Verfasste Studentenschaft

Verfasste Studentenschaft

Der Begriff Studentenschaft oder Studierendenschaft bezeichnet im engeren Sinne die Gesamtheit aller eingeschriebenen Studentinnen und Studenten einer Hochschule. Ist ein solcher Zusammenschluss durch Gesetz oder Hochschulverfassung geregelt, spricht man auch von einer verfassten Studentenschaft oder Studierendenschaft. In Österreich gibt es mit der Österreichische Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft sowie den Hochschülerinnen- und Hochschülerschaften an den Universitäten (jeweils eigenständige, bundesgesetzlich geregelte Körperschaften öffentlichen Rechts) vergleichbare Einrichtungen.

Verfasste Studentenschaften sind in den meisten deutschen Bundesländern sowie in einigen Kantonen der Schweiz als öffentlich-rechtliche Teil- bzw. Gliedkörperschaften der jeweiligen Hochschule verankert. In den Bundesländern und Kantonen, in denen keine verfassten Studentenschaften (mehr) bestehen, gibt es an den Hochschulen stattdessen häufig privatrechtlich organisierte freie oder Unabhängige Studierendenschaften. (Siehe Regionale Besonderheiten)

Umgangssprachlich wird der Begriff Studentenschaft zudem häufig in einem weiteren, allgemeineren Sinne für die Studenten als soziales oder historisches Phänomen verwendet. (Siehe Begriff)

Inhaltsverzeichnis

Begriff

Aus rechtlicher Sicht enthält der – zuweilen sogar als Eigenname gebrauchte – Begriff „verfasste Studentenschaft“ eine Bedeutungsdopplung und ist somit ein Pleonasmus: Denn der in den einschlägigen Gesetzestexten verwendete Begriff „Studentenschaft“ beinhaltet – juristisch betrachtet – schon ihre Verfasstheit. Besteht also an einer Hochschule eine Studentenschaft im juristischen Sinne, so ist diese auch immer „verfasst“, weil sie durch Gesetz oder Hochschulverfassung geregelt wird. In diesem Sinne besteht etwa in Bayern und Baden-Württemberg keine Studierendenschaft (mehr); stattdessen wird in den dortigen Gesetzen allenfalls die „Gruppe der Studierenden“ (siehe Gruppenhochschule) erwähnt.

Umgangssprachlich wird der Begriff Studentenschaft allerdings auch dann für die Gesamtheit aller Studenten verwendet, ohne dass diese zwangsläufig in einer bestimmten rechtlichen Form verfasst ist. Dieser umgangssprachliche oder soziologische Gebrauch von „Studentenschaft“, der sich nicht auf die rechtliche Organisation, sondern ganz allgemein auf die Studenten als soziale Gruppe oder historisches Phänomen bezieht, reicht häufig sogar über die einzelne Hochschule hinaus und kann sich beispielsweise auf die Gesamtheit der Studierenden eines Landes beziehen. Für diese allgemeine, d.h. nicht-rechtliche Bedeutung war bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts auch noch der Begriff Studententum gebräuchlich (vgl. Literatur).

Geschichte

Vorgeschichte

Die Idee einer einheitlichen Organisation für alle Studenten wurde erstmals zu Beginn des 19. Jahrhunderts von der Urburschenschaft formuliert, die damit allerdings noch keine hochschulspezifischen Ziele verfolgte. Stattdessen sah sie in der Zusammenfassung der alten Landsmannschaften in erster Linie eine Vorstufe für die erstrebte nationale Einheit Deutschlands. Der Gedanke wurde jedoch später von anderen studentischen Reformbewegungen (Progressbewegung, Freistudentenschaft) aufgegriffen und mit neuen Zielen (Hochschulreform, Mitbestimmung, soziale Selbsthilfe) verknüpft. Auch die um die Jahrhundertwende – zunächst auf freiwilliger Grundlage – gebildeten Allgemeinen Studentenausschüsse (AStA) dokumentierten durch das Adjektiv allgemein, dass sie nicht mehr nur die Vertreter der Studentenverbindungen, sondern auch die immer zahlreicher werdenden Nichtkorporierten repräsentieren wollten. Nach vereinzelten Vorläufern (Tübingen 1821, Heidelberg 1885) kam es zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einer regelrechten „Gründungswelle“, die schließlich 1919 in der Gründung der Deutschen Studentenschaft als Dachverband der lokalen AStA gipfelte.

Weimarer Republik und NS-Zeit

Verfasste Studentenschaften im öffentlich-rechtlichen Sinne wurden jedoch erstmals 1920 in Preußen unter der Ägide des späteren Kultusministers Carl Heinrich Becker eingeführt. Ein Jahr zuvor hatten sich die Studentenausschüsse der deutschen und österreichischen Hochschulen in Würzburg zur Deutschen Studentenschaft zusammengeschlossen und genau dies zu ihrer Hauptforderung erhoben. Die preußische Verordnung über die Bildung von Studentenschaften, die von den anderen Ländern nahezu wortgleich übernommen wurde, übertrug den Studentenschaften neben der Pflege von Kultur und Sport sowie der Teilnahme an der akademischen Selbstverwaltung vor allem die soziale und wirtschaftliche Selbsthilfe. Diese wurde von den Studentenschaften jedoch bald auf rechtlich verselbständigte Hilfsvereine (die heutigen Studentenwerke) übertragen, da die Studentenschaften nach der preußischen Verordnung selbst nicht rechtsfähig waren. In der Folgezeit wurden die Studentenschaften zunehmend von nationalistischen, antisemitischen und republikfeindlichen Kräften dominiert, so dass sich Becker 1927 sogar gezwungen sah, die öffentlich-rechtlichen Studentenschaften in seinem Land wieder aufzuheben. Dies konnte jedoch den Vormarsch insbesondere des NS-Studentenbundes nicht verhindern, der schließlich 1931 die Führung der Deutschen Studentenschaft übernahm. 1933 wurden die verfassten Studentenschaften reichsweit wieder eingeführt, zugleich jedoch ihrer demokratischen Verfassung beraubt und am Führerprinzip und an den politischen Zielen des NS-Staates ausgerichtet.

Siehe auch: Geschichte der Studentenverbindungen

Nachkriegszeit

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Deutsche Studentenschaft als NS-Organisation verboten. Gleichzeitig förderten die Alliierten – zumindest an den westdeutschen Hochschulen – den Wiederaufbau demokratisch organisierter Studentenschaften. Der studentischen Jugend sollte die Möglichkeit gegeben werden, sich im Sinne der demokratischen Neuordnung der Hochschulen zu engagieren und ihre Belange eigenverantwortlich zu regeln. Allerdings achteten die Besatzungsbehörden vor dem Hintergrund der Weimarer Erfahrungen darauf, dass die studentischen Organe nicht zum Spielball parteipolitischer Interessen wurden. Die Not der Nachkriegszeit zwang die meisten ASten ohnehin dazu, sich vorrangig der Lösung ganz handfester Alltagsprobleme wie der Beschaffung von Wohnraum, Kleidung, Heiz- oder Schreibmaterial zu widmen.

Die Rechtsform der Studentenschaften spielte dabei lange Zeit keine Rolle; man ging einfach von der gewohnheitsrechtlichen Weitergeltung der Weimarer Verordnungen aus und ließ die Studentenschaften samt Pflichtmitgliedschaft und Beitragsrecht unangetastet. Lediglich in Österreich wurden sie ab 1950 durch Bundesgesetz geregelt und nunmehr als Hochschülerschaften (seit 2005: Hochschülerinnen- und Hochschülerschaften) bezeichnet.

Diskussion seit den 1960er Jahren

In Deutschland wurde diese Frage erst seit Beginn der 1960er Jahre wieder verstärkt diskutiert. Auslöser hierfür waren zum einen die sich zuspitzende Auseinandersetzung um allgemeinpolitische Aktivitäten der Studentenvertretungen (siehe unten), zum anderen aber vor allem die von den Studenten selbst erhobene Forderung nach paritätischer Mitbestimmung in den Hochschulorganen (Drittelparität). Denn – so wurde von einigen Bundesländern argumentiert – die unmittelbare Einbeziehung der Studenten in die Gremien der Hochschule mache eine gesonderte Zwangsorganisation für sie nunmehr überflüssig. Zwar wurde die generelle Drittelparität in den Hochschulgremien 1973 nach einer Klage von Professoren (Marburger Kreis, Bund Freiheit der Wissenschaft) vom Bundesverfassungsgericht für verfassungswidrig erklärt. Die studentische Mitwirkung in den Hochschulgremien (Gruppenhochschule) wurde jedoch im Grundsatz beibehalten.

Im Hochschulrahmengesetz von 1976 wurde die verfasste Studentenschaft – als Ergebnis eines Bund-Länder-Kompromisses und anders als ursprünglich geplant – schließlich nur noch als Kann-Bestimmung aufgenommen. Dies ermöglichte es den unionsgeführten Landesregierungen von Bayern (1973) und Baden-Württemberg (1977) letztendlich, die verfassten Studentenschaften abzuschaffen. Dagegen wurden sie in Berlin, das sie bereits 1969 aufgehoben hatte, 1978 wieder eingeführt. Auch in den neuen Bundesländern wurden nach 1990 überall verfasste Studentenschaften eingeführt, in Sachsen-Anhalt seit 1994 allerdings mit einer Austrittsoption für die einzelnen Studenten.

Im Sommer 2002 versuchte die damalige rot-grüne Bundesregierung schließlich, verfasste Studentenschaften im Hochschulrahmengesetz verbindlich festzuschreiben. Diese Änderung wurde jedoch vom Bundesverfassungsgericht nach einer Klage mehrerer Bundesländer am 26. Januar 2005 verworfen, da der Bund mit dieser Regelung seine Rahmenkompetenz überschritten habe (AZ 2 BvF 1/03). Eine erneute inhaltliche Aussage zur Zulässigkeit verfasster Studentenschaften traf das Gericht jedoch nicht, nachdem es bereits 2000 im Semesterticketurteil keine grundsätzlichen Zweifel daran geäußert hatte.

Organe und überregionale Vertretungen

Mitglieder einer Studentenschaft sind alle eingeschriebenen Studenten einer Hochschule. Diese wählen in Deutschland in der Regel ein Studentenparlament, welches wiederum den Allgemeinen Studentenausschuss (AStA) als ausführendes Organ bestimmt. An kleineren Hochschulen wählen die Studenten den AStA zuweilen auch in direkter Wahl, ein Studentenparlament existiert dann meist nicht. Dieses Einheitssystem, bei dem Legislative und Exekutive in einem einzigen Organ zusammenfallen, liegt auch den Studentenräten vieler ostdeutscher Hochschulen zugrunde. Daneben gibt es – unter anderem in Bayern und Baden-Württemberg wie auch an einigen Hochschulen der Schweiz – noch eine Reihe von abweichenden Bezeichnungen für die studentischen Organe. (siehe auch Regionale Besonderheiten)

Auf Fachbereichs- oder Studiengangebene gliedern sich sind die Studentenschaften häufig in Fachschaften, die zur Wahrnehmung der fachspezifischen Belange zumeist eigene Vertretungen, die Fachschaftsräte wählen. Daneben existieren zum Teil mit Fachschaftsvollversammlungen eigene Kontroll- und Wahlstrukturen.

Einheitliche landes- oder bundesweite Zusammenschlüsse von Studentenschaften sind in Deutschland und der Schweiz – anders als in Österreich – nicht gesetzlich geregelt, sie existieren daher in der Regel auf freiwilliger Basis. (Lediglich in einigen ostdeutschen Bundesländern sind Vertretungen auf Landesebene gesetzlich vorgesehen, so zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Thüringen.) In Deutschland versteht sich der freie zusammenschluss von studentInnenschaften (fzs) seit 1993 als bundesweite Vertretung der verfassten und nicht verfassten Studentenschaften; ihm gehören jedoch nur ein Teil der deutschen Hochschulen an. In der Schweiz konkurrieren seit 2002 der Verband der Schweizer Studierendenschaften (VSS) und der Verband der Schweizerischen Hochschulstudierendenschaften (VSH).

Aufgaben der verfassten Studierendenschaft

Die Gremien und Organe der verfassten Studierendenschaft vertreten die Interessen der in ihr organisierten Studierenden gegenüber der Hochschule, der Hochschulleitung und der Öffentlichkeit. Die Form in der die VS dies tut ist zum einen vom Bundesland, zum zweitem aber auch von Hochschule zu Hochschule unterschiedlich geregelt. Die Organe und Gremien der VS fassen auf den unterschiedlichen Ebenen auf denen sie aktiv sind (Hochschule, Institute, Fachbereiche, Fakultäten, Land, Bund usw.) Beschlüsse und setzen diese um. Dies geht von der studentischen Beteiligung an Professoren-Berufungen über die Verwaltung von Sozialbeiträgen, Semestertickets und kulturellen Veranstaltungen bis hin zur hochschulpolitischen und politischen Vertretung der Studierenden.

Das Allgemeinpolitische Mandat insbesondere der ASten und Studierendenparlamente ist stark umstritten und wird von einigen Gruppierungen kategorisch abgelehnt. Dennoch ist in den meisten Bundesländern in denen die verfasste Studierendenschaft zusätzlich zur verfassten Gruppenuniversität besteht, auch ein politischer Bildungsauftrag in der Satzung der Verfassten Studierendenschaft festgeschrieben. Auch wenn die Geschichte der VS weiter zurückreicht, hat dieser politische Bildungsauftrag der VS seinen Ursprung erst in der Nachkriegszeit, als die Alliierten Besatzungsmächte die Verfasste Studierendenschaft als "Schule der Demokratie" an den Hochschulen wieder einführten. Die Verfasste Studierendenschaft nimmt außerdem die Vertretung der fachlichen, sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen Interessen ihrer Mitglieder wahr. Neben der meinungsbildenden und ausführenden Funktion haben sich an den meisten Hochschulen Dienstleistungen der VS wie Semestertickets, Rechtsberatung, BAföG-Beratung, Darlehen und die gemeinschaftliche Anschaffung von Studienbedarf (Schreibwaren, Kittel, Präparierbestecke, Skripte) etabliert. An großen Universitäten, an denen die ASten mit entsprechendem Haushaltsvolumen ausgestattet sind, erhalten AStA-Referenten und andere Studierendenvertreter (StuPa-Präsidenten usw.) oft eine Aufwandsentschädigung, die sich meist am Bafög-Höchstsatz orientiert. Insbesondere an kleinen Universitäten und Fachhochschulen steht in der Regel keine Finanzierung für Studierendenvertreter zur Verfügung, ebenso trifft dies für die Studierendenvertretung in Bayern und Baden-Württemberg zu. Diese erfüllen ihre Aufgaben ebenfalls ehrenamtlich, aber ohne Aufwandsentschädigung.

Fehlende Selbstverwaltungsaufgaben

Der Begriff studentische Selbstverwaltung wird zwar heute zumeist synonym gebraucht für die Verfasste Studierendenschaft und ihre Organe. Ursprünglich bezeichnete er jedoch – in Abgrenzung zur Mitverwaltung (d.h. Teilnahme an der akademischen Selbstverwaltung) und Interessenvertretung – nur einen bestimmten Aufgabenbereich der Studierendenschaft. Als Selbstverwaltungsaufgaben galten bei der Errichtung Verfasster Studierendenschaften in den 1920er Jahren vor allem:

  • die wirtschaftliche und soziale Selbsthilfe der Studierenden (die heute im Wesentlichen von den Studentenwerken getragen wird)
  • die studentische Krankenversorgung (anders als heute waren Studierende damals nicht gesetzlich versichert)
  • die Pflege des freiwilligen Hochschulsports (wofür die meisten Hochschulen heute eigene Einrichtungen unterhalten)
  • die Förderung der musisch-kulturellen Interessen der Studierenden.

Nach 1945 widmeten sich viele Studierendenschaften zudem verstärkt dem Aufbau internationaler Austauschbeziehungen, bevor auch diese Aufgabe zunehmend von den hochschuleigenen Auslandsämtern übernommen wurde.

Zugleich waren diese Selbstverwaltungsaufgaben, insbesondere die wirtschaftliche und soziale Selbsthilfe, seinerzeit ein wesentliches Argument dafür, den Studierendenschaften überhaupt einen öffentlich-rechtlichen Status, verbunden mit dem Recht zur Beitragserhebung, zu verleihen. Angesichts der Tatsache, dass die meisten dieser Aufgaben heute aber ebenfalls von anderen Institutionen wahrgenommen werden, wird von Kritikern, vor allem in der juristischen Literatur, seit längerem bezweifelt, dass die Verfasste Studierendenschaft als öffentlich-rechtlicher Pflichtverband überhaupt noch gerechtfertigt und mit dem Grundgesetz vereinbar sei. Diese Zweifel hat das Bundesverfassungsgericht jedoch bislang – zuletzt im Jahr 2000 – zurückgewiesen und dem Gesetzgeber ausdrücklich einen Ermessenspielraum in dieser Frage zugestanden.

Geringe Einbindung in die akademische Selbstverwaltung

Anders als etwa in Österreich oder der Schweiz sind die studentischen Organe nicht (mehr) unmittelbar an der akademischen Selbstverwaltung beteiligt. Statt dessen werden die studentischen Vertreter in die Senate und Fakultäts- bzw. Fachbereichsräte) in getrennten Wahlgängen ermittelt und agieren daher oft weitgehend isoliert. Ohnehin sind Studenten in diesen Gremien nur mit 20% bis 25% der Sitze und Stimmen vertreten; die Professoren verfügen hingegen über die absolute Mehrheit.

Dadurch haben viele Studenten das Gefühl, nur geringen oder gar keinen Einfluss auf die Hochschulpolitik vor Ort zu besitzen. Bei der laufenden Umorganisation vieler Hochschulen geht zudem eine Tendenz dahin, die Kompetenzen dieser Gremien zu beschneiden und auf Gremien zu verlagern, die ohne jede studentische Beteiligung Entscheidungen treffen können (z.B. Hochschulräte).

Geringe Beteiligung der Studenten

Die Wahlbeteiligung sowohl zu den Studentenparlamenten als auch zu den Hochschulgremien ist daher oft gering und liegt meist nur bei 10 bis 20 Prozent. [1] Dies ist zum Teil auf die fehlenden Kompetenzen und die daraus folgende geringe Bedeutung der Wahl, zum Teil aber auch auf Politikmüdigkeit und mangelnde Information der Studenten zurückzuführen.

Den Studentenvertretungen wird daher oft mangelnde Legitimation vorgeworfen. Sie würden nicht die Mehrheit der Studenten vertreten, sondern nur einen kleinen Teil. Dies wird oft zur Begründung weiter Kompetenzbeschränkungen herangezogen (siehe Beispiel Hessen).

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Vielen Studentenvertretungen mangelt es ferner an interessierten und kompetenten Mitarbeitern. Durch eine Verschärfung der Studienbedingungen und insbesondere im Zuge der Einführung von Studiengebühren wird zudem befürchtet, dass Studenten sich noch mehr auf ihr persönliches Vorankommen konzentrieren, als sich sozial zu engagieren. Dies gilt vor allem an Universitäten ohne verfasste Studentenschaft, wo eine Bezahlung von Referenten nicht vorgesehen ist und die Vertretungen auf ehrenamtliche Mitarbeiter angewiesen sind.

Mitgliedsbeiträge und Haushaltsführung

Kritik richtet sich oft gegen die zwangsweise Erhebung von Mitgliedsbeiträgen und die Verwaltung der Mittel. Angesichts niedriger Wahlbeteiligungen gibt es häufig auch Befürchtungen, kleine, aber gut organisierte Gruppen könnten Einzug in die Studentenvertretung halten und sich an den Beiträgen der Studenten bereichern.

In der Regel unterliegt die Haushaltsführung der Studentenvertretung mehrfacher Kontrolle: zum einen durch interne Kontrollgremien der Studentenschaft, zum anderen durch die Hochschule und durch die Landesrechnungshöfe. Angebliche Skandale um rechtswidrigen Umgang mit den Mitteln der Studentenvertretung durch Asten bezogen sich in der Vergangenheit auch eher auf Misswirtschaft im Zusammenhang mit selbst getragenen Betrieben als auf die Umleitung von Geldern in „Schwarze Kassen“ oder ähnliches. Allerdings wird von verschiedenen Seiten kritisiert, dass die Asten ihre Mittel einseitig einsetzen.

Allgemeinpolitisches Mandat

Die Wahrnehmung allgemeinpolitischer Interessen durch die Studentenschaften ist seit langem umstritten.

Oft kritisiert werden Äußerungen von Studentenvertretungen zu allgemeinpolitischen Themen. Insbesondere konservative Gruppen werfen „linken“ Asten vor, sie würden die Ressourcen der Studentenschaft für allgemeinpolitische Arbeit missbrauchen. Auch konservative Studentenvertretungen äußern sich jedoch manchmal zu allgemeinpolitischen Themen.

Als Begründung für ein Verbot, sich allgemeinpolitisch zu äußern, werden die Zwangsmitgliedschaft und die negative Meinungsfreiheit der Mitglieder vorgebracht. In mehreren Fällen wurden Asten gerichtlich dazu verurteilt, allgemeinpolitische Äußerungen zu unterlassen.

Das Hochschulgesetz des Landes Nordrhein-Westfalen stellt klar, dass Studierendenschaften in von ihnen verwendeten Medien (z.B. Online-Foren auf eigenen Internetseiten) auch allgemeinpolitische Äußerungen zulassen dürfen, jedoch nur, wenn diese von den Verlautbarungen der Studierendenschaft als solcher deutlich abgegrenzt werden.[2]

Siehe auch: Allgemeinpolitisches Mandat

Regionale Besonderheiten

Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg wurden die verfassten Studierendenschaften im Jahre 1977 abgeschafft, nachdem es bereits seit dem Ende der 60er Jahre Pläne dazu gab.

Nach den geltenden Hochschulgesetzen bilden die studentischen Vertreterinnen und Vertreter im Hochschulsenat sowie deren Stellvertreter (zusammen maximal 16 Studierende) einen besonderen Senatsausschuss, der als „AStA“ bezeichnet wird. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um ein Gremium einer verfassten Studierendenschaft. Der AStA hat daher auch keine Satzungsautonomie und keine Finanzhoheit. Sowohl über die Geschäftsordnung des AStA als auch über dessen Budget, das aus dem allgemeinen Hochschulhaushalt gespeist wird, entscheidet der Senat mit professoraler Mehrheit. Laut Hochschulgesetz ist dieser „AStA“ ausschließlich für „fakultätsübergreifende Studienangelegenheiten“ sowie für die „Förderung der sozialen, geistigen, musischen und sportlichen Belange der Studierenden“ zuständig.

Aufgrund dieser Rechtslage gibt es an vielen Hochschulen in Baden-Württemberg neben dem offiziellen AStA einen so genannten UStA (Unabhängiger Studentenausschuss) bzw. u-asta (unabhängiger AStA) im Rahmen einer Unabhängigen Studentenschaft. Dieser soll insbesondere der politischen Interessenvertretung dienen. Zum Teil (bspw. Universität Karlsruhe) werden eigene, unabhängige Wahlen für ein Studentenparlament analog zu den anderen Bundesländern organisiert.

Bayern

In Bayern wurden die verfassten Studierendenschaften bereits 1973 abgeschafft. Studierendenparlament und AStA wurden durch einen – ähnlich wie in Baden-Württemberg aus Senatsvertretern und Stellvertretern zusammengesetzten – „Studentischen Konvent“ sowie einen „Sprecherrat“ ersetzt. Da diese Gremien jedoch keine öffentlich-rechtliche Teilkörperschaft mehr repräsentieren, besitzen auch sie deutlich weniger Kompetenzen, vor allem keine Satzungs- und Beitragshoheit mehr.

In der Folge entstanden auch in Bayern Unabhängige Studierendenschaften, die die bisherige Arbeit in einem Parallelmodell zu den gesetzlichen Strukturen weiterführten. Zum Teil werden auch hier eigene Wahlen zu unabhängigen Studierendenparlamenten organisiert; zum Teil existieren auch kombinierte Modelle, bei denen die „offiziellen“ Gremien Konvent und Sprecherrat z.B. mit „unabhängigen“ Fachschaftsvertretern aufgestockt werden. Zusammensetzung und Bezeichnung der Organe variieren daher von Hochschule zu Hochschule beträchtlich (Näheres siehe im Artikel Unabhängige Studierendenschaft).

Hessen

In Hessen wurden durch die amtierende CDU-Regierung massive Einschnitte in die Rechte der Studierendenschaften vorgenommen. So darf ein Großteil der beschlossenen Semesterbeiträge nicht erhoben werden, wenn die Wahlbeteiligung bei den Wahlen zum Studierendenparlament unterhalb der 25%-Hürde bleibt. Die Senate der Hochschulen, in denen Professoren und Professorinnen über die absolute Mehrheit verfügen, kann für die jeweilige Hochschule die Aufgaben der Studierendenschaft neu regeln. Ursprüngliche Vorschläge des RCDS Hessen, den AStA nach dem Vorbild Baden-Württembergs in einen von der Hochschulleitung abhängigen Ausschuss des Senats umzuwandeln, sind in das neue Hessische Hochschulgesetz jedoch nicht aufgenommen worden.

Neue Bundesländer

In den ostdeutschen Bundesländern ist die verfasste Studentenschaft seit ca. 1990 überall gesetzlich verankert; lediglich in Sachsen-Anhalt gibt es ein formelles Austrittsrecht (sog. „Kirchen-“ oder "Optionsmodell"), das von den Studierenden der einzelnen Hochschulen unterschiedlich stark genutzt wird.

Allerdings haben viele ostdeutsche Studentenschaften an Stelle von AStA und Studierendenparlament einen Studentenrat (StuRa), der die Funktionen beider Organe faktisch auf sich vereint. Entstanden im Zuge der Wende in der DDR als Alternative zur früheren Staatsjugend FDJ, unterscheiden sich viele Studentenräte von ihren westdeutschen Pendants zum einen bis heute durch ein abweichendes Wahlsystem sowie zum anderen durch ein daraus resultierendes, besonderes Politik- und Aufgabenverständnis (mehr dazu im Artikel Studentenrat).

Schweiz

An den meisten schweizerischen Universitäten (Basel, Bern, Freiburg, Luzern, Neuenburg, St. Gallen sowie ETH Lausanne) sind die Studentenschaften durch die jeweiligen Hochschulgesetze ebenfalls als öffentlich-rechtliche Körperschaften mit automatischer Mitgliedschaft ab Immatrikulation organisiert. Allerdings geriet die „Zwangsmitgliedschaft“ seit den 1970er Jahren in die Kritik und wurde daher in vielen Fällen durch ein individuelles Austrittsrecht gelockert.

An den Universitäten Genf und Lausanne sind die örtlichen Studentenvertretungen hingegen nach französischem Vorbild als Dachverband mehrerer Vereine und Initiativen organisiert. An der ETH Zürich nimmt traditionell ein privatrechtlicher Verein (VSETH, seit 1862) die Interessen der Studierenden wahr.

Quellen

  1. http://www.uni-leipzig.de/akan/wahlausschreibung_dateien/bekannt_EWE07.pdf
  2. Gesetz über die Hochschulen des Landes Nordrhein-Westfalen, § 53 Abs. 2, Sätze 3 und 4. Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie des Landes Nordrhein-Westfalen. Abgerufen am 21. September 2008.

Literatur

  • Giesecke, Ludwig: Die verfasste Studentenschaft. Ein nicht mehr zeitgemäßes Organisationsmodell von 1920, Baden-Baden 2001.
  • Jarausch, Konrad: Deutsche Studenten 1800-1970, Frankfurt am Main 1984.
  • Keller, Andreas: Hochschulreform und Hochschulrevolte. Selbstverwaltung und Mitbestimmung in der Ordinarienuniversität, der Gruppenhochschule und der Hochschule des 21. Jahrhunderts, Marburg 2000.
  • Peters, Tim/ Schulte, Ulrich W.: Art. 2 Abs. 1 GG und das begrenzte Mandat verfasster Studentenschaften, WissR 4/2003, S. 325-343.
  • Preuß, Ulrich K.: Das politische Mandat der Studentenschaft, Frankfurt am Main 1969.
  • Rohwedder, Uwe: Zwischen Selbsthilfe und „politischem Mandat“. Zur Geschichte der verfassten Studentenschaft in Deutschland, in: Jahrbuch für Universitätsgeschichte Bd. 8 (2005), S. 235ff.
  • Schulze, Friedrich/Paul Ssymank: Das deutsche Studententum von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart, 4. Aufl. München 1932 (Nachdruck 1991).
  • Zinn, Holger: Die studentische Selbstverwaltung in Deutschland bis 1945, in: Steinbach, Matthias; Gerber, Stefan (Hg.): „Klassische Universität“ und „akademische Provinz“. Studien zur Universität Jena von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts, Jena 2005, S. 439-473.

Weblinks


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