- Walkman
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Walkman [ˈwɔːkmən] ist eine Marke der Firma Sony für ein tragbares Abspielgerät von Musik (u. a. in Form von Kassetten, CDs, MiniDiscs oder auch MP3- und Video-Dateien). In der deutschen Umgangssprache ist der Markenname inzwischen zum Gattungsnamen geworden (unabhängig vom Hersteller). In Australien und Österreich wurden Sony deshalb die Rechte an der Marke entzogen.
Es gibt sowohl Geräte mit als auch ohne Radioempfänger (UKW, häufig auch MW). Je nach Modell sind auch von stationären Kassettendecks bekannte Ausstattungsmerkmale wie Dolby-Rauschunterdrückung oder Auto Reverse, zum Teil auch eine Aufnahmefunktion zu finden.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte und Design
Kassettenbasierter Walkman
Am 1. Juli 1979 kam Sony mit seinem ersten Walkman namens „TPS-L2“ auf den Markt. [1] Bereits 1977 hatte der Deutsche Andreas Pavel ein ähnliches Gerät, die "körpergebundene Kleinanlage für hochwertige Wiedergabe von Hörereignissen", zum Patent anmeldet.
In den 1980er-Jahren war der Walkman unter den Jugendlichen ein wichtiges Statussymbol und Sinnbild für eine neue Lebensform geworden. Von Geräten mit dem Markennamen Walkman wurden bis zum Jahr 2004 ca. 335 Millionen Stück verkauft. Bei einigen Geräten war damals noch eine sogenannte „Hot-Taste“ vorhanden, über die die Lautstärke abgesenkt und ein externes Mikrofon aktiviert wurde. Zum Teil verfügten die Geräte über zwei Kopfhörer-Ausgänge, um simultanes Hören der Musik mit zwei Personen zu ermöglichen. Der Lautstärkeregler hatte bei einigen Geräten eine getrennte Einstellmöglichkeit für den linken und rechten Audiokanal. Nach einer Produktionszeit von über 30 Jahren gab Sony im Oktober 2010 die Einstellung der Produktion bekannt.[2] Die Produktion wurde bereits im April des gleichen Jahres eingestellt, insgesamt wurden nach Konzernangaben rund 200 Millionen Kassetten-Abspielgeräte verkauft. [3]
CD-Walkman (Discman)
Der erste Walkman, der CDs lesen konnte, wurde 1984 unter dem Namen D-50 (in manchen Ländern auch D-5) veröffentlicht. Der CD-Walkman wurde unter dem Markennamen „Discman“ verkauft, bis Sony sich dazu entschied, alle seine tragbaren Musikabspielgeräte unter dem Walkman-Logo zu verkaufen. Derzeit (2009) produziert Sony immer noch CD-Walkmans. Die neueren Modelle spielen nun auch MP3-CDs, aber auch das von Sony veröffentlichte ATRAC3 und ATRAC3Plus.
MiniDisc-Walkman
Die MiniDisc wurde in Japan bereits 1991 vorgestellt, und 1992 kam das erste Modell auf den Markt. Anfangs wurden MiniDiscs mit kleineren CDs verglichen, die in der Lage waren, 74 Minuten Musik in CD-ähnlicher Qualität bei zwei Dritteln der Größe zu speichern. Der erste MiniDisc-Player von Sony, der MZ-1, war groß und relativ unhandlich, jedoch wurden die Nachfolgermodelle immer kleiner, so dass das aktuelle Modell kaum noch größer ist als die Disc selbst. Im Verlauf der MiniDisc-Geschichte wurden einige wichtige Neuerungen eingeführt. Von der 80-Minuten-Disc bis zum Zusatz des MDLP-(MiniDisc LongPlay)Codecs, welcher erlaubt, bis zur vierfachen Menge an Musik auf einer Disc zu speichern. Mit der Einführung der NetMD erfolgte auch das Einführen der Software OpenMGJukeBox, später SonicStage. Diese war nötig, um die inzwischen USB-fähigen MiniDisc-Geräte mit Musik zu füllen. Im Jahr 2004 wurde die Hi-MD als Nachfolgerin der MiniDisc vorgestellt, die nun in der Lage war, 1 Gigabyte Daten zu speichern. Durch die strenge Kopplung an SonicStage verlor Sonys Audiospieler immer mehr an Popularität – vor allem in den USA und in Europa. Um dem entgegenzuwirken lockerte Sony die Vernetzung der Audiospieler zur Software. Das aktuelle Modell (MZ-RH1) erschien 2006. Alle anderen Hersteller von MiniDisc-Playern haben bereits ihre Produktion eingestellt.
Walkman-Handys
Mit dem Markennamen Walkman brachte Sony beziehungsweise das Mobilfunk-Joint-Venture Sony Ericsson eine neue Handy-Produktlinie auf den Markt. Diese sind laut Herstellerangabe mit einem besonders guten Musikspieler ausgestattet. Im Gegensatz zu den meisten anderen Walkman-Produkten sind sie jedoch nicht in der Lage, Sonys ATRAC abzuspielen, auch müssen sie nicht mittels SonicStage bespielt werden. Im Juni 2007 verkündete SonyEricsson, dass 26,5 Millionen Walkman-Handys weltweit verkauft wurden. Damit hat SonyEricsson den größten kommerziellen Erfolg mit Musikhandys.
MP3-Walkman
Anfangs basierten Sonys MP3-Walkman auf Flash-Speichern und unterstützten ausschließlich Sonys ATRAC. Ihre Kapazität reichte bis zu 1 GB. Der erste MP3-Walkman war der NW-MS70D, welcher eine Kapazität von 256MB besaß. Zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung (2003) wurde er als der kleinste Player auf dem Markt angesehen. Nach dem Erfolg von Apples iPod verlor Sony kontinuierlich Marktanteile an Konkurrenten. Die erste Reaktion, um dem iPod die Stirn zu bieten, war der NW-HD1, welcher kleiner war und damit beworben wurde, eine bessere Klangqualität zu haben. Doch da der Player nur ATRAC spielte und somit das weit verbreitete MP3-Format erst mittels SonicStage, welche zudem fehlerreich war, umgewandelt werden musste, wurde der HD1 und seine Nachfolger HD-3 und HD-5 keine ernsthafte Gefahr für die Verkäufe des iPod. Es folgten weitere Versuche, den Markt zurückzuerobern (etwa den Walkman Bean). Da all diese Versuche scheiterten, wurden die Modelle Mitte 2006 vom Markt genommen.
Sony brachte nun die NW-A-Serie heraus. Diese Player waren Anfangs mit 6 (NW-A1000) und 20 (NW-A3000), später auch mit 8 (NW-A1200) Gigabyte Speicher verfügbar. Ein wichtiges Werbeobjekt waren unter anderem die lange Akkulaufzeit, das EL-Display und die zahlreichen Musikfunktionen. So gab es Funktionen wie „Artist Link“, welche dazu diente, ähnliche Künstler zu finden. Bei Aktivierung von „My Favourite Shuffle“ wählte der Player automatisch die 100 meistgehörten Songs aus und spielte diese in einer zufälligen Wiedergabe ab. Die 'Time Machine Shuffle' suchte ein Zufallsjahr und spielte alle in diesem Jahr erschienen Titel in einer zufälligen Reihenfolge ab. Das letzte Firmwareupdate (V.3.00) fügte weitere Funktionen hinzu sowie eine Uhr und einen Kalender. Des Weiteren fügte er der Liste der kompatiblen Formate ein weiteres hinzu. Der Player spielte nun neben ATRAC3, MP3 und WMA, auch AAC-Dateien ab. Dennoch setzte Sony weiterhin auf SonicStage und den eigentlich als Nachfolger von SonicStage gedachten, inzwischen aufgegebenen Connect-Player. Da andere Betriebssysteme wie Mac OS oder Linux nicht unterstützt wurden und SonicStage sehr fehlerhaft war, erntete Sony viel Kritik für seine Strategie, wie die Musik auf die Player übertragen wurde. Aber die Serien NW-S und NW-E erhielten generell exzellente Noten für Batterielaufzeit und Soundqualität. Vor allem die NW-S700-Serie wurde für die futuristische Funktion „Noise-Cancelling“ gelobt. Bei dieser Serie wurden Kopfhörer mit Mikrofonen mitgeliefert, welche in der Lage waren, die Außengeräusche zu unterdrücken. Auch verschiedene, von Sony so genannte „Clear-Audio-Technologien“ wurden immer positiv hervorgehoben. Der Punkt, der die Player immer wieder in Misskredit brachte, war SonicStage. Zwar wurde mit dem Nachfolger der NW-A1000 Serie (NW-A80x) ein Erfolg geschafft, doch dieser spielte auf dem MP3-Player-Markt kaum eine Rolle.
Als Reaktion von Sony wurde Ende August 2008 den Mitgliedern des Connect Music Stores eine Mitteilung über die Einstellung der Plattform geschickt. Die wurde damit begründet, dass Sony sein ATRAC-Format nicht mehr weiter entwickeln wolle. Neben dem Ende von ATRAC wurde aber auch das Ende von SonicStage beschlossen. Neue Walkman-Geräte sollen nur noch per Drag&Drop mit Musik bespielt werden können oder mit populären Mediaplayern wie zum Beispiel dem Windows Media Player kompatibel sein. Die NW-80x-Serie wurde unter dem Namen NWZ-A81x neu aufgelegt und gewann dadurch an Beachtung. So gewann der Player einen Editors-Choice-Award von CNET und erreichte bei einem Test von Computer Bild den zweiten Platz. Zusätzlich wurde die NWZ-S51x-Serie veröffentlicht, welche ebenfalls gute Noten bekam. Die Aufgabe von ATRAC und das Loslösen von SonicStage wurde von vielen als Schritt in die richtige Richtung angesehen.
Patentrechtliche Situation
Die Compact Cassette wurde 1963 von dem Elektronikkonzern Philips auf den Markt gebracht.
Das Olympus-Patent
Olympus hatte 1964, bereits ein Jahr nach Markteinführung der Musikcassette, ein Patent für ein kleines, an der Cassettenform orientiertes tragbares Aufnahmegerät angemeldet (Erfinder Matayo Toyozumi, US Patent D203049). Der Patentschutz lief 1979 aus, was mit der Produktionseinführung des Walkman durch Sony übereinstimmt.[4] Es ist unbekannt ob eine Serienfertigung erfolgte.
Der "Stereobelt"
In seiner Autobiographie behauptete der Sony-Firmengründer Akio Morita (1921–1999), Erfinder des Walkman zu sein. Allerdings hatte bereits 1977 der Deutsche Andreas Pavel ein ähnliches Gerät in mehreren Ländern zum Patent angemeldet. Die Patentschrift beschreibt seinen "Stereobelt" als „körpergebundene Kleinanlage für die hochwertige Wiedergabe von Hörereignissen“. Sony bestritt lange Zeit die Ansprüche von Pavel, auch mehrere Gerichte verneinten dessen Anspruch auf Lizenzgebühren. Nach dem Tod von Akio Morita schloss Sony 2004 jedoch einen außergerichtlichen Vergleich mit Andreas Pavel.[5]
Quellen
- ↑ diepresse.com: Walkman statt iPod: Retro-Spieler im digitalen Zeitalter
- ↑ Das Ende einer Legende: Kein Kassetten-Walkman mehr, aufgerufen am 24. Oktober 2010
- ↑ Der Walkman ist Geschichte Frankfurter Rundschau vom 25. Oktober 2010
- ↑ http://www.google.com/patents/about?id=Cwh0AAAAEBAJ&dq=Matao+toyozumi+olympus
- ↑ Sony legt Walkman-Patentstreit mit deutschem Erfinder bei, aufgerufen am 24. Oktober 2010
Weblinks
Commons: Walkman – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Auswahlbibliographie: Walkman von Frank Schätzlein
- „Sony legt Walkman-Patentstreit mit deutschem Erfinder bei“ (Heise-News, 28. Mai 2004)
- Josef Engels: „25 Jahre Walkman“ (Die Welt, 9. August 2004)
- Website des Walkman bei Sony
- „einestages: Die Geburt des Walkman“ (Der Spiegel, Onlineausgabe, 15. Januar 2008)
- „Ein kleiner Apparat, der zur großen Ikone wurde“ (Aachener Nachrichten, 3. März 2010)
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