Unterzeichnung

Unterzeichnung

In der Kunstgeschichte bedeutet Unterzeichnung eine unter einem Gemälde liegende Entwurfszeichnung, die die kompositorische Grundlage der darüber befindlichen Malerei darstellt.

Umgangssprachlich wird eine solch unterliegende Zeichnung oft fälschlich Vorzeichnung genannt.

Verschiedene Beobachtungen bei mittelalterlicher Tafelmalerei, wie z. B. durch Buchstabenkürzel gemachte Angaben zu den zu verwendenden Farbtönen, lassen darauf schließen, dass diese Vermerke und die Vorzeichnung generell vor allem für die Assistenten der Werkstatt gedacht waren, die die Malerei vermutlich größtenteils ausführten. Dem Werkstattbesitzer fiel somit vermittelt durch die Unterzeichnung nur der einleitende Entwurf und die finale Abnahme zu.

Infrarotreflektographische Untersuchung zur Darstellung der Unterzeichnung eines Gemäldes von Lucas Cranach in der Kunsthalle Hamburg mit IRR-Kamera Opus Osiris

Oftmals wurde die Unterzeichnung in der mittelalterlichen Malerei nicht ganz verborgen, wofür verschiedene Gründe angeführt werden. Zum einen könnte der nicht ganz deckende Farbauftrag eine Methode gewesen sein, das in aufwendiger Farbschichtmalerei angelegte Bild schneller trocknen zu können und damit Zeit und Kosten einzusparen. Zum anderen wäre es möglich gewesen, die Schattenschraffur absichtlich als Schattenzone der Malschicht zu verwenden, was dort die Ersparnis von dunklen Pigmenten ermöglicht und einen finanziellen Vorteil bringt. In den allermeisten Fällen sind die Unterzeichnungen vermutlich aber nur durch Verseifungsprozesse der bleiweißhaltigen Farbtöne heute wieder mit bloßem Auge zu sehen.

Die Unterzeichnung kann heute mit dem technischen Verfahren der Infrarotreflektografie (oder vormals Infrarotfotografie) mehr oder weniger gut sichtbar gemacht werden. Dazu bestrahlt zunächst eine Infrarotlichtquelle das Untersuchungsobjekt. Die Reflexion der weißen Grundierung und der darauf befindlichen dunkleren Unterzeichnungslinien wird von einer Infrarotkamera aufgenommen und in einem angeschlossenen PC verarbeitet. Die resultierenden Einzelbilder werden mit Grafikprogrammen zu einem sogenannten Infrarotreflektografiemosaik zusammengesetzt.

Die kunsthistorische Forschung erhofft sich mit dieser vergleichsweise jungen technischen Hilfestellung die Zuschreibung von Gemälden zu einzelnen Malern verbessern zu können, indem u.a. charakteristische Merkmale der Unterzeichnung mit namentlich überlieferten Handzeichnungen der Künstler verglichen werden. Zudem können auch Argumente für Erstversionen und Duplikate von der Hand desselben Künstlers oder von Schülern gesammelt werden. Existieren zwei nahezu gleichartige Tafelmalereien eines Künstlers so kann man annehmen, dass eine Version, in der die Unterzeichnung sich von der finalen Malausführung z.B. in der Komposition des Motivs oder kleiner Details unterscheidet, während der Herstellung vom Urheber neu entworfen und im Prozess spontan verbessert wurde (sogenannte Second Thoughts). Ein Duplikat (oder eine Kopie) enthält demgegenüber meist keine von der Unterzeichnung unterschiedenen, nachträglichen Verbesserungen in der Malschicht, da das gesamte Motiv bereits einmal zufriedenstellend entworfen und ausgeführt war, und die Unterzeichnung bereits nur noch diese Vorlage kopierte.

Literatur

  • David Bomfort (Hrsg.): Art in the making. Underdrawings in Renaissance Paintings, London 2002

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