- Weisheit (Tugend)
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Weisheit im platonischen Sinn bezeichnet die Erkenntnis der realen Welt, die allein die Philosophen innehaben. Diese gehen über die Ideenwelt hinaus und erkennen, dass sich die Wirklichkeit anders verhält als die „Schatten“, die die übrigen Menschen für die Realität halten.
Im aristotelischen Sinn ist die Weisheit quasi die Tugend schlechthin. Denn für Aristoteles besteht Tugend darin, von zwei Extremen die Mitte zu finden (Verschwendung-Geiz, Übermut-Feigheit usw.). Und Weisheit ist genau die Tugend, die einen Menschen dazu fähig macht, diese Mitte zu treffen.
Im Hellenistischen Judentum wird Weisheit zum zentralen Begriff der Gottesbeziehung. Die Weisheit ist einerseits die Art und Weise, mit der Gott in der Welt wirkt (Weisheit der Schöpfung) und mit der er zu den Menschen redet (Weisheit der Torah). Weisheit andererseits ist die eigentliche Form der Zuwendung des Menschen zu Gott hin, in frommer Gotteserkenntnis und tugendhaftem Handeln. Sie kann sogar personifiziert vorgestellt werden, als weibliche Figur, die vor Gott tanzt.
Im gnostischen Philippusevangelium ist Sophia die „Gefährtin“ des Christus als sein weibliches Pendant. Diese Mittlerfunktion der Weisheit/Sophia wurde dann mehr und mehr abgelöst vom Logos, der (im Griechischen) männlichen Vernunft, als deren Personifikation oder besser Inkarnation dann Jesus Christus gilt.
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