Veratrum album

Veratrum album
Weißer Germer
Weißer Germer (Veratrum album)

Weißer Germer (Veratrum album)

Systematik
Klasse: Einkeimblättrige (Liliopsida)
Unterklasse: Lilienähnliche (Liliidae)
Ordnung: Lilienartige (Liliales)
Familie: Germergewächse (Melanthiaceae)
Gattung: Germer (Veratrum)
Art: Weißer Germer
Wissenschaftlicher Name
Veratrum album
L.

Der Weiße Germer (Veratrum album) ist eine Pflanzenart aus der Familie der Germergewächse (Melanthiaceae). Er wird auch als Nieswurz, Hemmer(t)wurzn, Lauskraut oder Lauswurz bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Die mehrjährige krautige Pflanze erreicht Wuchshöhen von 50 bis 150 Zentimeter. Die Wurzel ist innen weiß. Die kräftige Staude hat einen einfachen Stängel, der wechselständig beblättert ist. Die Blätter selbst sind schraubig, fast dreizeilig angeordnet. Die untersten sind breit oval und werden bis 20 Zentimeter lang, die oberen sind lanzettartig. Alle Blätter sind tief gefurcht und den Stängel umfassend.

Entlang der etwa 50 Zentimeter langen Rispe sitzen sehr viele 12 bis 15 Millimeter große weiße, grünliche oder gelbliche Trichterblüten. Besonders bei Sonnenschein duftet die Pflanze sehr aufdringlich.

Der Weiße Germer blüht erst nach einigen Jahren vegetativen Wachstums. Blütezeit ist von Juni bis August.

Systematik

Es existieren zwei Unterarten:

  • Veratrum album subsp. album: mit weißlichen Blüten und grünen Nerven.
  • Veratrum album subsp. lobelianum: mit gelblich-grünen Blüten und dunkler grünen Nerven.

Verwechslung

Die Pflanze kann in nicht blühendem Zustand mit dem Gelben Enzian (Gentiana lutea) verwechselt werden, dessen Blätter aber kreuzweise gegenständig angeordnet sind.

Vorkommen

Die Blüten des Weißen Germers

Das Verbreitungsgebiet umfasst die Alpen und deren Vorland, den Apennin und Osteuropa. Als Standort werden feuchte Wiesen, Weiden, Läger, Hochstaudenflure und Flachmoore von der Tallage bis in eine Höhe von etwa 2.700 Meter bevorzugt.

In Österreich häufig verbreitet.

Giftigkeit

Abbildung des Weißen Germers in Otto Wilhelm Thomés Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz (Gera 1885)

Die Pflanze ist stark giftig. Sie enthält in allen Teilen, besonders jedoch im Wurzelstock, giftige Alkaloide wie Protoveratrin und Germerin. Der Alkaloidgehalt nimmt mit steigender Höhe des Pflanzenstandorts ab. So beträgt er auf etwa 700 m ü. NN rund 1,5 Prozent und sinkt bei Pflanzen in den höchsten Lagen (etwa 2.500 Meter NN) auf 0,2 Prozent.

Auch wurden medizinale Vergiftungen aufgrund der Verwechslung von Galgantwurzel (Rhizoma Galangae) mit Germerwurzel (Rhizoma Veratri) berichtet.

Die Symptome äußern sich in Erbrechen, heftigem Durchfall, Kältegefühl, Muskelkrämpfe, Halluzinationen, Atemnot und Kollapszuständen. Der Tod kann zwischen drei und zwölf Stunden nach der Giftaufnahme eintreten. Bei auftretenden Vergiftungserscheinungen sollte unbedingt ein Krankenhaus aufgesucht werden. Als Gegenmaßnahmen werden die Gabe von Aktivkohle und wiederholte Magenspülungen mit Kaliumpermanganat empfohlen. Bei drohender Atemlähmung hat sich lang anhaltende künstliche Beatmung bewährt. Ansonsten symptomatische Behandlung durch Wärmezufuhr, Kreislaufstabilisation und Gabe von Schmerzmitteln.

Ökologie

Die Pflanze ist auch für Insekten giftig und wurde früher zur Lausbekämpfung bei Mensch und Tier benutzt. Es gilt auch als meistgehasstes Weideunkraut. Das erfahrene Großvieh rührt es nicht an, doch gehen an ihm immer wieder Kälber, Schafe und Ziegen zugrunde.

Sonstiges

In der Antike wurde die Pflanze als Mord- sowie als Pfeilgift genutzt. Medizinisch fand der Weiße Germer als Mittel gegen Bluthochdruck Verwendung. Wegen der sehr hohen Toxizität wird die Pflanze heute nicht mehr als Heilpflanze genutzt.

Literatur

  • Xaver Finkenzeller: Alpenblumen, München 2003, ISBN 3-576-11482-3
  • Fischer, M. A., Adler, W. & Oswald K.: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol, Linz, 2005, ISBN 3-85474-140-5

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