Undine (Lortzing)

Undine (Lortzing)
Werkdaten
Titel: Undine
Originaltitel: Undine
Form: Singspiel
Originalsprache: deutsch
Musik: Albert Lortzing
Libretto: Albert Lortzing
Literarische Vorlage: Erzählung „Undine“ von Friedrich de la Motte Fouqué
Uraufführung: 21. April 1845
Ort der Uraufführung: Magdeburg
Spieldauer: ca. drei Stunden
Ort und Zeit der Handlung: Deutschland um 1450
Personen
  • Undine, Pflegetochter von Tobias und Marthe (Sopran)
  • Kühleborn, Wasserfürst (Bariton)
  • Bertalda, Herzog Heinrichs Tochter (Sopran)
  • Ritter Hugo von Ringstetten (Tenor)
  • Veit, Knappe des Vorigen (Tenor-Buffo)
  • Hans, Kellermeister (Bass)
  • Tobias, ein alter Fischer (Bass)
  • Marthe, dessen Ehefrau (Alt)
  • Pater Heilmann (Bass)
  • Dorfbewohner, Wassergeister, Edelleute, Herolde, Pagen, Knappen, Jagdgefolge (Chor)
  • Größere Aufgaben für Ballett im zweiten und vierten Akt

Undine ist eine Romantische Zauberoper in vier Akten (sechs Bildern) von Albert Lortzing. Wie bei (fast) allen seinen Bühnenwerken war er auch hier sein eigener Librettist. Uraufführung war am 21. April 1845 in Magdeburg. Als Vorlage diente ihm die Erzählung Undine von Friedrich de la Motte Fouqué, die dieser selbst schon fast dreißig Jahre vor Lortzing zu einem Libretto für E. T. A. Hoffmanns Oper „Undine“ geformt hatte.

Inhaltsverzeichnis

Orchester

Zwei Flöten, zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Fagotte, vier Hörner, zwei Trompeten, drei Posaunen, Tuba, Pauken, Schlagzeug, Streicher

Handlung

Erster Akt

Erstes Bild: In einer Fischerhütte am See

Ritter Hugo von Ringstetten und sein Knappe Veit haben vor ein paar Monaten in der Fischerhütte von Tobias und Marthe Zuflucht gefunden, als sie vor einem Unwetter fliehen mussten. In der Fischerhütte lebt auch Undine, die schöne Ziehtochter der Fischersleute. Sie und der Ritter haben sich ineinander verliebt, und heute soll die Hochzeit stattfinden. Alle außer dem Knappen brechen zur Kapelle auf.

Veit hat am Seeufer ein Fässchen Wein gefunden. Dankbar verkostet er den Rebensaft. Plötzlich betritt ein stolzer Mann, den er noch nie gesehen hat, den Raum. Er nennt sich Kühleborn und überschüttet Veit mit Fragen nach seinem Herrn. Weil der Wein Veits Zunge gelockert hat, erzählt er Dinge, die er sonst nie sagen würde: Undine sei für Hugo von Ringstetten – wie so viele Frauen vor ihr – nur ein Abenteuer. Kühleborn kocht vor Wut. Er entschließt sich, in Undines Nähe zu bleiben, um sie – seine Tochter – bei Gefahr beschützen zu können.

Das frischgebackene Ehepaar kehrt mit Marthe und Tobias, begleitet von ein paar Dorfbewohnern, zur Fischerhütte zurück. Kurz darauf scheint auch Pater Heilmann, der Hugo und Undine soeben getraut hatte, zu folgen. Nur Undine bemerkt, dass es ihr Vater Kühleborn ist, der in die Rolle des Paters geschlüpft ist. Nachdem sich Undine von ihren Pflegeeltern und den Dorfbewohnern verabschiedet hat, macht sie sich mit Hugo, Veit und dem „Pater“ auf den Weg.

Zweiter Akt

Zweites Bild: Halle im Schloss von Herzog Heinrich

Veit erzählt seinem Freund, dem Kellermeister Hans, was er inzwischen erlebt hat. Dabei kommt er natürlich auch auf die Hochzeit seines Herren mit Undine zu sprechen. Er äußert die Vermutung, Undine sei in Wirklichkeit kein Mensch, sondern eine Nixe.

Hugo und Undine kommen hinzu. Der Ritter bittet seine Frau, ihm endlich ihre wahre Herkunft zu verraten, die sie bei der Hochzeit nur sehr vage angedeutet hat. Undine erhört die Bitte und erzählt ihm alles. Eigentlich – so schließt ihr Bericht – sei der einzige Unterschied zwischen Menschen und Wassergeistern nur der, dass Letztere keine Seele hätten. Wenn aber ein Mensch eine Nixe aufrichtig liebe, könne auch sie beseelt werden. Beide sinken einander in die Arme.

Die stolze Bertalda betritt die Halle. Zu ihrem Gefolge gehört auch Kühleborn. Diesmal hat er sich als Diplomat des Königreichs Neapel verkleidet. Jetzt erst erfährt Bertalda, dass Hugo, der ihr einst selbst die Ehe versprochen hatte, inzwischen verheiratet ist.

Undine bleibt natürlich nicht verborgen, dass der neapolitanische Gesandte ihr Vater Kühleborn ist. Als Bertalda über Undines niedrige Herkunft zu spotten beginnt, kann sich dieser nicht mehr zurückhalten. Er dreht den Spieß um und verkündet, Bertalda sei in Wahrheit die Tochter der Fischersleute Marthe und Tobias. Herzog Heinrich habe sie vor fünfzehn Jahren an den Gestaden des Sees gefunden und auf sein Schloss mitgenommen. Sodann gibt sich Kühleborn als Wasserfürst zu erkennen. Wütend verlässt er den Saal, eilt in den Garten und entschwindet im Brunnen. Unterdessen versucht Undine, die verzweifelte Bertalda zu trösten.

Dritter Akt

Drittes Bild: Romantische Landschaft nahe der Burg Ringstetten

Nach der Jagd, die Hugo in seinem Wald veranstaltete, feiert die Jagdgesellschaft auf einer Lichtung nahe dem See. Bertalda gelingt es, in Hugo ein Feuer zu entfachen, dass er sie erneut begehrenswert findet. Als Undine hinzustößt, muss sie erfahren, dass ihr Geliebter nichts mehr von ihr wissen will. Selbst Undines Warnung vor der Rache der Wassergeister stößt auf taube Ohren. Hugo enteilt mit Bertalda.

Kühleborn kommt mit seinen Wassergeistern und führt Undine zurück in sein nasses Reich.

Vierter Akt

Viertes Bild: Hof der Burg Ringstetten

Hugo und Bertalda feiern ihr Hochzeitsfest. Dabei fließt viel Wein. Veit und der Kellermeister können nicht genug davon bekommen. Übermütig entfernen die beiden den großen Stein, der aus Furcht vor der Rache der Wassergeister auf die Öffnung des Brunnens gelegt worden war. Kaum sind sie wieder zur Hochzeitsgesellschaft in den Festsaal zurückgekehrt, entsteigt Undine dem Brunnen.

Fünftes Bild: Wieder im Festsaal

Das fröhliche Treiben wird jäh unterbrochen, als um Mitternacht alle Lichter im Schloss ausgehen. Einem Menetekel gleich erscheint Undines blasse Gestalt. Hugo sieht sein Ende nahen. Aber Undines große Liebe zu ihm ist noch nicht erloschen. Aber auch in Hugos Herz glimmt noch ein Funken Liebe zu Undine, und kaum hat er sie erblickt, wird aus dem Funken wieder ein Feuer. Er ist sich jetzt sicher, dass er nur an Undines Seite seinen inneren Frieden wiederfinden kann. Sie sinken einander in die Arme. Hugos Burg stürzt in sich zusammen.

Sechstes Bild: In Kühleborns Wasserreich

Kühleborn verkündet das Urteil über Hugo: Er muss auf immer und ewig bei Undine im Reich der Wassergeister bleiben.

Musik

Lortzing, ein wahrer Meister der Buffo-Opern, die – im besten Sinne! – volkstümlich sind, wagte sich mit seiner Undine in höhere Regionen vor; doch mit der tragischen Dramatik tat er sich schwerer, sodass es an der charakterlichen Tiefe seiner Figuren musikalisch manchmal etwas mangelt. Dennoch – oder vielleicht gerade deswegen – findet man auch in der Undine wunderschöne einschmeichelnde Melodien, die das Werk zu einem Genuss machen. Zu den Höhepunkten gehören:

Im ersten Akt:

  • Quintett (Undine, Tobias, Marthe, Pater, Hugo): „Ach, welche Freude, welche Wonne!“
  • Hugos Romanze „Ich ritt zum großen Waffenspiele“
  • Veits Trinklied mit Chor im Finale „Es ist der Wein“
  • Undines Abschied von ihren Pflegeeltern, ebenfalls aus dem Finale „Ich scheide nun aus eurer Mitte"

Im zweiten Akt:

  • Rezitativ und Arie der Undine, in der sie Hugo von Ringstetten ihre Herkunft verrät:
So wisse, dass in allen Elementen
es Wesen gibt, die aussehn fast wie ihr;
in Feuers Flammen spielen Salamander,
die Gnomen hausen in der Erde Tiefen,
in Äthers Blau und in den Strömen lebet
der Geister viel verbreitetes Geschlecht.
  • Kühleborns Erzählung im Finale „Es wohnt am Seegestade ein armes Fischerpaar“

Im dritten Akt:

  • Veits Lied „Vater, Mutter, Schwestern, Brüder hab ich auf der Welt nicht mehr“
  • Duett Bertalda/Hugo „Ich lasse dich nicht!“
  • Das Finale, in dem Kühleborn mit den Wassergeistern Undine zurückholt „Nun ist’s vollbracht! Du kehrst zur Heimat wieder.“

Im vierten Akt:

  • Lied des Kellermeisters „Im Wein ist Wahrheit nur allein!“
  • Großes Finale

Siehe auch

Werke, die den gleichen Sagenstoff behandeln:

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Undine (Lortzing) — Undine is an opera in four acts by Albert Lortzing. The German libretto was by the composer after Friedrich de la Motte Fouqué s story of the same name. There had been a revival of interest in Fouqué following the writer s death in 1843 to which… …   Wikipedia

  • Undine — Undine, Undina or Ondine are sometimes interchangeable and may refer to: Ondine (mythology), a water nymph from mythology Contents 1 In literature and painting 2 In music and ballet …   Wikipedia

  • Undine — steht für: Undine (Mythologie), ein weiblicher Wassergeist der Mythologie Undine (Vorname), ein weiblicher Vorname Undine Syndrom, eine Erkrankung des zentralen Nervensystems Undine Award, eine internationale Filmauszeichnung für… …   Deutsch Wikipedia

  • Undine (Literatur) — Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer Überarbeitung. Näheres ist auf der Diskussionsseite angegeben. Hilf mit, ihn zu verbessern, und entferne anschließend diese Markierung …   Deutsch Wikipedia

  • Undine (Mythologie) — Undine von John William Waterhouse,1872 Undine (auch Undene, lat. unda = Welle) (oder auch französisch Ondine = Nixe) ist ein weiblicher, jungfräulicher Wassergeist. Sie gehört zu den so genannten halbgöttlichen Elementargeistern …   Deutsch Wikipedia

  • LORTZING (G. A.) — LORTZING GUSTAV ALBERT (1801 1851) Comédien, chanteur d’opéra (ténor), instrumentiste, librettiste et compositeur allemand né et mort à Berlin, Lortzing grandit dans un milieu d’acteurs et se forme en autodidacte. Ayant épousé une comédienne, il… …   Encyclopédie Universelle

  • Lortzing — Lortzing, Albert Gustav, geb. den 23. Octbr. 1803 in Berlin, Sohn eines Schauspielers, wurde für die Bühne erzogen u. von Rungenhagen musikalisch gebildet u. war 1819–22 in Düsseldorf u. Aachen, bis 1826 in Köln, dann in Detmold u. 1833 in… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Lortzing — Lortzing, Gustav Albert. Opernkomponist, geb. 23. Okt. 1801 in Berlin als Sohn eines Schauspielers, gest. daselbst 21. Jan. 1851, betrat schon als Kind die Bühne und entwickelte sich autodidaktisch zum Opernsänger, Schauspieler und Komponisten.… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Lortzing — Lortzing, Albert, Opernkomponist, geb. 23. Okt. 1801 zu Berlin, gest. das. 21. Jan. 1851 als Kapellmeister am Friedrich Wilhelmstädter Theater; die beliebtesten seiner volkstümlich gewordenen Opern: »Die beiden Schützen«, »Zar und Zimmermann«,… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Undine (Friedrich de la Motte Fouqué) — Buchausgabe von Undine Undine ist eine Erzählung von Friedrich de la Motte Fouqué. Sie erschien 1811 in seiner Zeitschrift Jahreszeiten und als Buch. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”