Volllaststunde

Volllaststunde

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Allgemeines

Mit Volllaststunden wird bei einem Kraftwerk der Quotient aus dem Regelarbeitsvermögen W (auch als Jahresenergieproduktion bezeichnet) und der Nennleistung P bezeichnet:

 W_\text{elektrisch} = P_\text{elektrisch} * T_\text{Stunden} \Rrightarrow T_\text{Stunden} = \frac{W_\text{elektrisch}}{P_\text{elektrisch}}

mit

Welektrisch = elektrische Arbeit in Wh oder kWh
Pelektrisch = elektrische Leistung in Watt oder kW
TStunden = Zeit in Stunden h, in der die Leistung bei der Annahme erbracht wird, dass die Leistung konstant ist

Das Ergebnis ist ein rechnerischer Wert und gibt an, wie hoch die Ausnutzung der Anlage ist: Er gibt an, wie viele Stunden die Anlage gelaufen wäre, um die Jahresenergieproduktion zu erreichen, wenn sie

  • nur unter Volllast gelaufen wäre und
  • sonst stillgestanden hätte.

Man kann vermuten, dass diese auf die Frühzeit der elektrischen Nutzung zurückging, als man noch keine Stromzähler hatte:

Man multiplizierte die elektrische Leistung des Elektromotors (z.B. 2 kW), der die Treibriemenanlage mit Antriebsleistung versorgte, mit den Stunden, den die Fabrik lief, mit den Volllaststunden im Monat (z.B. 12 h/d * 28 d/Monat = 336 h/Monat), um damit die elektrische Arbeit (hier 672 kWh) zu erhalten, die zu bezahlen war.

Der Wert darf nicht mit den Betriebsstunden verwechselt werden, da heute die Stromzähler die tatsächliche Arbeit messen die der Abrechnung zu Grunde liegt.

In der Stromerzeugung werden Kraftwerke auch im Teillastbereich betrieben (z. B. Grund-, Mittellast- und Spitzenlastkraftwerke).

  • Grundlastkraftwerke erreichen die höchsten Vollaststundenanzahl pro Jahr, jedoch müssen auch sie in regelmäßigen Abständen gewartet werden, so dass etwa ab 5000 h/a von einem Grundlastkraftwerk gesprochen wird.
  • Ein Mittellastkraftwerk liegt im Bereich 2000 bis 5000 h/a.

Ein 365-Tage-Jahr hat 8760 Stunden. Der prozentual auf die Gesamtstunden eines Jahres bezogene Wert heißt Nutzungsgrad.

Volllaststunden nach Kraftwerken

Im Jahr 2007 erreichten die in Deutschland installierten Kraftwerke nach Zahlen des BDEW folgende Volllaststunden[2]. Hierbei muss allerdings berücksichtigt werden, dass die Zahlen für Windkraftanlagen und Photovoltaikanlagen angesichts der nicht immer gleichen Wind- und Einstrahlungsbedingungen von Jahr zu Jahr schwanken können. Zugleich wirkt sich der jährliche Neuzubau statistisch negativ aus, da für die Berechnung der Volllaststunden alle am Jahresende installierte Anlagen hinzugezogen werden, die neu zugebauten Anlagen jedoch nur während eines Teils des Jahres auch tatsächlich Strom erzeugten. Aber auch bei fossilen und nuklearen Kraftwerken schwankt die Zahl der Volllaststunden von Jahr zu Jahr wegen unterschiedlichen Revisionsdauern und Kraftwerkseinsatzfahrplänen.

Energieträger Volllaststunden
Kernenergie 7710
Braunkohle 6640
Biomasse ca. 5000
Steinkohle 3550
Lauf- und Speicherwasser 3510
Erdgas 3170
Mineralöl 1640
Wind 1550
Pumpspeicher 970
Photovoltaik 910

Beispiele

  • Das Kernkraftwerk Gundremmingen erreicht mit ca. 20.000 GWh jährlich erzeugter Strommenge und seinen 2x 1,34 GW Leistung etwa 7400 Volllaststunden. Das entspricht einem Nutzungsgrad von 85 %. Die zeitliche Verfügbarkeit lag bei 92 %.
  • Windenergieanlagen produzieren an bis zu 8000 Betriebsstunden im Jahr Strom. Die dabei insgesamt erzeugte Strommenge entspricht dabei beispielsweise 2000 Volllaststunden. Dies entspricht einem Nutzungsgrad von etwa 23 %. Die technische Verfügbarkeit von Windenergieanlagen liegt zwischen 95 % und 99 %.
  • Photovoltaikanlagen erreichen in Süddeutschland bis zu 1300 Volllaststunden pro Jahr, im Durchschnitt aber nur etwa 800 h/a. Der Nutzungsgrad beträgt damit nur 9,1 %.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Kraftwerkstechnik, Karl Strauß, Springer Verlag, Heidelberg 2006, ISBN 3-540-29666-2
  2. http://www.bdew.de/internet.nsf/id/DE_Energiedaten

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