Wassergebundene Decke

Wassergebundene Decke
Gut ausgebauter Wirtschaftsweg mit wassergebundener Decke.

Eine wassergebundene Decke ist eine befestigte Deckschicht für Straßen und Wege, die aus einem gebrochenen Natursteinmaterial besteht (regional auch als Grant bezeichnet). Das Material wird dabei weder von hydraulischen noch bituminösen Bindemitteln zusammengehalten. Diese Art von Straßenbelag eignet sich nur für Verkehrswege mit geringer Verkehrsbelastung und geringer Reisegeschwindigkeit. Der oberste Belag ist etwa vier Zentimeter dick und liegt wiederum auf einer sechs Zentimeter dicken dynamischen Schicht zur Druck- und Schubübertragung. Darunter liegen Frostschutzschicht und der tragfähige Unterbau.

Inhaltsverzeichnis

Vorteile

Wassergebundene Decken vermitteln einen naturnäheren Eindruck. Für Fußgänger bzw. Jogger sind wassergebundene Decken gelenkschonender, und für Pferde sind sie gelenk- und hufschonend, da der Belag weicher ist. Da häufig helles Steinmaterial verwendet wird, heizen sich solche Oberflächen weniger auf als dunkle Asphaltflächen. In der Herstellung kosten sie nur etwa 2/3 so viel wie vergleichbare Asphaltflächen[1]. Neben dem Einsatz als Wegbelag werden wassergebundene Decken auch für Parkplatzflächen verwendet.

Nachteile

Wassergebundene Decken weisen insbesondere bei schmalen Wegen eine höhere Bodenversiegelung auf als z.B. Wege aus Asphalt, so dass Wasser und Sauerstoff bei schmalen wassergebundenen Wegen schlechter an Pflanzenwurzeln gelangt. Dies liegt daran, dass auch bei wassergebundenen Decken der Großteil des Niederschlages oberflächlich aufgrund der Querneigung der Wege abfließt und somit nur neben dem Weg versickern kann. Bei wassergebundenen Decken ist dann jedoch die Verschlammungsneigung der natürlichen Böden in den Senken neben dem Weg höher, so dass das Wasser neben und unter dem Weg schlechter versickern kann. Die Versickerungswirkung auf der wassergebundenen Decke ist vernachlässigbar, weil sie durch das Befahren stark verdichtet ist und bei regelkonformer Anlage des Weges kein Wasser auf der Fläche stehen bleibt [2]. Der ADFC kritisiert die weitverbreitete Ansicht, diese Oberflächen als nicht bodenversiegelnd einzustufen und sie deshalb gegenüber anderen Belägen zu bevorzugen[1].

Wassergebundene Decken sind wesentlich anfälliger für Erosion, da bei starken Regenfällen das Material abgetragen werden kann. Werden die Flächen nicht laufend unterhalten, so entstehen schnell größere Schäden, auch weil die Wege schnell von Pflanzen besiedelt werden, deren Wurzeln die Wege brechen. Die Unterhaltskosten von wassergebundenen Wegbefestigungen liegen gegenüber denen von befestigten Wegen um ein Vielfaches höher[3]. Sofern keine regelmäßige Unterhaltung stattfindet, werden wassergebundene Decken früher holpriger als andere Decken aus Asphalt, Pflaster oder Beton. Maschineller Winterdienst ist auf wassergebundenen Decken nicht möglich. Der Nachteil des schnelleren Aufheizens und naturfernen visuellen Eindrucks von bitumös gebundenen Decken kann verringert werden, wenn die Deckschicht helles Splittmaterial oder Farbzusätze beinhaltet.

Für Radfahrer sind wassergebundene Decken weniger geeignet, da vor allem in Kurven oder Gefällestrecken lockeres Material zum Sturz führen kann. Zudem verursacht der höhere Rollwiderstand höhere Kraftanstrengung, wodurch der Wirkungsgrad beim Radfahren verkleinert wird. Durch spitze Steine können Fahrradreifen beschädigt werden. Autoverkehr auf solchen Wegen erzeugt eine Staubentwicklung.

In vielen Bundesländern wird wegen der Nachteile der Einsatz von wassergebundenen Decken auf Radwegen stark eingeschränkt. So regelt beispielsweise in Sachsen ein Erlass, dass diese nur in ökologisch besonders sensiblen Gebieten und keinesfalls an Steigungen oder im Hochwasser-Überflutungsbereich angewendet werden dürfen[4].

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Radwegebau in Wald und Flur, Fakten Argumente Forderungen Nr. 11, ADFC, November 2000
  2. Versiegelungswirkung auf Radwegen Studie auf der Website des Ministeriums für Verkehr, Bau und Landesentwicklung des Landes Mecklenburg Vorpommern
  3. Radwegoberflächen Website des ADFC Sachsen
  4. Erlass des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft und Arbeit vom 11. März 2005 zum Qualitätsstandard des Sachsennetz Rad, Aktenzeichen 52-3942.31/RVK

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