Visu

Visu
Jugendliche Visual-Kei-Fans beim Nachahmen des Stils der Gruppe Malice Mizer (Tokio, 1998)

Visual Kei (jap. ヴィジュアル系 vijuaru kei [biʑɯaɺɯ keː]), abgekürzt VK, ist ein in Japan geprägter Sammelbegriff für optisch auffällige Musiker aus verschiedenen Musikrichtungen und die sie nachahmenden Fans.

In Japan gehören Visual-Kei-Musiker überwiegend der Independent-Musikszene an und haben innerhalb der Musikbranche eine geringe wirtschaftliche Bedeutung. International hat sich Visual Kei jedoch zu einer der bekanntesten Erscheinungsformen der japanischen Populärmusik entwickelt.

Inhaltsverzeichnis

Begriffsdefinition

Die Bezeichnung setzt sich aus dem englischen Begriff visual (visuell, optisch) und dem Kanji-Zeichen 系 kei (System, Herkunft, Abstammung, Clique) zusammen.

Visual Kei ist gekennzeichnet durch sehr auffälliges und ungewöhnliches Aussehen der Musiker. Die Musik kann keinem bestimmten Genre zugeordnet werden: Visual-Kei-Gruppen spielen u. a. Pop, Rock oder Metal, wobei sich viele Bands nicht nur auf eine Musikrichtung beschränken.

Im Westen bezeichnen sich VK-Fans, die den Kleidungsstil der Musiker nachahmen, oft als „Visuals“ oder „Visus“.

Aussehen

Beim Visual Kei gibt es keine festen Regeln in Bezug auf Kleidung und Schminke. Die Musiker kombinieren verschiedenste modische Elemente wie z. B. Gothic und Punk, aber auch stilisierte Schuluniformen und Fantasiekostüme. Teilweise entstehen daraus neue und eigenständige Stile (z. B. „Elegant Gothic Lolita“ oder „Elegant Gothic Aristocrat“). Zudem wechseln die Bands ihre Stile und Outfits oft in kurzen Abständen.

Ursprung und Geschichte

In Japan lässt das streng geregelte Schul- und Arbeitsleben der Individualität, vor allem in Bezug auf das Aussehen (Frisur, Make-Up, Kleidung), nur Freiräume in der Freizeit und während des Studiums. Anfang der 1980er-Jahre begannen einige japanische Rockmusiker, sich stilistisch und optisch an der westlichen Musikszene zu orientieren und sich außergewöhnlich zu kleiden und zu schminken. Viele dieser Elemente flossen in den späteren Visual-Kei-Stil ein und wurden auch von jungen Fans aufgegriffen, die in ihrer Freizeit versuchten, ihren Idolen nachzueifern.

Es ist unklar, welche japanischen Musiker zuerst im Visual-Kei-Stil auftraten. Als Vorläufer gilt allgemein die Band „X“ (später X Japan), auch wenn sich die Band diesem Stil nie zugehörig erklärt hat. Rasche Verbreitung fand VK während der 1990er-Jahre, als es VK-Bands wie Luna Sea und Malice Mizer gelang, den Stil in Japan als eigenen Modetrend zu etablieren.

Die Haupteinflüsse bezieht Visual Kei aus den Bereichen New Romantic, Glam Rock, Sleaze Rock sowie dem Gothic der frühen 1980er-Jahre. Als frühe VK-Vorbilder dienten unter anderem westliche Rockmusiker wie David Bowie, Kiss und Twisted Sister, die sich wiederum vom japanischen Kabuki-Theater und der Takarazuka Revue hatten inspirieren lassen, sowie die modischen Aufmachungen von Visage, Siouxsie and The Banshees und Alien Sex Fiend.

Seit Ende der 1990er-Jahre entstehen VK-Gruppen u. a. auch in den USA, Frankreich und Deutschland. Keimzellen hierfür sind insbesondere Anime-Conventions und -Treffen, wobei die dort praktizierte Nachahmung von Vorbildern (Cosplay) von VK-Fans übernommen wurde. Beliebte VK-Vorbilder sind u. a. X Japan, Dir en grey, Miyavi, Malice Mizer, Moi dix Mois, D'espairsRay oder The Gazette.

Debatten zur Zuordnung

Allgemein

In westlichen Ländern wird den meist männlichen, oft androgyn auftretenden japanischen VK-Musikern häufig Homosexualität oder Transgender-Sein unterstellt. Der Gebrauch von Lippenstift, Haarstyling und weiblicher Kleidung erklärt sich jedoch einerseits aus fernöstlichen Schönheitsidealen und Kabuki-Traditionen und andererseits aus dem Bestreben, durch die Übersteigerung solcher Traditionen aufzufallen oder zu schockieren.

Visual Kei und Gothic

Die Übernahme von modischen Elementen der Gothic-Szene führt außerdem zu der oft geäußerten Ansicht, Visual Kei stelle eine Spezialform der Gothic-Bewegung dar. Dagegen spricht jedoch vor allem der fehlende Bezug vieler Visual-Kei-Musiker zur Gothic-Musik sowie die häufige Verwendung greller Haar- und Kleiderfarben, die für das Gothic-Umfeld unüblich sind.

Bei Visual Kei handelt es sich im Gegensatz zur Gothic-Subkultur um ein rein äußerliches Erscheinungsbild, nicht um ein Musikgenre. Zudem grenzt sich die Gothic-Kultur in Japan gegenüber der Visual-Kei-Szene deutlich ab.[1]

Japanische VK-Bands und -Solokünstler (Auswahl)

männlich

weiblich

Mischbands

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Peter Matzke, Tobias Seeliger: Gothic! – Die Szene in Deutschland aus der Sicht ihrer Macher, 2000, S. 143

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