhaus „Tietz“ (Kaufhof/Hohe Straße) in Köln die erste Rolltreppe Deutschlands.

Nutzung im Alltag

Rolltreppen sind ein Merkmal für Urbanität, denn in der Regel gibt es sie nur an Orten mit viel Publikumsverkehr. Sie haben zwar eine langsamere Fördergeschwindigkeit als Aufzüge, bieten aber den Vorteil, dass sie deutlich mehr Personen aufnehmen können. Rolltreppen in Innenbereichen haben meistens schlankere Flanken, die oft aus Glas sind, während sie im Freien Metallverkleidungen haben. Durch die längere Laufzeit und Witterungseinflüsse werden Rolltreppen, die in Außenbereichen liegen und immer in Betrieb sind, stärker beansprucht. Zudem können sie vor allem nachts, oder generell in schwachfrequentierten und abgelegenen Gebieten das Ziel von Vandalismus sein.

Weitestgehend durchgesetzt hat sich der Grundsatz „rechts stehen, links gehen“, sofern es die Breite der Treppenstufen zulässt. In der Hausordnung der deutschen Personenbahnhöfe ist diese Verhaltensregel darüber hinaus verbindlich vorgeschrieben.[1] Andernorts wird teilweise auch mit Schildern darauf hingewiesen, wie z. B. an Zugängen zur Londoner U-Bahn. So soll die linke Seite für Notfälle freigehalten werden, oder auch bei fehlender Festtreppe für Fußgänger.

Symbolgehalt

Der Stummfilm Panzerkreuzer Potemkin (russischer Originaltitel Броненосец Потёмкин/Bronenossez Potjomkin) des Regisseurs Sergei Eisenstein zeigt erstmals eine statische Treppe als kraftvolles Bild. Neuere Filme lehnen sich durch die offensichtliche Umkehr von Statik und Mobilität und der sich daraus entwickelnden Paradoxie an genau dieses Bild an.

In vielen Filmen werden Kameraposition und Fahrtrichtung der Rolltreppe als stilistisches Mittel eingesetzt. Bewegung entgegen der Fahrtrichtung und Überspringen der Abgrenzung zwischen zwei entgegenlaufenden Fahrtreppen wird häufig als der allgemeinen Ordnung entgegen wirkendes Element oder als Symbol der Umkehr des Handlungsablaufs eingesetzt.

Im 1922 entstandenen Stummfilm Das vollelektrische Haus mit Buster Keaton dient eine in einem Privathaus eingebaute Rolltreppe als Symbol der Modernität, die selbst einstellbare Geschwindigkeit zeigt aber deutlich und amüsant die Grenzen des Fortschritts.

Leistungsaufnahme

Eine gewöhnliche Fahrtreppe benötigt im Durchschnitt 2-5 kW elektrischer Leistung. Der Bedarf hängt von der Geschwindigkeit, sowie Länge und somit Größe der Treppe ab. Weniger entscheidend für die Leistungsaufnahme ist die Belastung mit Personen. Um Leerlaufzeiten zu vermeiden, verfügen modernere Anlagen über Sensoren in Form von Trittplatten oder Lichtschranken mit einer nachgeschalteten Logik. Wenn sich keine Personen auf der Rolltreppe befinden, wird sie von der Elektronik abgeschaltet und läuft erst wieder an, wenn sie jemand betritt. Um festzustellen, ob es sich um eine defekte oder in den Bereitschaftsmodus geschalteten Rolltreppe handelt, haben diese an den Enden neben den Handläufen eine Statusanzeige mit zwei kleinen Leuchten. Meistens steht grün für in Betrieb, seltener auch blau; rot signalisiert die entgegengesetzte Fahrtrichtung. Fahrtreppen in geschlossenen Gebäuden haben eine solche Vorrichtung in der Regel nicht. Neuere Rolltreppen werden häufig nicht mehr vollständig abgeschaltet, sondern mit stark verminderter Geschwindigkeit weiterbetrieben. Leistungsaufnahme und Verschleiß reduzieren sich dabei weniger als bei der Abschaltung, doch so kann näherkommenden Fahrgästen die Betriebsbereitschaft und die Laufrichtung signalisiert werden, und auch das Einfrieren der Treppe bei niedrigen Temperaturen wird verhindert.

Sicherheit

Sicherheitshinweis an der Fahrtreppe der Metro von Madrid

Obwohl Unfälle auf Rolltreppen selten sind, bergen sie gewisse Gefahren. Insbesondere können die Stufen Kleidungsstücke oder Körperteile einklemmen. Auch ein zu lose gespannter Handlauf kann eine Gefahr darstellen, so sollte man möglichst nie beim Umfassen des Handlaufes die Finger in die Nähe der Führungschiene bringen. Dabei kann es sogar zu ernsten Verletzungen kommen.[2] Auch ein plötzliches Anhalten kann zu Stürzen führen. Daher gibt es für den Betrieb Sicherheitsvorschriften.

Vorschriften

Die EU-Richtlinie über die allgemeine Produktsicherheit regelt unter anderem das Inverkehrbringen technischer Arbeitsmittel. Zu diesen zählen auch Maschinen wie Fahrtreppen und Fahrsteige. Für diese muss eine EG-Konformitätserklärung wie sie in der EG-Maschinenrichtlinie vorgesehen ist, erstellt werden. Es muss ein CE-Zeichen an der Fahrtreppe oder am Fahrsteig angebracht werden.

Zudem sind die Geschwindigkeiten von Fahrtreppen standardisiert, sie dürfen sich nur mit Geschwindigkeiten von 0,5 Meter pro Sekunde (1,8 km/h), 0,65 Meter pro Sekunde (2,34 km/h) oder maximal 0,75 Meter je Sekunde (2,7 km/h) bewegen. Fahrtreppen mit der geringsten Geschwindigkeit kommen hauptsächlich in Kaufhäusern zum Einsatz, die beiden schnelleren in U-Bahnen und Flughäfen.

Die wichtigsten Überwachungs- und Sicherheitseinrichtungen

Nach der Euronorm EN115 muss in einigen Situationen das Anlaufen der Antriebsmaschine verhindert werden oder sie muss sofort anhalten. Dazu zählen der Fall einer Überlastung des Antriebes, eine Überlast bei Zunahme der Motorwicklungstemperatur, eine überhöhte Geschwindigkeit oder ungewollte Fahrtrichtungsumkehr, ein Bruch oder eine unzulässige Längung der unmittelbar die Stufen, Paletten oder Gurt antreibenden Bauteile (z. B. Ketten), eine Verringerung des Abstands zwischen den Antriebs- und Umkehreinrichtungen (z. B. durch Blockierung des Stufenbandes), ein Einklemmen von Fremdkörpern an den Kämmen der Einlaufstellen oben und unten, ein Ansprechen der Sicherheitseinrichtungen der Handlaufeinläufe, ein Absinken eines Teils der Stufen oder Paletten oder andere Beschädigungen, durch die der Eingriff der Kämme nicht mehr gewährleistet ist, ein Nichtöffnen der Bremsanlage, eine Differenz zwischen Geschwindigkeit der Stufen und des Handlaufes, geöffnete Wartungsklappen sowie ein Überschreiten der zulässigen Bremswege. Eine Änderung der europäischen Norm EN115 zur Sicherheit von Fahrtreppen verbietet außerdem seit 1. Januar 2010 die Mitnahme von Kinderwagen auf Rolltreppen. Hintergrund ist die Unfallgefahr, die vor allem bei einem plötzlichen Nothalt der Fahrtreppe für die Kinder im Wagen besteht.[3]

Besondere Fahrtreppen

Kurvenrolltreppe in MinatoMirai 21, Yokohama

Neben den üblichen geradlinig verlaufenden Fahrtreppen, gibt es auch „Wendelrolltreppen“ mit gekrümmten Laufbahnen sowie Fahrtreppen mit Treppenabsatz.

Einige der wenigen Kurvenrolltreppen finden sich in dem MinatoMirai-Gebäude in Yokohama und in Kaufhäusern in Hong Kong, Las Vegas, San Francisco, Shanghai und Singapur. Wegen ihrer technischen Anfälligkeit und hoher Anschaffungskosten haben sie sich bisher kaum durchsetzen können und sind eher ein Prestigeobjekt geblieben. Durch die Krümmung muss sich die außen liegende Seite einer jeden Stufe schneller bewegen als die innenliegende Seite. Dies wird durch größere Räder an der weiter außen liegenden Seite gelöst. Durch die unterschiedlichen Belastungen und die stark beanspruchten gekrümmten Führungsketten ist der Verschleiß hoch und die Fahrtreppe technisch anfällig.

Fahrtreppen mit „Treppenabsatz“ am Wiener Franz-Josefs-Bahnhof

Fahrtreppen mit Treppenabsatz befinden sich beispielsweise im Flughafen Barcelona, vor dem Gebäude des Franz-Josefs-Bahnhofs in Wien oder in Tokioter U-Bahnhöfen (z. B. Kudanshita u. a.).

Eine besondere Ausführung sind Fahrtreppen mit wechselnder Fahrtrichtung. Die Fahrtrichtung ist dabei nicht wie sonst immer gleich bleibend und mit Aufklebern gekennzeichnet, sondern wird nur durch die Statusanzeigen an den beiden Enden angezeigt, die die jeweils aktuelle Fahrtrichtung angeben. Steht die Treppe still, wird keine Richtung angezeigt. Zusätzlich ist ein Hinweisschild vorhanden ähnlich dem Zeichen "Gegenverkehr" aus der Straßenverkehrsordnung. Je nachdem, wo zuerst die Lichtschranke durchschritten wird, läuft die Fahrtreppe in der einen oder anderen Richtung an und bleibt rasch wieder stehen, wenn sich niemand mehr darauf befindet. Fahrtreppen dieser Art sind beispielsweise häufig anzutreffen bei der U-Bahn München und sollen an kleineren Stationen Platz und Geld sparen im Vergleich zum Einbau zweier Rolltreppen mit fester Fahrtrichtung.

Fahrtreppen des Ruhr Museums

Fahrtreppen mit einer besonders hohen Laufgeschwindigkeit kommen derzeit noch zum Einsatz bei der Metro Prag. Sämtliche älteren Metrostationen in Prag haben kein Zwischengeschoss, d. h. die Fahrtreppen führen direkt vom Eingangsniveau bis zum Bahnsteig, so dass ein großer Höhenunterschied auf einmal überwunden werden muss. Einige dieser extrem langen Fahrtreppen wurden noch in der Sowjetunion hergestellt und haben eine Laufgeschwindigkeit von bis zu 9 km/h, was nicht mit den heutigen Vorschriften in der EU im Einklang steht.[4] Daher sollen die veralteten Rolltreppen bis 2015 ausgetauscht werden.

Die längste freistehende Fahrtreppe Deutschlands führt zum Ruhr Museum auf der Zeche Zollverein und ist 58 Meter lang.[5]

Die längsten ununterbrochenen Rolltreppen der Welt sind mit jeweils 126 Metern die vier Fahrtreppen der Metro-Station Park Pobedy in Moskau. Die Fahrtdauer beträgt circa 2 Minuten und 40 Sekunden.

Bekannte Fahrtreppen sind z. B. zu finden im Atomium in Brüssel sowie im Centre Pompidou in Paris.

Fahrtreppen wurden auch auf Flugzeugträgern eingebaut, um die Piloten von ihren Aufenthaltsräumen auf das Flugdeck zu befördern [6]

Hersteller

Hersteller von Fahrtreppen sind heute beispielsweise:

Galerie

Literatur

  • Jürgen Dispan: Aufzüge und Fahrtreppen – Branche im Wandel. Untersuchung zur Situation und Entwicklung der Branche Aufzüge und Fahrtreppen. Branchenreport. Frankfurt, Eschborn 2007 (Volltext)
  • Andrea Mihm: Die Rolltreppe. Kulturwissenschaftliche Studien zu einem mechanisch erschlossenen Zwischenraum. Dissertation, Universität Marburg 2006 (Volltext)

Einzelnachweise

  1. Hausordnung der Deutschen Bahn (PDF)
  2. [1], Süddeutsche Zeitung, 22. Juli 2008.
  3. BVG-Pressemitteilung vom 5. Januar 2010 - Aufzug statt Rolltreppe
  4. www.tagesschau.de: Prager Rolltreppentempoprobleme (abgerufen am 21. August 2009) (nicht mehr online verfügbar)
  5. Die längste freistehende Rolltreppe Deutschlands
  6. http://www.uss-hornet.org/ See also Goodwin, Jason. Otis: Giving Rise to the Modern City, Chicago: Ivan R. Dee, 2001.
  7. Website von Geyssel Fahrtreppenservice

Weblinks

 Commons: Fahrtreppe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Fahrtreppe (Rolltreppe) – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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