Wacker-Chemie

Wacker-Chemie
Wacker Chemie AG
Wacker-Logo
Unternehmensform Aktiengesellschaft
ISIN DE000WCH8881
Gründung 1914
Unternehmenssitz München, Deutschland
Unternehmensleitung

Rudolf Staudigl, Vorstandsvorsitzender

Mitarbeiter 15.000 (31. Dezember 2007)
Umsatz 4,014 Mrd. EUR (2007, Geschaeftsbericht)
Branche Chemie
Produkte

Silikone, Polymere, Fine Chemicals, Polysilizium, Siliciumwafer

Website

wacker.com

Die Wacker Chemie AG ist ein weltweit operierender Chemiekonzern mit Hauptsitz in München, der 1914 gegründet wurde und mehrheitlich von der Familie Wacker kontrolliert wird. Der Konzern betreibt 26 Produktionsstätten, hat etwa 100 Vertriebsgesellschaften und beschäftigte am 31. Dezember 2007 rund 15.000 Mitarbeiter. 2007 wurden 4,014 Milliarden Euro umgesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Geschäftstätigkeit

Die Aktivitäten der 5 Geschäftsbereiche der Wacker Chemie AG gehen von den zwei Hauptrohstoffen Ethen (alte Stoffbezeichnung: Ethylen) und Silizium aus. Siltronic bedient den Halbleitermarkt mit Wafern. Polysilicon erzeugt hochreines Polysilizium als Vorstufe für die Siltronic sowie für den Solarmarkt. Silicones bedient Endmärkte in den Bereichen Bauindustrie, Automobil, Farben und Lacke, Textilien, und Papier. Ausgehend von Ethen erzeugt der Bereich Polymers die Zwischenstufen VAM und VAE und bedient vor allem die Bauindustrie im Dispersionspulvern. Wacker Fine Chemicals wandelt Ethen in Keten um und bedient mit daraus erzeugten Endprodukten verschiedene Endmärkte.

Geschichte

Der Grundstein für das heutige Unternehmen wurde von Alexander Wacker am 25. März 1903 mit der Anmeldung des Forschungsunternehmens „Consortium für elektrochemische Industrie GmbH“ in Nürnberg gelegt. Damals war Alexander Wacker Generaldirektor und Gesellschafter der S. Schuckert & Co. und im schnell wachsenden Sektor der Stromerzeugung beschäftigt.

Im Vorfeld war bei der Schuckert & Co. die Herstellung von Calciumcarbid zur Gewinnung von Ethin (alte Stoffbezeichnung: Acetylen) verstärkt worden. Dieses sollte die Versorgung der abseits größerer Zentren liegenden Orte mit Licht verbessern und Petroleum ablösen. Mit der Errichtung von Überlandleitungen wurde dieses Ziel jedoch obsolet und den entstandenen Carbidfabriken drohte das Aus. Alexander Wacker übernahm zusammen mit Hugo von Maffei drei Carbidwerke und das auf dem Gelände des Unternehmens Schuckert liegende Laboratorium, um möglichst schnell neue Verwertungsmöglichkeiten für das Ethin zu finden. Mit der Entwicklung eines Verfahrens, aus Chlor und Ethin wirtschaftlich Tetrachlorethan herzustellen, wurde die Rohstoffgrundlage für die Produktion der Lösungsmittel Trichlorethen und Tetrachlorethen geschaffen. Viele weitere chemische Grundlagenverfahren wurden entwickelt und teilweise von anderen Unternehmen zur Vermarktung übernommen. Bis 1913 wurde ein kontinuierliches Verfahren zur Synthese des Acetaldehyds entwickelt (Wacker-Verfahren) und später auch für die Gewinnung von Essigsäure in industriellem Maßstab daraus.

Am 13. Oktober 1914 gründete Alexander Wacker im Alter von 67 Jahren die „Dr. Alexander Wacker Gesellschaft für elektrochemische Industrie K. G.“, die die fehlenden Möglichkeiten für die industrielle Herstellung der Produkte bieten sollte. 1913 erworbene Rechte an der Nutzung der Wasserkraft der unteren Alz sollten die Versorgung mit elektrischer Energie sicherstellen, mit der ein Werk in Burghausen betrieben werden sollte. Der Erste Weltkrieg unterbrach die Pläne jedoch bis 1915. Bei einem Gespräch mit Vertretern der Farbenfabriken Bayer im August 1915 wurde klar, dass Wacker das dem Unternehmen Bayer fehlende Aceton mit der Burghauser Anlage würde liefern können und in Zusammenarbeit mit dem Marineministerium wurde am 15. August 1915 der Bau einer Acetonanlage in Burghausen beschlossen. Am 1. Dezember 1916 lief dann in Burghausen die Produktion an, am 2. Januar 1917 begann die Herstellung von Aceton. 1918 zog das Laboratorium von Nürnberg nach München um. 1921 übernahmen die Farbwerke Hoechst AG die Hälfte der Unternehmensanteile, die 1926 in den Besitz der I.G. Farben übergingen[1]. Nach der Auflösung der I.G. Farben 1952 kamen 49 % der Anteile wieder zur Hoechst AG.

1954 wurde in Burghausen mit der Produktion von hochreinem polykristallinem Silicium begonnen. 1960 betrug die Produktionskapazität etwa 1 Tonne pro Jahr, 2004 betrug sie 5.000 Tonnen und hatte damit einen Weltmarktanteil von knapp unter 20 Prozent. Das Silicium, heute von der Tochter Wacker Polysilicon hergestellt, dient der Herstellung von Elektronikwafern und Solarzellen. Seit 2000 gibt es eine spezielle Herstellung von Solarsilicium, das nicht ganz so rein sein muss wie das Silicium für elektronische Schaltkreise.

Im August 2005 kaufte die Familie Wacker die Anteile der Hoechst Beteiligungsverwaltungs GmbH zurück.[2] Im November 2005 wurde die Wacker-Chemie GmbH in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die neue Firmenbezeichnung lautet nun Wacker Chemie AG.

Die Wacker Chemie AG ging am 10. April 2006 an die Börse[3] und hat die Wertpapierkennnummer WCH888 und die ISIN DE000WCH8881. Zur Finanzierung des Rückkaufes von Höchst wurden rund 29 % der Stammaktien für rund 1,2 Milliarden Euro verkauft. Seit dem 19. Juni 2006 ist das Unternehmen im deutschen MidCap-Index MDAX gelistet.

Anfang 2008 wurden die Anteile der Airproducts Inc. an zwei Gemeinschaftsunternehmen vollständig übernommen. Zur Hauptversammlung im Mai 2008 ist der langjährige Vorstandsvorsitzende Dr. Peter-Alexander Wacker, Enkel des Firmengründers, in den Aufsichtsrat gewechselt.

Produktionsstandorte in Deutschland

Kooperationen

Im Oktober 2005 beschloss Wacker-Chemie ein Joint Venture im chinesischen Shunde.

In den USA gründete Wacker mit Air Products and Chemicals die Joint Ventures Wacker Polymer Systems und Air Products Polymers. 2008 wurden die Anteile von Air Products vollständig zurückerworben.

In Japan wurde ein Joint-Venture mit Asahi Chemical Chemical Industry gegründet und die Halbleiteraktivitäten von Nippon Steel erworben.

Mitte 2006 vereinbarte die Wacker Chemie mit dem südkoreanischen Konzern Samsung den Bau einer gemeinsamen Fabrik zur Herstellung von Siliziumscheiben (Wafern) für die Halbleiterindustrie.

In Singapur wird ebenfalls ein Werk für Siliziumscheiben unter Beteiligung der Wacker Chemie aufgebaut.

Gemeinsam mit Schott Solar wurde 2007 ein Joint Venture zur Herstellung von Wafern aus polykristallinem Reinstsilicium gegründet. Die Wacker Schott Solar GmbH produziert in zwei verschiedenen Technologien an den Standorten Jena (Thüringen) und Alzenau (Bayern). Derzeit arbeiten im Joint Venture 330 Mitarbeiter. Bis 2012 ist geplant, die gesamte Fertigungskapazität für Solarwafer schrittweise auf rund ein Gigawatt pro Jahr zu erweitern.


Literatur

  • Rüdiger Liedtke: Wem gehört die Republik? Die Konzerne und ihre Verflechtungen in der globalisierten Wirtschaft 2007 Namen Zahlen Fakten. Eichborn Verlag, Frankfurt a.M., Oktober 2006, ISBN 3-8218-5658-0, S.468-471.

Einzelnachweise

  1. Kabinettsprotokoll der Bundesregierung vom 19. Juni 1952
  2. Pressemeldung vom 8. Mai 2005
  3. Wacker Chemie feiert erfolgreiches Börsendebut

Weblinks


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