Verband lesbischer und schwuler Polizeibediensteter

Verband lesbischer und schwuler Polizeibediensteter

Der Verband lesbischer und schwuler Polizeibediensteter Deutschland (VelsPol) unterstützt als Dachverband überregional Lesben und Schwule in der Polizei. Außerdem unterstützt er Opfer von Gewalt gegen Lesben und Schwule. Ferner versucht er, Vorurteile innerhalb der Polizei und in der Gesellschaft abzubauen. Der mitgliederstärkste Mitgliedsverband ist der Velspol Nordrhein-Westfalen mit 69 Mitgliedern (Stand: 2006).

Inhaltsverzeichnis

Entstehungsgeschichte

Am 17. Juli 1994 trafen sich erstmalig rund 30 lesbische Polizistinnen und schwule Polizisten aus ganz Deutschland in der Akademie Waldschlösschen in Reinhausen im Landkreis Göttingen, um Erfahrungen mit ihrem Coming-out und den Reaktionen auf ihren Dienststellen auszutauschen.

Auf Initiative des freien Journalisten Jens Dobler aus Berlin und der offen schwul lebenden Polizisten Jürgen Bugla (Castrop-Rauxel) und Lutz Wohlan (Düsseldorf) und mit finanzieller Unterstützung des Schwulenverbandes Deutschland sowie der Bundesarbeitsgemeinschaft kritischer Polizistinnen und Polizisten, trafen sich 30 Frauen und Männer aus verschiedenen Bereichen der Polizei (-S-, -K-, Verwaltung, Bundesgrenzschutz). Die Gewerkschaft der Polizei hatte ausdrücklich abgesagt.

Viele der Erschienenen erklärten bei diesem Treffen, um ihre Karriere fürchten zu müssen, wenn sie sich offen zu ihrer sexuellen Orientierung bekennen. Die aus Berlin angereisten berichteten von ihrem bereits offiziell bestellten Schwulenbeauftragten in der Polizei, der sowohl als Kontaktstelle für Schwule und Lesben außerhalb der Polizei fungiert als auch als Selbsthilfeeinrichtung für Polizeibedienstete. [1]

Aus dem ersten Treffen im Waldschlösschen ging der Arbeitskreis lesbischer und schwuler Polizeibediensteter (AlsPol) hervor. Über die Jahre entwickelten sich in anderen Bundesländern ähnliche Gruppen wie HaPol, AHaPol usw.

Aus Gründen eines einheitlichen Auftretens und des verbesserten Wiedererkennungswertes wurden die Gruppen in VelsPol zusammengeführt und umbenannt.

Ziele

VelsPol Deutschland will einen unverkrampften, vorurteilsfreien Umgang der Mehrheitsgesellschaft gegenüber Lesben und Schwulen erreichen, innerhalb und außerhalb der Polizei.

Vereinsarbeit

Zur Vereinsarbeit gehört:

  • Fortbildungsveranstaltungen an Ausbildungs- und Fortbildungsstellen in der Polizei oder durch eigene Seminare, z.B. in Kooperation mit der International Police Association (IPA)
  • Teilnahme an Öffentlichkeitsveranstaltungen mit Infoständen
  • Beratung von Behörden (Innenministerien, Polizeibehörden, etc.)
  • Mitwirkung bei Untersuchungen und wissenschaftlichen Erhebungen
  • Unterstützung lesbischer und schwuler Polizeibedienstete u.a. durch Zuhören, Gespräche und Erfahrungsaustausch
  • Intervention bei Behörden, die nicht korrekt mit Lesben und Schwulen umgehen
  • Interne Öffentlichkeitsarbeit
  • Information über Diskriminierung/Mobbing
  • Förderung das Ansehens der Polizei in der Öffentlichkeit durch öffentliches Auftreten und Einstehen für die eigene Lebensweise
  • Teilnahme an den großen Christopher-Street-Day-Paraden in Köln und Berlin
  • Mitorganisation und Mitdurchführung des jährlichen Bundestreffens der Lesben und Schwulen in der deutschen Polizei.

Mitglieder und Vorstand

Der Bundesverband wird durch drei Vertreter der Ländervereine gestellt.

2006 hatte der Verein in Nordrhein-Westfalen allein 69 Mitglieder. Dessen Vorstand besteht aus vier Polizeivollzugsbeamten und wird alle zwei Jahre gewählt.

Vereinserfolge VelsPol NRW e.V.

Zu den Vereinserfolgen der Vergangenheit gehören unter anderem:

  • Erlassgemäße Mitarbeit bei der Anti-Gewalt-Kampagne "Liebe verdient Respekt" des Landeskriminalamtes NRW
  • Änderung der Passage der Gewahrsamsordnung der Polizei NRW. Dort war bis 1999 aufgeführt, dass "Gewalttätige, Geisteskranke, Homosexuelle und Menschen mit ansteckenden Krankheiten in Einzelzellen zu verwahren sind." Dieser Passus wurde nur aufgrund der Intervention des VelsPol NRW gestrichen.
  • Gewinnung von "Ansprechpartnern für gleichgeschlechtliche Lebensweisen" in den Polizeibehörden
  • Standardisierung der Anforderungen für die "Ansprechpartner für gleichgeschlechtliche Lebensweisen"
  • Aufdeckung der Möglichkeit, in Polizeicomputern die Homosexualität von Zeugen,Opfern und Tätern straftatenunabhängig suchfähig zu speichern. Diese so genannten Rosa Listen[2] wurden danach abgeschafft. [3]
  • In Folge der durch den Verein veranstalteten Seminare kam es ab 2004 zum Aufbau einer Gruppe lesbisch/schwuler Polizistinnen und Polizisten in Österreich, die sich letztendlich am 27. Oktober 2007, in Anwesenheit eines Vertreters des österr. Bundesinnenministeriums, in Wien zum Verein "Gaycops Austria" zusammenschlossen.

VelsPol Bundestreffen

Seit 1995 bietet der VelsPol jedes Jahr ein Bundestreffen für lesbische, schwule, bi- und transsexuelle Polizeibedienstete an. Angesprochen sind Polizeibedienstete, d.h. Arbeiter/innen, Angestellte und Beamte nebst Partnerinnen/Partnern.

Die Treffen fanden bisher im Waldschlösschen in Göttingen, im IBZ Schloss Gimborn (Marienheide bei Köln), im Haus der Gewerkschaftsjugend in Oberursel bei Frankfurt/Main, Berlin und in Stuttgart statt.

Die Bundestreffen sind gleichzeitig von der Bundeszentrale für politische Bildung anerkannte Wochenendseminare, bei denen zum einen externe Referenten Vorträge halten, zum anderen aber auch verschiedene Themen vom VelsPol als Eingabe für das jeweilige Innenministerium erarbeitet werden. Neben dem Seminarcharacter wird den Bedürfnissen nach Erfahrungsaustausch und ungezwungenen Gesprächen Rechnung getragen.

Für Neueinsteiger wird ein Coming-Out-Seminar angeboten und für die Kolleginnen ein Frauenseminar, wo die jeweiligen Erfahrungen untereinander ausgetauscht werden können.

Vergleichbare Vereine

Es gibt weltweit Vorbilder und Nachahmer solcher Zusammenschlüsse. Im Jahre 2004 wurde bei einem europaweitem Symposium in den Niederlanden das European Gay Cop Network gegründet, aus dem heraus im April 2005 die Eurogay Police Association gegründet wurde. Dies ist ein eingetragener Verein mit Sitz in Apeldoorn, bei dem VesPol Mitglied ist.

In Europa gibt es weiters Flag Asso (Frankreich), Gay Police Association (Vereinigtes Königreich), Gay Polisen (Schweden), Pink in Blue (Niederlande), GaylesPol (Spanien), Gay Cops Austria (2005 Webseite, Verein 2007), Polis Aperta (Italien, 2008). Weltweit existieren noch Organisationen in Australien (GALPEN) und Südafrika und in den USA Golden State Peace Officers Association (Kalifornien, 1985; davor seit 1979 Pigs in Paradise), Gay Officers Action League (GOAL NY, New York, 1982), Gay Officers Action League of New England (GOAL NE, Neuengland, 1991), Florida L.E.G.A.L. (Law Enforcement Gays And Lesbians, 1999), und Metropolitan Police Department's Gay and Lesbian Liaison Unit (GLLU, Washington DC, 2000).

Quellen

  1. http://www.berlin.de/polizei/praevention/homosexualitaet/ Ansprechpartner der Berliner Polizei für gleichgeschlechtliche Lebensweisen]
  2. Deutsche Welle, 25. Juli 2005
  3. Berliner Zeitung, 5. August 2005

Weblinks


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