- Via Mala (Roman)
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Via Mala ist ein von John Knittel im Jahre 1934 veröffentlichter Roman.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Der Romantitel verweist einerseits auf den geographischen Ort des Geschehens (die Via Mala-Schlucht im schweizerischen Kanton Graubünden, in deren Nähe John Knittel das fiktive Städtchen Andruss ansiedelt), andererseits auf den „schlechten Weg“ (so die deutsche Übersetzung des rätoromanischen Begriffs) auf dem sich gleich mehrfach die Protagonisten des Romans befinden.
Da ist zunächst der „schlechte Weg“ Jonas Lauretz’, eines Sägemüllers, den die Langeweile der langen Hochgebirgswinter zu einem Säufer und Gewalttäter gemacht hat. Seine ungeheure Brutalität gegenüber seiner Frau und seinen Kindern führte bei diesen zu vielfachen bleibenden körperlichen Schäden; an seinen kleinen Zwillingstöchtern ist er sogar zum Mörder geworden. Er hält seine Familie wie Sklaven und demütigt sie noch zusätzlich, indem er seine Geliebte in das talwärts gelegene Winterhäuschen einziehen lässt, während seine Frau und die vier verbliebenen Kinder (seine Töchter Hanna und Silvia, seine Söhne Niklaus und Sepp – letzterer, geistig schwer behindert, wird gewöhnlich „Mannli“ gerufen) in der hochgelegenen Sägemühle die schneereichen Winter ertragen müssen. Um seine Ausschweifungen bezahlen zu können, verwehrt er nicht nur seiner Familie eine ausreichende finanzielle Unterstützung, er bestiehlt auch seine eigenen Kinder, wenn sie unerwartet zu etwas Geld gekommen sind. Eine viermonatige Haftstrafe wegen verschiedener Vergehen bringt ihn nicht zur Räson – er unterschlägt einen grösseren Barbetrag, den seine jüngere Tochter Silvia (auch Silvelie oder Sivvy genannt) von einem Maler geerbt hat, für den sie eine Weile Magd, Modell und Vertraute war.
Dieses Ereignis führt zu dem zweiten „schlechten Weg“: Niklaus, Hanna, Jonas' Ehefrau und der Tagelöhner Jöry Wagner, den Jonas Lauretz ebenfalls um Geld betrogen und mit dessen Frau er ein Verhältnis hatte, töten ihn gemeinsam, die Leiche wird verscharrt. Wagner erhält eine Geldsumme und verschwindet aus der Gegend. Die jüngere Tochter, die zur Tatzeit nicht anwesend ist, erfährt nach ihrer Rückkehr von der Tat. Obwohl sie diese entschieden ablehnt, verhält sie sich solidarisch zu ihrer Familie und belügt die Untersuchungsbehörden, denen gegenüber Jonas Lauretz als vermisst angezeigt wird. Es folgen Jahre der Angst, der Gerüchte, der Unsicherheit, ob die Behörden den Fall abschliessen werden oder nicht – aber auch Jahre, in denen es der Familie dank ihres Fleisses deutlich besser geht als zuvor und in denen sie sich neues Ansehen erwirbt.
Verkompliziert wird die Angelegenheit, als sich Silvia in den Untersuchungsrichter Andreas von Richenau verliebt. Sie bringt es nicht über sich, ihm die Wahrheit zu sagen; ebenso wenig kann sie aber seinem Werben widerstehen und heiratet ihn schliesslich. Auch hier wird wieder ein „schlechter Weg“ eingeschlagen – das Glück der Eheleute wird durch das dunkle Geheimnis Silvias und ihre unregelmässig wiederkehrenden Gewissensbisse und Depressionen getrübt.
Schliesslich landet nach wenigen Jahren unverhofft die Akte des vermissten Jonas Lauretz auf dem Schreibtisch von Richenaus. Er entdeckt in ihr einige Ungereimtheiten und schöpft den Verdacht, dass es bei dessen Verschwinden nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Er beginnt Nachforschungen anzustellen, versucht auch, von Silvia Antworten auf seine Fragen zu bekommen, was die bis dahin glückliche Ehe in eine tiefe Krise stürzt. Schliesslich konfrontiert er die Familie Lauretz mit seinem Verdacht und setzt sie unter Druck, woraufhin er von Hanna und Niklaus die Wahrheit, aber auch das ganze Ausmass des durch Jonas Lauretz verursachten Elends erfährt.
Andi von Richenau schlägt nun eine Richtung ein, die, je nach Betrachtungsweise, ebenfalls als ein „schlechter Weg“ angesehen werden kann. Nach langem Ringen entschliesst er sich, seiner Berufsethik und des hohen persönlichen Risikos zum Trotz, seinerseits den Mord zu decken: Er veranlasst den Abschluss des Verfahrens, Jonas Lauretz wird als verschollen erklärt.
Historische Vorlage
Die historische Vorlage für den Roman bildete ein Vatermord, der im Jahr 1817 in der mittelfränkischen Obermühle verübt worden war.
Verfilmungen
Die Vorlage wurde für das Kino bisher zweimal verfilmt. Die ältere Fassung unter der Regie von Josef von Baky mit Carl Wery, Karin Hardt, Hilde Körber und Malte Jaeger entstand 1944, wurde aber erst 1948 uraufgeführt.
Die neuere Fassung entstand 1961 mit Gert Fröbe, Edith Schultze-Westrum, Joachim Hansen, Christine Kaufmann und Christian Wolff (Regie: Paul May) siehe Via Mala (1961).
1985 entstand eine TV-Version (Via Mala (1985)) mit Mario Adorf, Maruschka Detmers und Sissy Höfferer (Regie: Tom Toelle).
Literatur
- John Knittel: Via Mala, Fischer Taschenbuch Frankfurt 2001, ISBN 3-596-14894-4
Weblinks
- Via Mala (1948) in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Via Mala (1961) in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Via Mala (1985) in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Nachrichten aus den Staatlichen Archiven Bayerns, Nr. 51 (PDF-Datei; 428 kB)
Kategorien:- Literarisches Werk
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