Wasil Aprilow

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Wasil Ewstatiew Aprilow (bulgarisch Васил Евстатиев Априлов; * 21. Juli 1789 in Gabrowo; † 2. Oktober 1847 in Galați) war ein bulgarischer Arzt, der in Wien studierte und in Bulgarien vor allem als Förderer des Schul- und Kirchenwesen bekannt ist, sowie als einer der Aktivisten der Bulgarischen Nationalen Wiedergeburt.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Wasil Aprilow wurde am 21. Juli 1789 in der im Balkangebirge gelegenen Stadt Gabrowo geboren. Er entstammte einer angesehenen Handwerkerfamilie, deren Wohlstand ihm eine gediegene Ausbildung ermöglichte. Seine Schulausbildung erhielt er zunächst in Moskau, später an einem deutschen Gymnasium in Kronstadt, schließlich studierte er Medizin in Wien. Nach seinem Abschluss lebte er in mehreren Ländern, ab 1811 war er als Händler in Odessa tätig und stieg bald zum Großkaufman auf.

Lange zeit unterhielt er enge Beziehungen zu den griechischen Kreisen in Odessa, dabei wurde er zum Verehrer der griechischen Bildung und Kultur und Verfechter des Hellenismus. Er förderte griechische Schulen und unterstützte griechische Freiheitskämpfer, die von Odessa aus nach Griechenland aufbrachten, um den griechischen Aufstand von 1821 bis 1829 zu unterstützen.

Ein Wandel in seinen Auffassungen, die Besinnung auf seine nationale bulgarische Identität wurde durch den russischen Gelehrten Jurij Wenelin angeregt, der vor allem durch sein Werk „Die Bulgaren von einst und heute in ihrer politischen, ethnographischen, historischen und religiösen Beziehung zu den Russen“ (russisch Древние и нынешние болгаре в политическом, народописном, историческом и религиозном их отношении к россиянам, 1829[1]) sowie mit anderen Publikationen große Verdienste für die frühe Erforschung der Geschichte, Lebensweise, Kultur und Sprache der Bulgaren erwarb.

Nach seinem Wandel wurde Aprilow zu dem bedeutendsten Vertreter der Bulgarischen Nationalen Wiedergeburt der dreißiger, vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts. Er erkannte als einer der Ersten die Gefahr der Hegemoniebestrebungen des Hellenismus. Um sie zu bekämpfen gründete er gemeinsam mit Nikola Palausow (1776-1853) und mit der Unterstützung des Gelehrten Neofit Rilski in seiner Heimatstadt Gabrowo die erste weltliche Schule, die „Gabrowo Gesamtgrundschule“ (bulg. Габровско взаимно училище). Sie beruhte auf den Erfahrungen des russischen Schulwesens, wurde nach der Lancasterschule - Schulform aufgebaut und wurde bald zum Vorbild für den Aufbau des bulgarischen Schulwesens des 19. Jahrhunderts. Auch nach ihrer Errichtung blieb Aprilow der Hauptförderer.

In den Jahren danach baute Aprilow gemeinsam mit anderen bulgarischen Kaufleuten von Odessa ein Stipendium für herausragende bulgarische Jungen und Mädchen, denen die Möglichkeit gegeben wurde sich in Russland (vor allem Odessa, Kiew und Moskau) und Westeuropa weiter zu bilden. Weiter unterstützte Aprilow die Herausgabe von Publikationen in bulgarischer Sprache oder über Bulgarien. Er selbst schrieb mehrere Werke, u.a. „Morgenstern der neubulgarische Bildung“ (bulg. „Денница на новобългарското образование“ , 1841, das zunächst in russischer Sprache in Petersburg veröffentlicht wurde. In diesem Werk griff Aprilow die serbische Behauptung, dass das kyrillische Alphabet habe zuerst unter ihrem Volk Verbreitung gefunden[2], scharf an. Durch seine Werken hob Aprilow die ruhmreiche Vergangenheit der Bulgaren ins Bewusstsein, schilderte die Entwicklung der bulgarischen Kultur und des Bildungswesens, begründete die Notwendigkeit einer weltlichen Bildung, focht für eine in der Volksprache geschriebene Literatur. Zugleich ebnete Aprilow den kulturellen Einfluss Russlands auf die Bulgaren. Bei der Herausbildung der neubulgarischen Sprache betrachtete Wasil Aprilow wie Petar Beron und Najden Gerow die ostbulgarischen Dialekte als Grundlage zu der Bildung einer einheitlichen Schriftsprache[2].

Wasil Aprilow hat durch seine Förderungen, die ersten Ansetze der bulgarische Ethnographie gelegt. Durch seine Anregungen oder Vermittlungen sammelte die bulgarische Intelligenz ethnographisches und folklorisches Material, unter anderem bulgarische Volkslieder, Märchen und Erzählungen. Einige seiner engen Vertrauten dabei waren Neofit Rilski, Sacharij Kruscha und Rajno Popowitsch. Die gesammelten Materialien publizierte Aprilow in russischer Sprache.

Wasil Aprilow starb am 2. Oktober 1847 in Galați, während er von einer Reise von Bukarest nach Odessa zurückkehrte. Ein großer Teil seines Erbe, vermochte Aprilow für den Bau des Erstes bulgarische Gymnasium - das Aprilow-Gymnasium, das ebenfalls in seiner Heimatstadt erbaut wurde. Er wurde zunächst in Galați begraben, jedoch nach der Fertigstellung des Aprilow-Gymnasium im dessen Hof um bestattet. Heute tragen vielen Schulen und weitere Bildungseinrichtungen in vielen Städten Bulgariens seinen Namen.

Literatur

  • Elvert, Jürgen: Der Balkan: eine europäische Krisenregion in Geschichte und Gegenwart, Franz Steiner Verlag, 1997, S. 52, ISBN 3-515-07016-8
  • Weber, Claudia: Auf der Suche nach der Nation: Erinnerungskultur in Bulgarien von 1878-1944, LIT Verlag Berlin-Hamburg-Münster, 2006, S. 39-46, ISBN 3-8258-7736-1

Einzelnachweise

  1. Weitere Information über Jurij Wenelin und seine Werke
  2. a b Weber, Claudia: Auf der Suche nach der Nation: Erinnerungskultur in Bulgarien von 1878-1944

Weblinks


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