Waldensertäler

Waldensertäler

Als Waldensertäler werden die drei Alpentäler Val Chisone (Val Cluson), Valle Germanasca und Val Pellice in den Cottischen Alpen bezeichnet, die der vorreformatorischen evangelischen Kirche der Waldenser vom 16. bis zum 19. Jahrhundert als Rückzugsgebiet dienten. Sie liegen im äußersten Westen der Provinz Turin nahe der französischen Grenze.

Im Mittelalter fanden Waldenser, die in Frankreich und Norditalien verfolgt wurden, Zuflucht in diesen schwer zugänglichen Tälern. In der Gegenreformation wanderte ein großer Teil dieser Bevölkerung in die Schweiz und nach Deutschland (v.a. Hessen und Pfalz) aus.

Wenige Jahre nach dem Auftreten Luthers nahmen die Waldenser Kontakt mit deutschen Reformatoren auf; 1532 konstituierten sie sich als eine eigene protestantische Kirche. Sie wurden vom Haus Savoyen zumeist toleriert und waren nützlich zur Verteidigung der Grenze gegen Frankreich. In Phasen, in denen Savoyen-Piemont mit Frankreich verbündet war, wurden die Waldenser hingegen verfolgt, besonders grausam 1655 und 1686. Letztere Verfolgung endete mit einer vollständigen Niederlage; wer sich nicht unterwarf, musste ins Exil ins Ausland gehen. Drei Jahre später kehrte ein kleiner Teil von ihnen mit Unterstützung protestantischer Großmächte als bewaffnetes Expeditionskorps zurück („glorieuse rentrée“/ "Glorioso Rimpatrio"), verschanzten sich monatelang auf einem Bergrücken bei Balsiglia (Gemeinde Massello, Valle Germanasca, kleines Museum) und flohen von dort über für unpassierbar gehaltene Hänge. Sie waren kurz davor, aufgerieben zu werden, als ein plötzlicher Wechsel der politischen Allianzen den Herzog Victor Amédée II veranlasste, ein geografisch beschränktes Toleranzedikt zu erlassen.

Bis heute feiern die Waldenser die Erinnerung an den 17. Februar 1848, als sie durch ein Patent von König Carlo Alberto volle bürgerliche Rechte erhielten. Seitdem haben sich die Bevölkerungen stark durchmischt; die waldensische Konfession ist in den Waldensertälern inzwischen gegenüber der katholischen deutlich in der Unterzahl.

Kirchensprache war bis ins 20. Jahrhundert Französisch, Umgangssprache war Okzitanisch.

Hauptort der Waldenser war Torre Pellice; dort befindet sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts ein bis heute wenig verändertes historisch-ethnografisches Museum.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Chisone Tal — Der Fluss Chisone bei Pragelato Val Chisone Das Val Chisone ist ein Tal in den piemontesischen Westalpen in der …   Deutsch Wikipedia

  • Conca del Pra — 44.8012067.1508017Koordinaten: 44° 48′ 4,3″ N, 7° 9′ 2,9″ O …   Deutsch Wikipedia

  • Pellice — 44.8012067.1508017Koordinaten: 44° 48′ 4,3″ N, 7° 9′ 2,9″ O …   Deutsch Wikipedia

  • Valle del Chisone — Der Fluss Chisone bei Pragelato Val Chisone Das Val Chisone ist ein Tal in den piemontesischen Westalpen in der …   Deutsch Wikipedia

  • Waldenser — Das Wappen der Waldenser: Leuchter mit Umschrift Lux lucet in tenebris „Das Licht leuchtet in der Finsternis“ Die Waldenser sind eine protestantische Kirche mit Verbreitung in Italien und Südamerika. Ursprünglich als Gemeinschaft religiöser Laien …   Deutsch Wikipedia

  • Galloromanisch — Die Galloromanischen Sprachen sind eine Untergruppe der romanischen Sprachen, welche ihrerseits einen Zweig der indoeuropäischen Sprachfamilie darstellen. Zu den galloromanischen Sprachen gehören Französisch, Okzitanisch, Frankoprovenzalisch und… …   Deutsch Wikipedia

  • Galloromanische Sprache — Die Galloromanischen Sprachen sind eine Untergruppe der romanischen Sprachen, welche ihrerseits einen Zweig der indoeuropäischen Sprachfamilie darstellen. Zu den galloromanischen Sprachen gehören Französisch, Okzitanisch, Frankoprovenzalisch und… …   Deutsch Wikipedia

  • Glorieuse rentrée — Als Waldensertäler werden die drei Alpentäler Valle del Chisone, Valle Germanasca und Val Pellice in den Cottischen Alpen bezeichnet, die der vorreformatorischen evangelischen Kirche der Waldenser vom 16. bis zum 19. Jahrhundert als… …   Deutsch Wikipedia

  • Massello — Massello …   Deutsch Wikipedia

  • Perrero — Vorlage:Infobox Gemeinde in Italien/Wartung/Wappen fehlt …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”