Vanillaschub

Vanillaschub

Vanilla, nach dem englischen Wort für Vanille-Eis, bezeichnet vor allem in der englischsprachigen BDSM-Szene, im LGBT und in der Frauen- und Genderforschung sowie im Internet jede Art von Sexualität, unabhängig ob hetero- oder homosexuell, die nicht in sado-masochistische oder fetischistische Praktiken fällt[1] und wird in manchen Zusammenhängen auch abwertend verwendet. Durch die länderübergreifenden Kontakte innerhalb der Subkultur hat sich der Begriff auch in anderssprachige Länder verbreitet. Im deutschen Sprachraum hat sich neben Vanilla auch der Begriff Blümchensex eingebürgert. Unter heterosexuellen Paaren wird der Ausdruck gelegentlich als Synonym für die Missionarsstellung verwendet.

Der Ursprung des Wortes führt zu Analogien, mit denen der andersartige Charakter von BDSM erklärt wird: Jeder Mensch mag Speiseeis und jeder Mensch mag Vanille-Eis. Die meisten Menschen mögen auch andere Eissorten, aber keine andere Sorte für sich alleine ist so verbreitet wie Vanille. In der Analogie steht Vanilla für die übliche Sexualität, während die anderen Eissorten die verschiedenen Spielarten von BDSM symbolisieren.[2] Im Englischen gibt es auch allgemein das Adjektiv plain-vanilla in der Bedeutung von „nichts Besonderes“, „ganz einfach“. Schuldgefühle, die bei manchen Menschen beim Kennenlernen der eigenen BDSM-Neigung auftreten, werden Vanillaschübe genannt. In diesen Phasen wird oft alles, was an die Neigung erinnert, aus dem eigenen Leben verbannt. Seit BDSM gesellschaftlich weniger stigmatisiert ist, treten Vanillaschübe weniger stark auf; sie führen jedoch häufig zu einem ausgeprägten Leidensdruck bei den Betroffenen.[3][4] Bei Sexualkontakten, in denen einer der Partner unkonventionelle Praktiken bevorzugt, muss das Gegenüber damit rechnen, mitunter als sexuell relativ langweilig und wenig abenteuerlustig wahrgenommen zu werden, weil es keine ähnlichen Neigungen verspürt.[5]

Einzelnachweise

  1. Kath Browne, Jason Lim, Gavin Brown: Geographies of Sexualities: Theory, Practices and Politics, Ashgate Publishing, 2007, Seiten 94/95, ISBN 0-7546-4761-7
  2. John Ayto, Ian Crofton: Brewer's Dictionary of Modern Phrase & Fable, Weidenfeld & Nicolson, 2006, Seite 797, ISBN 0-304-36809-1
  3. vgl. Charles Moser, in Journal of Social Work and Human Sexuality 1988, (7;1, S. 43–56)
  4. vgl. Eva Daschek und Axel Konrad Empirische Untersuchung über den Zusammenhang zwischen ausgewählten Faktoren und inklinierendem sexuellem Sadomasochismus, online unter sm-studie
  5. vgl. hierzu Psychotherapeutic Issues With "Kinky" Clients: Clinical Problems, Yours and Theirs ipgcounseling.com, Darstellung der Konfliktfelder in "Vanilla-Nichtvanilla-Partnerschaften"

Weblinks


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