- Vladimir Grigorievich Sorokin
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Wladimir Georgijewitsch Sorokin (russisch Владимир Георгиевич Сорокин, wiss. Transliteration Vladimir Georgievič Sorokin; * 7. August 1955 in Bykowo bei Moskau) ist ein russischer Schriftsteller und Dramatiker. Er ist einer der Hauptvertreter des Konzeptualismus in der russischen Literatur. Sorokin lebt in Moskau, ist verheiratet und Vater zweier Zwillingstöchter.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Sorokin studierte am Moskauer Gubkin-Institut der Erdgas- und Erdölindustrie sowie am Institut für Chemie. Nach Abschluss der Ingenieursausbildung arbeitete er ein Jahr lang für die Zeitschrift Wechsel «Смена» bevor die Weigerung dem Komsomol beizutreten zu seiner Entlassung führte. Sorokin beschäftigte sich mit Buchgraphik, Malerei und Konzeptkunst und nahm an zahlreichen Ausstellungen teil. Er gestaltete und illustrierte etwa 50 Bücher. Die ersten eigenen literarischen Gehversuche machte Sorokin zu Beginn der 1970er-Jahre. 1972 debütierte er als Dichter in der auflagenstarken Zeitung „Für die Erdölindustrie“ «За кадры нефтяников». In den 1980er-Jahren zählte er zum Moskauer Underground aus Künstlern und Literaten.
1985 wurden in der Pariser Zeitschrift «А-Я» sechs Erzählungen Sorokins nachgedruckt. Im selben Jahr erschien in dem französischen Verlag Syntaxe der Roman Die Schlange «Очередь».
Sorokin gilt als Vertreter der Postmoderne in der Literatur. Seine Erzählungen und Romane bedienen sich unterschiedlicher Stilformen. In sowjetischen Zeiten stand er dem Moskauer Kreis der Konzeptualisten nahe und publizierte im Samisdat. Die erste offizielle Publikation in der UdSSR fällt auf das Jahr 1989 als in der Novemberausgabe der Zeitschrift Quelle «Родник» einige Erzählungen des Autors gedruckt werden können. In der Folge erschienen „Dritte Modernisierung“ «Третья модернизация» und „Ende des Jahrhunderts“ «Конец века».
Im März 1992 wird Sorokin einem größeren Leserkreis bekannt. In der Zeitschrift „Kinokunst“ «Искусство кино» erscheint der Roman Die Schlange, der Verlag „Russlit“ «Русслит» (Moskau) druckt eine Erzählungssammlung. Das Manuskript zu Die Herzen der Vier «Сердца четырёх» wird veröffentlicht.
Werk
In seinen Werken parodiert er die Stilistik des sozialistischen Realismus und kombiniert sie mit Gewaltdarstellungen und Elementen sowjetischer Mythologie. Die Themen seiner Werke haben unter der Leserschaft wiederholt Differenzen hervorgerufen. Insbesondere die Jugendbewegung Iduschtschije wmeste «Идущие вместе» initiierte eine Reihe von Aktionen, die sich gegen das Wirken Sorokins richteten, und bemühte 2002 auch die Gerichte, wobei sich der Autor dem Vorwurf der Pornographie ausgesetzt sah. Der Rechtsstreit endete zu Gunsten Sorokins. Im Frühjahr 2005 protestierte die Kulturkommission der Duma gegen die Uraufführung der Oper Rosenthals Kinder von Leonid Desjatnikow nach einem Libretto von Sorokin am traditionsreichen Bolschoi-Theater in Moskau und leitete eine "Untersuchung" ein. In Rosenthals Kinder treten neben einem Genforscher und einer Reihe von Prostituierten geklonte Figuren wie Mozart, Verdi und Tschaikowski auf.
Gegenwärtig wird Sorokin als einer der drei Hauptvertreter der russischen Postmoderne angesehen (neben Wiktor Pelewin und Wiktor Jerofejew).
Die Bücher des Autors sind in dutzende Sprachen übertragen worden (u.a. ins Englische, Französische, Deutsche, Niederländische, Finnische, Schwedische, Italienische, Polnische, Japanische und Koreanische).
Bibliographie
- Norma (Норма, 1979–1984)
- Roman (Роман, 1984 oder 1999(?))
- Marinas dreißigste Liebe (Тридцатая любовь Марины, 1982-1984 oder 1995(?))
- Die Schlange (Очередь, 1985)
- Die Herzen der vier (Сердца Четырех, 1992 oder 1994(?))
- Der himmelblaue Speck (Голубое Сало, 1999 oder 2000) (Volltext russisch)
- Das Bankett (Пир, 2000)
- Ljod (Das Eis) (Лёд, 2002)
- Ein Monat in Dachau
- Pelmeni / Hochzeitsreise
- Der verzauberte H.H.
- Der verbundene Dorn
- In die Tiefe Russlands
- Vorfall auf der Straße
- Auf der Durchreise
- Der Obelisk
- Die Russische Großmutter
- Normale Briefe
- Москва (2001)
- LJOD Das Eis (Лёд, 2002, deutsch 2005) ISBN 3833302984
- Bro (Путь Бро, 2004, deutsch 2006) ISBN 3827006104
- Libretto zur Oper Дети Розенталя
- Der Tag des Opritschniks (deutsch 2007) ISBN 3462039237
Theaterstücke
- Der Unterstand, U: Theatergruppe Schule der russischen Anmaßung, Moskau, 1993. R: Vadim Sakevic
- Die russische Großmutter, U: Schauspiel Leipzig, 2001. R: Sascha Bunge
- Vertrauen
- Gutes Neues Jahr
- Dysmorphomanie, U: das schauspielhaus, Wien, 1996. R: Christian Stückl
- Ein Monat in Dachau, U: Düsseldorfer Schauspielhaus, 1996. R: Dimiter Gotscheff
- Das Jubiläum, U: Staatsschauspiel Dresden, 1994. R: Carsten Ludwig
- Pelmeni, U: St. Petersburg, 1992. DE: Münchner Kammerspiele, 1997. R: Peter Wittenberg
- Hochzeitsreise, U: Volksbühne Berlin, 1995. R: Frank Castorf
- Krautsuppe, tiefgefroren, U: Staatstheater Cottbus, 1999. R: Michael Hase
- Dostojevskij Trip, DE: Bremer Theater, 2001. R: Marlon Metzen
Weblinks
- Literatur von und über Wladimir Georgijewitsch Sorokin im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Offizielle Web-Seite von Vladimir Sorokin, Englische Fassung
- Besprechung von Norma in der Zeitung Freitag
- Besprechung von Ljod. Das Eis im Deutschlandfunk
- Besprechung von BRO im Aurora-Magazin
- Über die Rezeption vom "Tag des Opritschnik" in Russland, FAZ vom 9. Dezember 2008
Personendaten NAME Sorokin, Wladimir Georgijewitsch ALTERNATIVNAMEN Сорокин, Владимир Георгиевич (russisch); Sorokin, Vladimir Georgievič (wissenschaftliche Transliteration) KURZBESCHREIBUNG russischer Schriftsteller und Dramatiker GEBURTSDATUM 7. August 1955 GEBURTSORT Bykowo bei Moskau
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