- Vagantendichtung
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Die Vagantendichtung ist die weltliche lateinische Lyrik des Mittelalters, die überwiegend Lieder und Sprüche über Liebe, Spiel und Wein (anakreontisch) oder Spottgedichte auf Vertreter von Klerus und Adel beinhaltet.
Die Vagantendichtung war in ganz Europa verbreitet. Die Vaganten (in Frankreich zum Teil auch Goliarden genannt) waren meist fahrende (das heißt herumziehende) Kleriker oder Scholaren, die sich von Gönnern für ihre Kunst unterhalten ließen. Ursprünglich handelte es sich um Kleriker, die keine Arbeit in der Kirche gefunden haben und sich ihren Lebensunterhalt mit der Unterhaltung von weltlichen und geistlichen Adeligen verdienten. Außerdem nutzten auch Studenten, Hofbeamte, Schullehrer und andere den Mantel der Anonymität, um ihre Gedichte zu veröffentlichen. Als Dichterpersönlichkeiten sind besonders Hugo Primas von Orléans, Hilarius von Orléans, der Archipoeta und Walther von Châtillon bekannt geworden.
Die äußere Form der Gedichte ist meist von vier Langzeilen, den sog. Vagantenzeilen geprägt. „Mit Paarreim ergeben sie die Vagantenstrophe“ (gem. Wilperts Definition). Inhaltlich wird eine Gegenwelt geschaffen, um von der harten Realität des Mittelalters abzulenken. Häufig wurden auch Kirchenmänner kritisiert, allerdings nie die Kirche als Institution.
Wichtige Sammlungen
- Carmina Cantabrigiensia („Cambridger Liederhandschrift“) (um 1045)
- Carmina Burana (Anfang des 13. Jahrhunderts, Benediktbeuern)
- Hilarii Aurelianensis versus et ludi, epistolae, ludus Danielis Belovacensis (12. Jhd.)
- Karl Langosch (Hrsg.): Vagantendichtung, lat. u. dt.; 2. Aufl., Verlag Dieterich, Leipzig 1984 Informationen online
Siehe auch
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