VfZg

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Die Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte (abgekürzt VfZ oder seltener VfZG) sind ein bedeutendes fachwissenschaftliches, zeitgeschichtliches Periodikum in Deutschland. Es wird traditionell herausgegeben durch den Direktor des Münchner „Instituts für Zeitgeschichte“ (IfZ). Die aktuellen Herausgeber sind Horst Möller als Direktor des IfZ sowie Karl-Dietrich Bracher und Hans-Peter Schwarz. Zum erweiterten Herausgeberkreis gehören Dietrich Geyer, Hans Mommsen, Arnulf Baring und Gerhard A. Ritter.

Chefredakteur ist derzeit Hans Woller; als sein Stellvertreter fungiert Christian Hartmann. Weitere Redaktionsmitglieder sind Johannes Hürter, Manfred Kittel, Udo Wengst und Jürgen Zarusky. Die Zeitschrift erscheint quartalsweise.

Das erste Heft der Zeitschrift erschien 1953. In ihm gab der damalige Institutsleiter Hans Rothfels mit einem wegweisenden Aufsatz eine noch Jahrzehnte später gültige Definition des historischen Forschungsbereiches Zeitgeschichte, der in dieser Form in Deutschland bis dato keine Tradition besaß. In den Folgejahren entwickelte sich die Zeitschrift zu dem wichtigsten Forschungsperiodikum zur Geschichte des Nationalsozialismus[1].

Die fachwissenschaftliche Bedeutung der Zeitschrift lässt sich auch daran ermessen, dass zahlreiche ihrer Beiträge als Klassiker der Geschichtswissenschaft gelten oder paradigmatische Debatten nicht nur in der deutschen Zeitgeschichtsforschung angestoßen haben. Erwähnenswert sind hier beispielsweise Hans Mommsens Beitrag über den Reichstagsbrand von 1964[2] oder Martin Broszats Auseinandersetzung mit den revisionistischen Thesen des Holocaustleugners David Irving[3].

Nachdem jedoch die Zeitgeschichte - im Sinne von Rothfels' Definition als Epoche der Mitlebenden[4] - zunehmend über die Zeit des Nationalsozialismus hinausreichte, verbreiterte sich insbesondere seit der politischen Systemwende in Ostmitteleuropa 1989/1990 auch die Themenpalette der Vierteljahrshefte. Mehr und mehr nahm der Anteil an Forschungsbeiträgen beispielsweise zur Geschichte der DDR und der Bundesrepublik Deutschland zu.

Neben der eigentlichen Zeitschrift existiert noch eine „Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte“. Hier erscheinen überwiegend aktuelle monographische Forschungsbeiträge mittleren Umfangs sowie Tagungs- und Sammelbände.

Seit Dezember 2003 arbeitet die Redaktion der VfZ mit dem Rezensionsjournal sehepunkte zusammen. Ziel dieser Kooperation ist es, den Bereich der Zeitgeschichte in den sehepunkten zu stärken.

Einzelnachweise

  1. Siehe etwa Andreas Hillgruber: Hitlers Entschluss zum Angriff auf Russland (Eine Entgegnung) in: VfZ 2 (1954), S. 240 bis 254;.
    Hugh Trevor-Roper: Hitlers Kriegsziele, in: VfZ 8 (1960), S. 121 bis 133;
    Gotthard Jasper: Über die Ursachen des Zweiten Weltkrieges; Zu den Büchern von A.J.P. Taylor und David L. Hoggan, in: VfZ 10 (1962), S. 311 bis 340;
    Andreas Hillgruber: `Die Endlösung' und das deutsche Ostimperium als Kernstück des rassenideologischen Programms des Nationalsozialismus, in: VfZ 20 (1972), S. 133 bis 153.
  2. Hans Mommsen: Der Reichstagsbrand und seine politischen Folgen, in: VfZ 12 (1964), S. 351 bis 413.
  3. Martin Broszat: Hitler und die Genesis der „Endlösung“. Aus Anlaß der Thesen von David Irving, in: VfZ 25 (1977), S. 739 bis 775.
  4. Hans Rothfels: Zeitgeschichte als Aufgabe, in: VfZ 1 (1953), S. 1 bis 8.

Literatur

  • Hermann Graml/Hans Woller: Fünfzig Jahre Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 1953-2003. Was hat die Zeitschrift seit 1953 bewegt?, in: VfZ 51 (2003), S. 51 bis 88.

Weblinks

ISSN: 0042-5702


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