Walzen Irle GmbH

Walzen Irle GmbH
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Die Walzen Irle GmbH ist ein in Netphen, Nordrhein-Westfalen ansässiger Walzenhersteller. Das Traditionsunternehmen kann auf eine über 180-jährige Firmengeschichte zurückblicken und war das erste Unternehmen in Deutschland, das Hartgusswalzen herstellte. Heute gehört Walzen Irle zur Irle-Gruppe und ist eine hundertprozentige Tochter der Irle-Deuz GmbH.

Inhaltsverzeichnis

Firmengeschichte

Gründung

Die Familie Irle stammt aus Ferndorf, von dem heute noch existierenden Irlenhof, einem ehemaligen Bauernhof, der von Erlen umspannt war. Schon die in Ferndorf lebenden Irles waren teilweise Hüttenleute gewesen. Der Bälgemacher Johannes Irle ging von Dahlbruch nach Kaan-Marienborn und begründete dort die Eisenbearbeitung wie auch die Bierherstellung. Die Eisenwarenhersteller und -händler boten ihren Kunden Unterkunft und Verpflegung. Sie brauten ihr Bier selber.

Die Ursprünge der Fa. Walzen Irle GmbH liegen also in Kaan-Marienborn, wo die Vorfahren der Deuzer Gründer Tagwerke an der Marienborner Hütte besaßen und vor allem Zimmeröfen herstellten neben weiteren Artikeln aus Gusseisen für den täglichen Gebrauch. In der Marienborner Hütte wurde 1820 durch die Irles die erste Hartgusswalze Deutschlands hergestellt, die durch ihre Verschleißfestigkeit einen Siegeszug in allen Arten von Walzwerken durchlebte. Sie ist auch heute noch - nach der ursprünglichen Methode hergestellt - in allen Bereichen der Industrien, die Walzen verwenden, zu finden und wird sicher noch in den nächsten Jahrzehnten gebraucht werden.

Es dauerte jedoch noch einige Jahre, ehe sich diese neue Walzenart durchsetzte. Die Aufträge für die Zimmeröfen nahmen zu, und bald reichte die Kapazität der Marienborner Hütte und auch die Wasserkraft der Weiß für die gestiegene Produktion nicht mehr aus. Aus diesem Grunde erwarben Jacob und Carl Irle, Enkel von Hermann Irle, am 24. Januar 1848 die in Deuz brachliegende Silber- und Bleihütte. Dort sollten mit der ausreichend vorhandenen Wasserkraft die in Marienborn gegossenen Öfen überdreht und poliert bzw. geschliffen werden.

Diese Silber- und Bleihütte war im Jahre 1726 von Herrn von Fleischbein, damals Inhaber der Burg Hainchen, und Herrn Heusler aus Dillenburg errichtet worden. Der Baumeister war Valentin Becher. Der Standort bestimmte sich durch ausreichendes Wassergefälle der Sieg, aber auch durch das Vorhandensein von preiswerter Holzkohle, die in diesem Raum aus dem Holz der umliegenden Hauberge produziert wurde.

Ende 1758 oder Anfang 1759 - das genaue Datum lässt sich nicht mehr feststellen - wurde die Deuzer Silberhütte an Adolf Albert Diesterweg und Johann Philipp Engels verkauft. Der Betrieb der Schmelzhütte war an Bedingungen geknüpft, die die Gemeinde in einem Schiedsspruch vom 3. Mai 1759 den Käufern auferlegte. So durften ohne Wissen der Gemeinde keine weiteren Gebäude errichtet werden; für Lehm, Steine und Erze mussten, soweit vorhanden, gemeindeeigene Steinbrüche und Leimkauten benutzt werden; weiterhin hatten die Deuzer Fuhrleute das Vorrecht für Transporte, und die Handarbeit in der Hütte sollte von Gemeindemitgliedern verrichtet werden, ,,jedoch von nicht mehr als einer Person pro Wohnhaus"; sollten weiterhin die Hüttengebäude abgebrochen und nicht wieder errichtet werden, so fiele der Platz wieder der Gemeinde zu.

1785 erwarb Bürgermeister Sebastian Engels aus Siegen die Hütte für 1.000 Reichstaler. Über den geschäftlichen Gang der Hütte ist kaum etwas bekannt geworden. 1810 wurde sie wegen des geringen Absatzes und der unruhigen Zeiten stillgelegt. Die Witwe des verstorbenen Engels versuchte 1827 die Hütte zu verkaufen. Sie heiratete 1830 Jacob Hellmann aus Deuz, und als Hüttenbesitzer trat nunmehr das Ehepaar Hellmann auf.

Von diesem Ehepaar Hellmann erwarben die Brüder Jacob und Carl Irle das Anwesen für 1.000 Taler. Beim Abbruch des Silber-Treibherdes fand man eine Silbersau, die durch einen rissigen Herd entstanden sein musste. Diese hatte einen Wert von annähernd 500 Talern, die fast den halben Kaufpreis ausmachten.

Eisengießerei

Am 14. Juli 1848 erhielten die Gebrüder Irle die Konzession, die Schmelzhütte in eine Eisengießerei umzuwandeln. Ursprünglich war geplant, den Guss der Öfen weiterhin in Kaan-Marienborn durchzuführen und die Gussstücke zur Fertigbearbeitung nach Deuz zu schaffen. Doch schon nach wenigen Jahren erwiesen sich die Transporte als zu aufwendig. Darum verlegten die Besitzer schon 1851 die Gießerei nach Deuz. Der Abbruch der alten Gebäude erfolgte 1854. Im gleichen Jahr entstand eine für damalige Verhältnisse moderne Gießerei mit 2 Kupolöfen. Jacob und Carl Irle gründeten eine neue Firma, die sie zum Andenken an ihren Großvater „Hermann Irle“ nannten.

Da die Geschäfte weiterhin gut gingen, erfuhr das Unternehmen einen weiteren großzügigen Ausbau. Moderne Maschinen wurden angeschafft, und bereits 1875 wurde eine Dampfmaschine mit 75 PS aufgestellt, weil das Wasser der Sieg nicht mehr ausreichte, um die Energie für die Produktion zu erzeugen.

1876 starb der Mitbegründer Carl Irle, und im darauffolgenden Jahr trat Rudolf, der Sohn von Jacob Irle, in den Betrieb ein. Rudolf Irle verlobte sich 1882, und zur Erinnerung an diesen Tag wurde die erste Wetterfahne in Deuz auf dem Halsberg aufgestellt, die 1988 erneuert wurde. 1888 trat Albert Irle, ein Sohn von Carl Irle, nach Absolvierung der Technikerschule in Wuppertal in den Betrieb ein.

Im Laufe der Jahre ging die Produktion von Öfen stetig zurück, die Walzenherstellung wurde mehr und mehr die Hauptfabrikation des Unternehmens. Im Jahre 1891 wurde schließlich der letzte Ofen gegossen. Diese typischen zylindrischen Zimmeröfen waren in beinahe jedem Siegerländer Haus zu finden. Es wird manchmal gefragt, warum der Walzenguss seinen Ursprung und seine Bedeutung im Siegerland fand. Der eine oder andere Forscher führt das auf die Ähnlichkeit der Walze mit den Öfen zurück. Sicherlich hat es aber auch mit den manganhaltigen Siegerländer Erzen zu tun.

Die Hartgusswalze hatte sich in der eisenschaffenden Industrie immer mehr eingeführt. Die Abmessungen wurden größer, die Verwendungszwecke vielseitiger. Darum mussten immer größere Maschinen besorgt und die Ofenkapazitäten erweitert werden. 1892/1893 wurde darum ein neuer Flammofen mit einem Einsatzgewicht von 13 t gebaut, der schon 10 Jahre später auf 18 t Fassungsvermögen umgeändert wurde.

Der Größe der Walzen waren Grenzen gesetzt, da die Bahnverbindung nach Weidenau noch nicht existierte und die fertigen Walzen auf Ochsenfuhrwerken nach Weidenau gebracht werden mussten.

Doch die Entwicklung ließ sich nicht aufhalten. Zur Lösung der Energieprobleme kauften die Besitzer die alte stillgelegte Mahimühle talabwärts am Dorfende von Deuz und richteten dort durch Einbau einer Turbine eine Kraftstation ein. Damit konnte die Öl- und Karbidgasbeleuchtung des Werkes auf elektrische Bogenlampen umgestellt werden, für die Maschinen gab es ausreichend Strom. Ab 1906 versorgte das Unternehmen mit dieser Kraftstation auch die Gemeinde Deuz die als eine der ersten Gemeinden des Siegerlandes Straßenbeleuchtung hatte. Auch an die Haushaltungen wurde Strom abgegeben.

In den Jahren 1906/1907 wurde das alte Werk völlig umgestaltet und erweitert. Es wurde ein Bürohaus errichtet, in dem noch heute die Hauptverwaltung untergebracht ist. Dieses Haus diente zunächst in der untersten Etage als Comptoir, also als Büro. Die zweite Etage bewohnte der damalige Gießmeister Klein. In der Dreherei standen 22 Drehbänke, 2 Fräsmaschinen und eine Schleifmaschine.

1908 wurde das Unternehmen in eine GmbH umgewandelt. Ein Jahr später trat Philipp Fischer, ein Schwiegersohn von Rudolf Irle, in die Firma ein. Er übernahm die kaufmännische Leitung.

Inzwischen hatte auch die Kleinbahn Weidenau-Deuz mit ihren Anschlüssen das Werk erreicht. 1911 baute das Unternehmen die alte Mahlmühle zu einer weiteren Gießerei mit nachfolgender Bearbeitung um. Es entstand das sog. Hartgusswerk Deuz, heute Werk II. Da der Platz bei dem Ursprungswerk recht beengt war - die Sieg ist allein zweimal verlegt worden -, bot sich der ausreichende Platz am Dorfende zur Erweiterung an. Insbesondere war es Willibald Raym, ein weiterer Schwiegersohn von Rudolf Irle, der mit guten Ideen und unermüdlichem Erfindergeist den Neubau betrieb und eigentlich damit die Universalität des walzenherstellenden Unternehmens schuf. Es gibt heute keine Walzengießerei in der Welt, die ein so umfassendes und vielseitiges Programm hat wie die Fa. Walzen Irle GmbH.

Willibald Raym errichtete eine völlig neue Gießerei für kleine Hartguss- und Verschleißteile, die auf acht Walzendrehbänken und einer weiteren Fräsmaschine bearbeitet wurden. Es wurden vor allem Reduzierrollen, kleine Walzen und Hartgussteile hergestellt, die in der Formerei viel Platz beanspruchten und einer Spezialbehandlung unterzogen werden mussten. Die alte Mühle musste schließlich den Neubauten weichen und wurde 1915 abgerissen.

Weimarer Republikzeit

Nach dem Ersten Weltkrieg schrumpfte der Absatz in beiden Werken stark. Hartgusswalzen wurden teilweise durch Stahlwalzen ersetzt, so dass man sich nach neuen Anwendungsgebieten umsehen musste. Es wurden daher Richtrollen und auch Farb- und Müllereiwalzen aller Art in das Programm aufgenommen und damit erstmalig Hartgusswalzen mit eingezogenen Stahlachsen hergestellt. Diese waren in späteren Jahren eine Spezialität des Unternehmens. Viele Jahre erzeugte man große Hartgusswalzen für die Papierindustrie, die bis zu fünf Meter voll tragend auf Achsen geschrumpft wurden.

Raym machte auch Versuche mit Stahlwalzen, die jedoch zu damaliger Zeit keine guten Erfolge brachten. Er meldete aber 1920 bereits eine Erfindung zur Herstellung von Schleuderverbundguss zum Patent an, nach dem noch heute im Irleschen Unternehmen Walzen hergestellt werden.

1922 starb Rudolf und 1925 Otto Irle, beide Geschäftsführer des Unternehmens. Von der Familie Irle war nur noch Albert übrig, der sich nicht nur 60 Jahre als Geschäftsführer verdient gemacht hat, sondern auch viele Jahre Gemeinderatsmitglied, Kirchenältester, Presbyter und Schiedsmann war und dem Sauerländischen Gebirgsverein (SGV) durch aktive Mitgliedschaft zahlreiche Impulse gab.

Die schlechte Beschäftigung Anfang der 1920er Jahre konnte auch durch Aufnahme neuer Produkte nicht aufgefangen werden. Viele Mitarbeiter konnten nur tageweise beschäftigt werden oder wurden sogar arbeitslos. Das Hartgusswerk musste zeitweise verpachtet werden, die Aufträge langten kaum für das alte Werk. Doch bereits 1927 kam das Hartgusswerk wieder zum Unternehmen zurück, und die Walzenproduktion wurde wiederaufgenommen.

Die allgemeine Weltwirtschaftskrise hinterließ auch bei Irle ihre Spuren. Wieder gingen die Aufträge stark zurück, die Belegschaft musste reduziert werden. Das Unternehmen wäre wahrscheinlich zahlungsunfähig geworden, wenn nicht Albert Irle persönlich gehaftet und gebürgt hätte.

Der Aufschwung in den 1930er Jahren belebte auch die beiden Werke wieder. Die Fertigungsstätten waren bald wieder zu klein geworden, und darum wurde die Bearbeitungswerkstatt in Werk 1 erweitert, zum Teil neu gebaut. 1938, am Tag des 50 jährigem Dienstjubiläums von Albert Irle, fand die große Einweihung statt. Ein Mann wurde geehrt, dem das Unternehmen seine weitere Existenz verdankte. Auch in Werk II fanden Umbauten statt.

Seit 1938 war auch Fritz Bohn zusammen mit Günther von Gumpert, dem Schwiegersohn von Albert Irle, Geschäftsführer des Unternehmens. Von Gumpert hatte bereits seit 1926 zusammen mit seinem Schwiegervater die Geschäfte geführt.

Nachkriegszeit

Kriegsbedingt wurden die beiden Werke 1944 stillgelegt und ruhten bis zur Erteilung des großen Permits der Militärregierung im Jahr 1946. Die beträchtlichen Demontageschäden konnten aber erst 1951 durch Neukauf von Schleifmaschinen beseitigt werden. Albert Irle starb 1948 an den Folgen eines Autounfalls, Günther von Gumpert ein Jahr später, so dass Fritz Bohn als alleiniger Geschäftsführer bis zu seinem Tod im Jahre 1956 das Unternehmen leitete.

Die Flammofenkapazität musste erneut erweitert werden, und 1951 goss Irle als erste Walzengießerei Deutschlands Sphärogusswalzen. Ein schwerer Rückschlag traf das Unternehmen 1952, als die Gießerei des Werkes II völlig abbrannte. Die Mitarbeiter machten das Unmögliche möglich, die ausfallende Produktion wurde von Werk 1 in Schichtarbeit übernommen und der Ausfall dadurch gering gehalten.

1954 wurde der erste Schritt zur Erneuerung der Walzenproduktion nach modernen Methoden getan. Walzen Irle stellte den ersten Elektroofen zur Herstellung von Hartgusswalzen auf, den der damalige Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard einweihte. Diesem Schritt folgte die Zusammenlegung beider Gießereien nach Werk II mit Aufstellung weiterer Elektroöfen und Vergrößerung der Gießflächen. Diese Maßnahme wurde 1956 abgeschlossen.

Die Verlagerung der Bearbeitungswerkstätten machte einen kompletten Neubau von Werk 1 nötig, der 1962 zunächst abgeschlossen wurde. Die immer höheren Forderungen nach Präzision und Qualität verlangten den Neubau einer Schleifereihalle, die 1966 ihrer Bestimmung übergeben wurde.

Weitere Investitionen werden nötig sein, um den Fertigungsstand zu verbessern, die Arbeitsplätze zu erhalten, bzw. neue zu schaffen.

Seit dem Tod von Fritz Bohn werden die Geschäfte von Dr. Erich von Gumpert, Dr. Wolfgang Jacobs und Dipl.-Ing. Hartmut Mildner geführt. Nach der Eingemeindung von Deuz in die Großgemeinde Netphen erhielt das Unternehmen den Namen Irle Deuz GmbH, um den alten Ortsnamen des Stammsitzes weiter lebendig zu erhalten. Das Deuzer Werk bekam den Firmennamen Walzen Irle Deuz GmbH.

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