- Walter Wellman
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Walter Wellman (* 3. November 1858 in Mentor, Ohio; † 31. Januar 1934 in New York) war ein US-amerikanischer Luftschiffpionier. Der Reporter bekam 1905 vom Chicago Record Herald den Auftrag, werbewirksam als erster Mensch den Nordpol mit einem Luftschiff zu überqueren.
Inhaltsverzeichnis
Polarexpeditionen
Bereits 1893 hatte er mit seinen Versuchen, von Spitzbergen aus den Nordpol zu erreichen, begonnen. Ein Jahr später war er überzeugt, dass der einzige Weg durch die Luft führte.
Erste Erfahrungen in Polargebieten hatte er 1894 mit dem Schiff „Ragnvald Jarl“ bei Walden Island im Norden Spitzbergens gesammelt, wo dieses Schiff sank. 1898/99 erreichte er als Leiter einer Expedition die Nordspitze des Franz-Josef-Lands. Sie endete jedoch nach einem arktischen Phänomen, einem Eisbeben. Die Expedition kehrte daraufhin um, sie hatte nur 275 km (170 Meilen) zurückgelegt.
Auf der Portsmouth Friedenskonferenz 1905 begeisterte sich Wellman für den französischen Lebaudy-Lenkballon. Er war sicher mit diesem Gerät, dass eine Traglast von 3750 kg (7500 Pfund) besaß, das richtige Fortbewegungsmittel gefunden zu haben.
Er nannte sein Vorhaben die „Wellman Chicago Record Herald Polar Expedition“.
Die Zeitungen attackierten Wellman gnadenlos und warfen ihm vor, nie wirklich an eine Durchführung seiner waghalsigen Pläne zu denken. Wellman ärgerte sich und kämpfte ständig darum, die über ihn verbreiteten Geschichten nicht in seine Pläne einfließen zu lassen.
„Warum unternimmt nun Wellmann diese Fahrt“, schrieb die Berliner Morgenpost. „Ist es wirklich wissenschaftlicher oder sportlicher Ehrgeiz, oder ist es eine Reklame, wie von vielen Seiten behauptet wird? Beides ist es nicht. Wellmann hat durchaus nicht die Absicht, den ganzen Flug zu machen, er hat nichts als die Absicht, den Versuch zu wagen. Vor dem Antritt seiner verunglückten Nordpolarfahrt sagte er bei einem Abschiedsessen: 'Wir sind die ersten, welche in einem Luftschiff versuchen, den Pol zu erreichen. Ob der Versuch gelingt oder nicht, das können wir nicht voraussagen, trotzdem wir das Menschenmögliche geleistet haben. Wenn er auch nicht gelingt, so sind wir doch die ersten, die dieses Problem in Angriff genommen haben.' Hier liegt der Schlüssel zu seinem Vorhaben. Zunächst: Der Wunsch, der 'Erste' zu sein und das 'Größte' zu besitzen, ist einer der hervorstechendsten nationalen Charakterzüge des Amerikanertums. Sodann ist daran zu erinnern, daß er in der tat der erste war, der praktisch versucht hat, den Pol zu erreichen, im Luftschiff natürlich. Es ist ihm nicht gelungen, aber in der Geschichte der Luftschifffahrt wird man seinen Namen, wenn später Flüge zum Pol wirklich gelingen, immer an erster Stelle nennen müssen. Auch beim Fluge über den Ozean, der früher oder später gelingen wird, ist er der erste, der den Versuch gemacht hat.“ (Zitierte bei: Heichen, Walter: Abenteuer der Luft. Berlin, Breslau, Kattowitz, Leipzig: Phoenix-Verlag, 1912)
Nach einem vergeblichen Versuch 1906 gelang Wellman im Sommer 1907 auf Spitzbergen eine Fahrt mit seinem Luftschiff „America“ von 24 Kilometern (15 Meilen). Nach einer Bruchlandung wurde er vom Frankfurter Polarfahrer Theodor Lerner geborgen. Ein zweiter Flug 1909 musste nach 40 Meilen aufgrund technischer Probleme abgebrochen werden. Dies war nach Salomon August Andrée 1896/1897 der zweite Versuch, den Pol per Luftweg zu überqueren gewesen. 1910 reiste übrigens auch Ferdinand Graf von Zeppelin in Begleitung des Polarforschers Erich von Drygalski und des Meteorologen Hugo Hergesell nach Spitzbergen, um die Chancen für eine derartige Unternehmung einzuschätzen.
Atlantiküberquerung
1910 versuchte Wellman mit seinem Luftschiff „America“ den Atlantik zu überqueren. Dieser Versuch scheiterte etwa 1600 km von der Küste entfernt im Ozean. Wellman setzte mit seinem Notruf jedoch den weltweit ersten Funkspruch von einem Luftfahrzeug an ein Seefahrzeug ab. Er lautete „Kommt und holt die verdammte Katze!“ Damit war eine Katze gemeint, die sich als blinder Passagier auf das Luftschiff geschmuggelt hatte.
Luftschiff America
Länge: 56,7 m (186 ft) Tragfähigkeit: 9.500 kg (19.000 lbs) Antrieb: Drei Lorraine-Dietrich-Motoren zu je 80 PS mit denen eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 29 km/h (18 mph) für eine Zeit von 120 Stunden möglich war.
Literatur
- P. J. Capelotti: By Airship to North Pole: An Archaeology of Human Exploration. Rutgers Univ. Press, New Brunswick 1999. ISBN 978-0813526331
- Th. Lerner: Polarfahrer. Im Banne der Arktis. Oesch-Verlag, Zürich 2005. ISBN 978-3035020144
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