Waldkatze

Waldkatze
Europäische Wildkatze
Europäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris)

Europäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris)

Systematik
Überfamilie: Katzenartige (Feloidea)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Kleinkatzen (Felinae)
Gattung: Felis
Art: Wildkatze (Felis silvestris)
Unterart: Europäische Wildkatze
Wissenschaftlicher Name
Felis silvestris silvestris

Die Europäische Wildkatze oder Waldkatze (Felis silvestris silvestris) ist eine Unterart der Wildkatze aus der Familie der Katzen. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird sie als Wildkatze bezeichnet, ein Name, der heute meistens für die gesamte Art verwendet wird. Die Wildkatzen Siziliens und Sardiniens gelten als Falbkatzen und nicht als Europäische Wildkatzen.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Im Erscheinungsbild ist die Wildkatze viel massiger und korpulenter als eine Hauskatze. Ausgewachsen misst sie bis zu 120 cm und wiegt bis 8 kg. Der Schwanz ist dick und relativ kurz, weist an der Spitze oft eine typische Dreier-Ringelung auf und endet stumpf. Die Augen liegen weit auseinander. An der Sohle befindet sich ein kleiner schwarzer Fleck. Das Fell an der Innenseite der Schenkel ist rötlich. Die Fellzeichnung der Waldkatze ist nicht kontrastreich, sondern wirkt verwaschen.

Verbreitung und Lebensraum

Die Europäische Wildkatze braucht große, zusammenhängende, ungestörte Wälder mit Lichtungen, bevorzugt sind alte Laubwälder. Heute wird die Wildkatze vor allem durch Zerschneidung und Zersiedelung der Landschaft bedroht. Die Wildkatze lebt ausschließlich in ruhigen und intakten Wäldern mit Altholzbestand. Nur im naturnahen Wald findet die Wildkatze alte Baumhöhlen, Fuchs- oder Dachsbauten, die sie für die Aufzucht der Jungen benötigt. Nur in ruhigen Wäldern kann die scheue Wildkatze ungestört jagen. Die Wildkatze gilt oft als "Zielart", an der gut festzustellen ist, ob der Wald wirklich naturnah ist.

In letzter Zeit konnten sich die Wildkatzenbestände etwas erholen, vor allem da die Art in vielen Ländern nicht mehr bejagt werden darf. Dennoch kommt die Wildkatze im westlichen Europa nur noch im nördlichen Schottland, in Teilen Spaniens und im Osten Frankreichs in etwas größeren Beständen vor. In den deutschen Mittelgebirgen leben heute schätzungsweise wieder 2000 Europäische Wildkatzen, nachdem sie bis Mitte des 20. Jahrhunderts, als Raubtiere verschrien, stark bejagt und vielerorts ausgerottet wurden. Im südöstlichen Europa hingegen sind die Bestände der Europäischen Wildkatze noch etwas umfangreicher.

Im Pleistozän war diese Waldkatze weit über Europa verbreitet. Mit dem Rückzug des Eises wurde sie erst zum Waldtier. Die Europäische Wildkatze ist vielerorts auch tagaktiv, in dichter besiedelten Gegenden allerdings zur Nachtaktivität übergegangen.

Ursprünglich wurden die Wildkatzen Schottlands und des Kaukasus als eigene Unterarten beschrieben, heute hat man sich jedoch darauf geeinigt, beide der Europäischen Wildkatze (Felis silvestris silvestris) zuzurechnen.

Verhalten

Die Europäische Wildkatze ist sehr scheu. Wie die meisten Katzenarten führt sie ein vornehmlich einzelgängerisches Leben, und meist ist sie sehr ortstreu. Sie ist eine Pirschjägerin, die ihre Beute unbemerkt anschleicht und durch einen Überraschungsangriff mit einem Sprung fasst. Wildkatzen wagen sich nur in Ausnahmefällen auf freies Gelände ohne Deckung.

Die Größe ihres Reviers richtet sich nach dem Angebot an Beutetieren und kann deshalb je nach Gegend sehr unterschiedlich sein. Ist der Lebensraum optimal, benötigt sie zwei bis drei Quadratkilometer, unter schwierigen Jagdbedingungen kann der Lebensraum auch neun und mehr Quadratkilometer umfassen. Männchen beanspruchen in der Regel größere Reviere als weibliche Tiere.

Die Paarungszeit der Europäischen Wildkatze ist in den Monaten Januar bis März. Die Tragzeit beträgt ca. neun Wochen, das Weibchen bringt in einem sicheren Versteck meistens zwei bis vier Junge zur Welt. Mit etwa sechs bis acht Monaten suchen sich die Jungtiere ein eigenes Wohngebiet. Die Sterblichkeit der jungen Wildkatzen ist hoch. Unter optimalen Bedingungen werden sie zwölf bis fünfzehn Jahre alt.

Verwilderte Hauskatzen bleiben in unmittelbarer Nachbarschaft menschlicher Siedlungen, die Wildkatzen meiden die Nähe des Menschen. In ländlichen Gegenden können sich die Streifgebiete von Hauskatzen und Wildkatzen überlappen.

Ernährung

Untersuchungen des Mageninhalts haben ergeben, dass Wildkatzen sich zu 80% von Kleinsäugetieren (Wühlmäuse usw.) ernähren. Nur gelegentlich greifen sie auf andere Tiere wie Vögel, Kaninchen, Eidechsen, Frösche und Insekten zurück. Aas und vegetarische Kost werden nur in Notzeiten genommen.

Fortpflanzung

Im Wurf befinden sich zwei bis vier, selten sechs Junge, die zwischen März und September zur Welt kommen. Die meisten Würfe gibt es im April. Die Tragzeit beträgt 63-69 Tage.

Waldkatzen werden 7-10 Jahre alt, in menschlicher Obhut bis über 15 Jahre.

Jägersprache

In der Jägersprache werden folgende Bezeichnungen gebraucht:

  • weibliches Tier = Katze oder Kätzin
  • männliches Tier = Kuder (nicht Kater)

Dagegen findet sich außerhalb der Jägersprache auch für männliche Wildkatzen die Bezeichnung "Kater".

Hauskatzen und Wildkatzen können sich paaren und bringen reproduktionsfähige Nachkommen zur Welt. Diese werden Blendlinge genannt, und ihre Geschlechterbezeichnung ist wie bei der Waldkatze. Jedoch kommen derartige Kreuzungen in der freien Natur offenbar nicht gut zurecht, so dass sich keine großen Blendlingspopulationen ausbilden können.

Sonstiges

Die Hauskatze stammt nicht von der Europäischen Wildkatze ab, sondern von der afrikanischen Falbkatze. Nicht zu verwechseln ist die Waldkatze mit einigen Halblanghaar-Rassen der Hauskatzen, die ebenfalls als "Waldkatze" bezeichnet werden, so der amerikanischen Waldkatze (Maine Coon), der Norwegischen Waldkatze und der Sibirischen Katze, die auch Sibirische Waldkatze genannt wird.

Literatur

  • Herbert Grabe, Günther Worel: Die Wildkatze. Zurück auf leisen Pfoten. Buch & Kunstverlag Oberpfalz, Amberg, 2001, ISBN 3-924350-81-7
  • Rudolf Piechocki: Die Wildkatze. Neue Brehm-Bücherei Bd. 189. Westarp 1990. ISBN 3-89432-381-7

Weblinks


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