- Spitzenlast
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Spitzenlast bezeichnet kurzzeitig auftretende hohe Leistungsnachfrage im Stromnetz oder in anderen Versorgungsnetzen (Erdgas, Fernwärme, Nahwärme).
Bedarfsspitzen zeichnen sich oft durch einen starken Anstieg der nachgefragten Leistung aus, so dass für die Stromversorgung schnell regelbare Spitzenlastkraftwerke eingesetzt werden müssen. Diese können innerhalb von Sekunden oder Minuten hohe Leistungen zur Verfügung stellen. Hierzu zählen unter anderem Pumpspeicher- und Druckluftspeicherkraftwerke, aber auch moderne Gasturbinenkraftwerke.
Inhaltsverzeichnis
Kraftwerksmanagement und Spitzenlast
Um auch bei schwankendem Stromverbrauch die Versorgung zu jeder Zeit sicherzustellen (Versorgungssicherheit), ist ein Kraftwerksmanagement mit Spitzen nötig. Aus Sicht des Stromnetz-Managements unterscheidet man vier Kraftwerkstypen, die in unterschiedlicher Weise von Spitzenlastkraftwerken unterstützt werden:
- Grundlastkraftwerke (Laufwasserkraftwerke, Kernkraftwerke, Braunkohlekraftwerke) werden, so weit möglich, rund um die Uhr mit Volllast betrieben. Sie zeichnen sich durch sehr preisgünstige Stromerzeugung aus und müssen sich nicht schnell regeln lassen. Bei Ausfällen muss hier kurzfristig Spitzenlast zur Verfügung gestellt werden können.
- Mittellastkraftwerke (z. B. Steinkohlekraftwerke) variieren ihre Leistung entsprechend dem vorhersehbaren Strombedarf nach einem vorher festgelegten Tagesfahrplan. Sie haben mittlere Stromgestehungskosten und lassen sich über einen weiten Leistungsbereich regeln, die Regelung wirkt allerdings mit einer gewissen Trägheit. Auf schnelle Änderungen des Strombedarfs können sie nur bedingt reagieren, dies muss durch Spitzenlast abgefangen werden.
- Nicht in die aktive Netzregelung einbezogene Kraftwerke (Solaranlagen, Windkraftanlagen, Blockheizkraftwerke, externe Industrie-Kraftwerke) speisen meist den gesamten Strom in das Netz ein, den sie jeweils erzeugen können. Schwankungen der Stromerzeugung dieser Kraftwerke werden mit Hilfe von Mittellast- und Spitzenlastkraftwerken ausgeglichen (z. B. Anpassung der Fahrpläne der Mittellastkraftwerke an die prognostizierte Stromerzeugung).
- Spitzenlastkraftwerke (Pumpspeicherkraftwerke, Druckluftspeicherkraftwerke, Gasturbinenkraftwerke) müssen jeder Leistungsveränderung im Netz folgen können und somit eine sehr hohe Dynamik besitzen. Gasturbinenkraftwerke erreichen Änderungsgeschwindigkeiten bis zu 20 % der Nennleistung pro Minute und zeichnen sich durch sehr kurze Anfahrzeiten von wenigen Minuten aus. Die Leistung kann zwischen 20 % und 100 % geregelt werden[1]. Sie werden dazu benutzt, die Schwankungen im Leistungsbedarf auszugleichen, die von den anderen Kraftwerkstypen nicht ausgeregelt werden können, oder bei denen dies wirtschaftlich nicht sinnvoll ist. Da Spitzenlastkraftwerke meist nur wenige Stunden pro Tag eingesetzt werden, nämlich zu den absoluten Verbrauchsspitzen, bei starken Lastanstiegen im Netz und bei ungeplanten Schwankungen des Stromverbrauchs, ist der von ihnen erzeugte Strom wesentlich teurer als der anderer Kraftwerkstypen.
Derzeit werden Methoden entwickelt, Spitzenlasten dezentral abzufangen. So können beispielsweise in Haushalten sogenannte Lastenmanager installiert werden.
Vorhersehbare Spitzenlast
Der erhöhte Leistungsbedarf tagsüber ist in der Regel sehr gut voraussagbar. Der Verlauf der Nachfrage über den Tag ist bekannt, ebenso gibt es recht genaue Prognosen über die Stromeinspeisung Dritter (z. B. Vorhersage der Einspeisung von Windenergieanlagen aus dem aktuellen Wetterbericht). Aus dem erwarteten Tagesverlauf werden Fahrpläne für die Mittellastkraftwerke erstellt. Kleinere Prognosefehler werden durch die sogenannte Regelleistung ausgeglichen, welche Kraftwerksbetreiber in verschiedenem Umfang vorhalten müssen.
Lässt sich der erwartete Lastverlauf nicht oder nicht wirtschaftlich durch Mittellastkraftwerke abdecken, so wird Spitzenlast eingesetzt:
- Werden zu bestimmten Zeiten so starke Anstiege der Last erwartet, dass dies von Mittellastkraftwerken nicht bewältigt werden kann, so werden für diesen Zeitraum Spitzenlastkraftwerke zur Unterstützung eingeplant.
- Sind Stromspitzen so kurz, dass es hierfür nicht wirtschaftlich wäre, ein Mittellastkraftwerk hochzufahren, wird für diesen Zeitraum der Einsatz von Spitzenlastkraftwerken geplant.
Unvorhersehbare Spitzenlast
Aufgrund des Ausfalls eines Grundlast- oder Mittelastkraftwerks oder einer unerwartet hohen Last im Stromnetz kann die Leistung von Spitzenlastkraftwerken erforderlich werden. Zur Bewältigung akuter Ausfälle werden unterschiedliche Kraftwerke nacheinander eingesetzt:
- Zuerst werden Pumpspeicherkraftwerke oder Druckluftspeicherkraftwerke eingesetzt, da sie innerhalb von Sekunden hohe Leistungen zur Verfügung stellen können.
- Nach einigen Minuten sind Gasturbinenkraftwerke hochgefahren, so dass diese die Last von den Speicherkraftwerken übernehmen können.
- Parallel dazu werden Mittellastkraftwerke aus der Warm- oder Kaltreserve hochgefahren. Die Dauer hierfür liegt aber eher im Stundenbereich. In dem Maße, wie die Mittellastkraftwerke die Last bereitstellen können, werden die Spitzenlastkraftwerke heruntergefahren.
Strombörse
Spitzenlast wird häufig an Strombörsen gehandelt, wo sie im Extremfall mehrere Euro pro Kilowattstunde kosten kann. An der Strombörse wird allerdings nicht zwischen Spitzenlast und Mittellast unterschieden. Sämtlicher auf Tagesbasis gehandelter Strom wird hier als Spitzenlast bezeichnet, wie zum Beispiel jeglicher tagsüber erhöhter Strombedarf, der mittags etwa 50 % über der Grundlast liegt.
An der europäischen Strombörse EEX wird Spitzenlaststrom zwischen 8:00 und 20:00 Uhr in Stundenpaketen gehandelt.
Siehe auch
Einzelnachweise
Kategorien:- Elektrische Energieverteilung
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