- Weingärtnergenossenschaft
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Eine Winzergenossenschaft, in Württemberg auch Weingärtnergenossenschaft genannt, ist die Vereinigung von Winzern eines Gebietes in der Rechtsform einer Genossenschaft, die die Trauben der eigenen Weinberge zentral keltern und unter einem gemeinsamen Namen daraus Wein erzeugen und vermarkten.
Die Winzerkooperation bietet verschiedene Vorteile. So ermöglicht die größere gemeinsame Rebfläche besser die Selektion besonderer Traubenqualitäten. Für die wichtigen Bereiche wie den Weinausbau im Keller und für den Weinvertrieb können einschlägig ausgebildete Fachleute wie Önologen und Marketingfachleute engagiert werden. Die gemeinsame Nutzung von Personal, Geräten, Maschinen und Gebäuden für Weinausbau und Vertrieb optimiert die Produktions- und Vertriebskosten. Strenge gemeinsame Qualitäts- und Erzeugungsregeln stellen eine hochwertige Traubenerzeugung sicher. Die Mitglieder müssen sich nicht nur nach den allgemein gültigen weingesetzlichen Mindestvorgaben richten, sondern regeln die kooperative Weinerzeugung zusätzlich über meist weit darüber hinaus gehende eigene, strengere Qualitätsregeln. Interner Wettbewerb zwischen den einzelnen Winzern kann zu einer stetigen Steigerung der Qualität führen.
Ein Nachteil ist, dass Weinliebhaber oft den direkten Bezug zum Winzer vermissen, da die so erzeugten Weine über eine Kooperation vermarktet werden. Ein weiterer, dass wegen des strukturbedingt fehlenden internen Wettbewerbs (Allmende-Klemme) die Qualität des erzeugten Weins stetig sinken kann.
So kann die Vereinigung in einer Winzergenossenschaft zur Verbesserung wie zur Verschlechterung der Weinqualität führen. Welche Richtung eine Winzergenossenschaft einschlägt, ist in hohem Maße abhängig vom Geschick ihres professionellen Personals.
Geschichte
Die erste Winzergenossenschaft in Baden hat Heinrich Hansjakob 1881 in Hagnau gegründet. Theodor Heuss bei dem Kathetersozialisten Lujo Brentano 1905 erarbeitete Promotion über Weinbau und Weingärtnerstand in Heilbronn am Neckar gab den Anstoß zu einer intensiven wissenschaftlichen Beschäftigung mit den Winzergenossenschaften und zu weiteren Gründungen.
Zur Zeit (2006) gibt es in Deutschland 223 Winzergenossenschaften (Stand: 2006). Ihre Mitglieder bewirtschaften etwa 32.000 Hektar (ca. 30 % der gesamten Rebfläche in Deutschland). Die weltweit älteste Winzergenossenschaft ist die Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr, die im Jahre 1868 gegründet wurde.
Weblinks
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