Universitätskliniken Salzburg

Universitätskliniken Salzburg

Die Universitätskliniken Salzburg sind hinsichtlich Lehre und Forschung der 2003 gegründeten Paracelsus Medizinische Privatuniversität (PMU) angeschlossen. Sie befinden sich auf zwei Klinikstandorten in der Stadt Salzburg:

  • das Landeskrankenhaus, auch St.-Johanns-Spital genannt, liegt nördlich der Innenstadt im Stadtteil Mülln
  • die Christian-Doppler-Klinik liegt etwa eineinhalb Kilometer weiter nordwestlich unweit der Grenze zum Stadtteil Lehen in Liefering

Beide Krankenhäuser sind im Besitz des Bundeslandes Salzburg und werden durch die SALK (Gemeinnützige Salzburger Landeskliniken Betriebsgesellschaft mbH) verwaltet. Die Universitätskliniken vereinigen in ihren Gebäuden Krankenversorgung, Forschung und Lehre. Mit ungefähr 4000 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen sind sie der größte Arbeitgeber in der Region. Derzeit liegt die Zahl der Planbetten bei 1725, mehr als zwei Drittel davon am Standort Landeskrankenhaus. Pro Jahr werden in den beiden Standorten über 80.000 Patienten stationär aufgenommen. Das Versorgungsgebiet reicht dabei weit ins benachbarte Bayern sowie in die Steiermark und nach Oberösterreich hinein und umfasst über 650.000 Einwohner. In den Kliniken werden jährlich mehr als 300.000 Ambulanzfälle behandelt.

Zusammen mit der PMU wurden an einzelnen Abteilungen Forschungsschwerpunkte eingerichtet oder werden neu etabliert, um auch in Zukunft neue medizinische Erkenntnisse und Behandlungsmethoden in die Praxis umsetzen zu können.

Inhaltsverzeichnis

Landeskrankenhaus/St.-Johanns-Spital

St. Johanns Kirche
Allianzwappen Johann Ernst von Thun
Müllegger Tor des Grimmingschlosses im St. Johannssspital

Geschichte des St. Johanns Spitals

Spitalsbau

Die ursprüngliche barocke Spitalsanlage mit der zentralen Krankenhauskirche St. Johannes wurde im Auftrag von Stifter Erzbischof Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein auf den Fundamenten des älteren Grimmingschlosses - oder auch Schloss Müllegg genannt - von Fischer von Erlach erbaut und am 24. Juni 1704 eingeweiht. Von dem Vorgängerbau blieb nur das Müllegger Tor erhalten. Das Spital (bestehend aus Männertrakt und Frauentrakt für etwa 20 bis 30 Kranke) und den Kirchenbau finanzierte der Erzbischof aus eigenen Mitteln; zudem richtete er einen Stiftungsfond mit 10000 Gulden ein und spendete bis zu seinem Lebensende jährlich 1000 Gulden für die Bezahlung der Krankenwärter. Das Spital diente der Unterbringung von Pilgern, Armen und Kranken. Der letzte Pilger wurde 1791 aufgenommen. Die medizinische Versorgung der Kranken oblag vorwiegend dem jeweiligen Leib- und Hofmedicus des Fürsterzbischofes. 1796 erfolgte auf Betreiben des damaligen Leibarztes des Erzbischofs Hartenkeil die Trennung von Allgemeinmedizin und Chirurgie. Von 1891 bis 1899 wurde das erste Kinderspital und von 1897 bis 1899 die „Geburtshilfliche und Frauenabteilung“ errichtet.

Krankenhausapotheke

1754 wurde eine Apotheke durch Fürsterzbischof Sigismund Graf Schrattenbach eingerichtet, die Heilkräuter und andere Substanzen auch an die allgemeine Bevölkerung verkaufte. Das war eine große Innovation, denn bis dahin hatten fast nur Adelige und Klöster über Apotheken verfügt. Die Einnahmen aus dem „Publikumsverkauf“ sollten, so wurde es im Stiftungsbrief vom 27. Juli 1753 festgelegt, die Medikamentenversorgung des St.-Johanns-Spitals stützen. Für die neue Apotheke stiftete der Erzbischof anfangs persönlich 2000 Gulden; dies reichte aber lediglich zur Beschaffung des Warenlagers, während allein die Einrichtung mehr als 5600 Gulden kostete. Ab dem Jahr 1756 schoss der Landesfürst bis zum Ende seiner Regierungszeit der Spitalsapotheke jährlich den Betrag von 3000 Gulden zu.

Gegenwart

Folgende Abteilungen befinden sich heute am Standort Mülln:

  • Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie
  • Universitätsklinik für Urologie
  • Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde
  • Universitätsklinik für Hals-Nasen-Ohren Krankheiten
  • Universitätsklinik für Kinderchirurgie
  • Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
  • Universitätsklinik für Spezielle Gynäkologie – Brustzentrum Salzburg
  • Universitätsklinik für Orthopädie
  • Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
  • Universitätsklinik für Innere Medizin I
  • Universitätsklinik für Innere Medizin II
  • Universitätsklinik für Innere Medizin III
  • Universitätsklinik für Gefäßchirurgie
  • Universitätsklinik für Herzchirurgie
  • Universitätsklinik für Radiotherapie und Radio-Onkologie
  • Universitätsklinik für Nuklearmedizin und Endokrinologie
  • Universitätsklinik für Dermatologie
  • Universitätsklinik für Lungenkrankheiten
  • Universitätsklinik für Chirurgie
  • Universitätsklinik für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie
  • Universitätsklinik für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin
  • Universitätsklinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation
  • Universitätsklinik für Anästhesiologie, perioperative Medizin und Intensivmedizin

Daneben befinden sich noch das Institut für Radiologie, das Institut für Medizinisch-chemische Labordiagnostik, sowie das Pathologische Institut im Landeskrankenhaus. Dem Klinikgelände sind außerdem eine Krankenpflegeschule, eine Hebammenschule und eine Akademie für den Medizintechnisch-Diagnostischen Dienst angeschlossen. Auch das Hauptgebäude der PMU mit den Instituten für Anatomie, Physiologie und dem Institut für Pharmakologie befindet sich in unmittelbarer Nähe des Spitals.

Christian-Doppler-Klinik

Historische Ansicht der "Salzburger Landes-Heilanstalt für Geisteskranke" von Franz Kulstrunk, 1902
Christian-Doppler-Denkmal von Lotte Ranft

Geschichte

Narrenhaus

Als Geburtsjahr für die „Irrenpflege“ im Land Salzburg kann das Jahr 1778 angesehen werden, da hier ein eigener Irrenfonds eingerichtet wurde. Allerdings gibt es schon um 1801 erschütternde Berichte über das im Bruderhof in der Linzergasse eingerichtete Salzburger „Narrenhaus“, deren Insassen in feuchten „Kodern“ (Käfigen) vegetieren mussten. Versuche, die Lage der Kranken zu verbessern, gab es wohl (z. B. durch den Irrenarzt Dr. Franz Valentin Zillner), ohne dass sich aber deren Lage durchgehend besserte.

Errichtung der Nervenheilanstalt

1898 wurde die „Salzburger Heilanstalt für Gemüts- und Nervenkranke“ zum 50. Regierungsjubiläum von Kaiser Franz Josef eröffnet. Sie wurde in Pavillonbauweise errichtet und galt damals als fortschrittlichste Nervenheilanstalt Österreich-Ungarns, da sie keine vollkommen geschlossene Anstalt war, sondern sich zumindest ein Teil der Patienten und Patientinnen in der anstaltseigenen Landwirtschaft frei bewegen konnte.

NS-Zeit (und Vergangenheitsbewältigung)

In der NS-Zeit kam es im Rahmen der T4-Aktion unter den Direktoren Leo Wolfer und Heinrich Wolfer auch in Salzburg zum Abtransport von 262 psychisch Kranker in die NS-Tötungsanstalt Hartheim[1], wo diese vergast wurden. Nach dem Krieg wurden vom Linzer Volksgericht Ermittlungen gegen „Dr. Heinrich Wolfer und Genossen“ eingeleitet, die aber 1991 ohne Urteil abgeschlossen wurden. Auch die weitere Aufarbeitung der Geschehnisse blieb schwierig: Von besonderer Insensibilität zeugte 1997 die Pflanzung einer Eiche und die Errichtung einer Ehrentafel zum 90. Geburtstag für den ehemaligen SS-Arzt Prof. Gerhart Harrer. Beides wurde zwischenzeitlich entfernt. Später sprach sich Primararzt Prof. Dr. Hans Erich Diemath vehement gegen die Errichtung eines Denkmals für die ermordeten psychiatrischen Patienten und Patientinnen auf dem Gelände der Klinik aus, da dies „zwangsläufig zu einer Verunsicherung und zu einer Erschütterung unserer Patienten“ führen würde [2]. Nach langen Querelen wurde am 1. November 1989 von Landeshauptmann Hans Katschthaler eine Gedenktafel an der Außenmauer der Anstaltskirche enthüllt. Zudem wurde im Kurpark in der Nähe des Schlosses Mirabell ein (für den Laien schwer zu interpretierendes) Euthanasiemahnmal nach einem Entwurf des Linzer Kunststudenten Otto Saxinger errichtet und 1991 von Vizebürgermeister Herbert Fartacek enthüllt. Gegen den ursprünglich vom Salzburger Kultur-Beirat beschlossenen Text formulierte Primar Diemath wiederum heftige Bedenken. Der Entwurfstext lautete:

Im Gedenken an die 262 Opfer der Euthanasie-Aktion 1940/41 und uns zum Bedenken, daß es vor Gott kein lebensunwertes Leben gibt ... Aus dem Protestschreiben der Ordensschwester Anna Bertha Königsegg von 23. August 1940“

Brigitte Kepplinger, 2008, S. 571.

Schließlich einigte man sich auf den Text: "Zum Gedenken an die über 250 Opfer der NS-Euthanasieaktion in Salzburg 1941." Bei der Gelegenheit der Denkmalenthüllung des Euthanasiedenkmals fand der Primar der Psychiatrischen Abteilung, Prof. Dr. Rainer Danzinger, deutliche Worte über die Opfer und die Täter während der NS-Zeit.[3]

Gegenwart

Heute befinden sich auf dem Gelände der Christian-Doppler-Klinik folgenden Abteilungen:

  • Universitätsklinik für Neurochirurgie
  • Universitätsklinik für Neurologie
  • Universitätsklinik für Geriatrie
  • Universitätsklinik für Psychiatrie I
  • Universitätsklinik für Psychiatrie II

Daneben befinden sich noch das Institut für klinische Psychologie und das Institut für Gerichtsmedizin, das in Forschung und Lehre eng mit der Juristischen Fakultät der Universität Salzburg kooperiert, auf dem Gelände.

Literatur

  • Harald Waitzbauer: Vom Irrenhaus zur Christian-Doppler-Klinik. 100 Jahre Landesnervenklinik Salzburg. Salzburg 1998
  • Harald Waitzbauer: Im Dienst der Menschlichkeit. Die Tradition der Medizinischen Lehre und Forschung in Salzburg. Schriftenreihe des Salzburger Landespressebüros - Sonderpublikationen Nr. 166. Salzburg 2000

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Walter Reschreiter: Lebens(un)wert. "NS-Euthanasie in Land Salzburg". Laube sozialpsychiatrische Aktivitäten, Salzburg, 2007, S. 108.
  2. Walter Reschreiter, S. 162.
  3. Brigitte Kepplinger: Gedenkstätten für die Opfer der NS-Euthanasie in Österreich. In Brigitte Kepplinger, Gerhart Marckhgott & Hartmut Reese (Hrsg.): Tötungsanstalt Hartheim (S. 549-599). Oberösterreichisches Landesarchiv, Linz, 2008. ISBN 978-3-900313-89-0

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