Unabhängigkeitsreferendum in Osttimor 1999

Unabhängigkeitsreferendum in Osttimor 1999
Symbol auf dem Wahlschein für die völlige Unabhängigkeit Osttimors
Symbol auf dem Wahlschein für die Autonomie innerhalb Indonesiens

Beim Unabhängigkeitsreferendum in Osttimor 1999 sollte die Bevölkerung Osttimors sich zwischen der völligen Unabhängigkeit des Landes und dem Verbleib bei Indonesien als Special Autonomous Region of East Timor SARET entscheiden.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Indonesien hatte die ehemalige portugiesische Kolonie, neun Tage nach ihrer Unabhängigkeitserklärung am 28. November 1975, besetzt. Es folgte ein Guerillakrieg zwischen der Armee Indonesiens und der Unabhängigkeitsbewegung FRETILIN und ihrem bewaffneten Arm, der FALINTIL. In Folge der Besatzung starben mindestens 183.000 Menschen. Dachorganisation der timoresischen Bewegung war der Conselho Nacional de Resistência Timorense CNRT (Nationalrat des timoresischen Widerstandes). Er hatte sich 1998 in Portugal aus verschiedenen Gruppen und Parteien gebildet. Die Organisation des Referendums übernahm die United Nations Mission in East Timor UNAMET. Zu diesem Zeitpunkt lebten in Osttimor etwa 85.000 Einwanderer aus Indonesien.[1]

Am 11. März 1999 einigten sich die UN, Portugal und Indonesien auf Ministerebene auf die Abhaltung eines Referendum über die Zukunft Osttimors. Am 21. April wurde die Einstellung der Gewalt zwischen den Konfliktparteien vereinbart. Pro-indonesischen Milizen (Wanra) und die Streitkräfte reagierten allerdings auf die Ankündigung des Referendums mit massiver Einschüchterung und Bedrohung der Bevölkerung. Zehntausende mussten fliehen.

Das Referendum

Der Wahlschein war für die Analphabeten mit Symbolen gekennzeichnet

Vom 16. Juli bis zum 5. August lief die Registrierung der Wähler. Sie startete mit drei Tagen Verspätung, weil die indonesischen Sicherheitskräfte Schwierigkeiten hatten für die Sicherheit zu sorgen. 451.792 Einwohner Osttimors wurden als Wähler registriert. Am 20. August wurde in Suai eine Veranstaltung der Unabhängigkeitsbefürworter von Milizen angegriffen, in Manatuto wurden UN-Mitarbeiter durch Milizen bedroht.

Die Volksabstimmung vom 30. August 1999 brachte schließlich eine eindeutige Mehrheit mit 344.580 Stimmen (78,5 %) für die Unabhängigkeit gegen 94.388 Stimmen (21 %) für die Autonomie, bei einer Beteiligung von über 98 %, gegen die Autonomie und für die Unabhängigkeit Osttimors. Das Ergebnis wurde am 4. September bekannt gegeben.[2]

Folgen

Ein Graffiti in Tutuala mit dem Wort für „Mörder“ klagt die Verbrechen von 1999 an

Schon ab dem 2. September eskalierte die Gewalt erneut. Die enttäuschten Gegner der Unabhängigkeitsbewegung, die Wanra und die indonesische Armee massakrierten in vielen Landesteilen Menschen und hinterließen nach ihrem Abzug verbrannte Erde. 2000 bis 3000 sollen dabei umgekommen sein. Am 20. September landeten die ersten australischen Einheiten der internationalen Truppe INTERFET auf dem Flughafen Dili. Die INTERFET befriedeten das Land, das unter UN-Verwaltung kam.

Am 20. Mai 2002 erhielt Osttimor seine Unabhängigkeit zurück.

Einzelnachweise

  1. Frédéric Durand: Three centuries of violence and struggle in East Timor (1726-2008), Online Encyclodpedia of Mass Violence
  2. BBC, 4. September 1999, Timor chooses independence

Siehe auch

Weblinks

Literatur

  • Noam Chomsky, Edward S. Herman: Political Economy of Human Rights. Bd 1. The Washington Connection and Third World Fascism. Kap. 3.4.4. „East Timor: Genocide on the Sly“. South End Press, Boston 1979. ISBN 0-89608-090-0
  • Peter L. Münch-Heubner: Osttimor und die Krise des indonesischen Vielvölkerstaates in der Weltpolitik. Berichte und Studien der Hanns-Seidel-Stiftung e.V. Bd 82. München 2000. ISBN 3-88795-214-6
  • Brad Simpson: Indonesiens Kolonialkrieg in Osttimor 1975-1999. In: Bernd Greiner /Christian Th. Müller / Dierk Walter (Hrsg.): Heiße Kriege im Kalten Krieg. Hamburg, 2006, ISBN 3-936096-61-9, S. 339-375. (Rezension von H. Hoff, Rezension von I. Küpeli)

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