Weisse Revolution

Weisse Revolution
Mohammad Reza Pahlavi beim Verteilen von Landbesitzurkunden

Die Weiße Revolution war ursprünglich ein 6-Punkte Programm, welches von Schah Mohammad Reza Pahlavi 1962 am 9. Januar 1963 auf dem Nationalkongreß der Bauern von Iran in Teheran vorgestellt und am 26. Januar 1963 durch ein nationales Referendum verabschiedet wurde. Obwohl Khomeini das Referendum als gegen Gott gerichtetes Vorhaben brandmarkte und alle Gläubigen aufrief, nicht an der Abstimmung teilzunehmen, sprachen sich 5.598.711 Iraner dafür und nur 4.115 dagegen aus. Großayatollah Husain Borudjerdi hatte sich ebenfalls gegen das Vorhaben ausgesprochen, doch durch seinen Tod im März 1961 wurde die entsprechende Fatwa ungültig.

Im Vorfeld des Referendums gab es Diskussionen, ob Frauen, die bis zu diesem Zeitpunkt noch kein Wahlrecht hatten, ebenfalls an der Abstimmung teilnehmen sollten. Um die Rechtmäßigkeit des Referendums nicht zu gefährden, einigte man sich darauf, dass Frauen ihre Stimme in von Männerstimmen getrennte Urnen werfen sollten, dass die Stimmen der Frauen getrennt ausgezählt aber nicht dem rechtlich bindenden Abstimmungsergebnis hinzugerechnet werden sollten. Am 27. Februar 1963 verabschiedete der Schah ein Dekret, mit dem die iranischen Frauen das allgemeine und freie Wahlrecht erlangten.

Die ursprünglichen 6 Punkte der Weißen Revolution umfassten[1]:

  1. Abschaffung des Feudalsystems und Verteilung des Ackerlandes von Großgrundbesitzern an Bauern
  2. Verstaatlichung aller Wälder und Weideflächen
  3. Privatisierung staatlicher Industrieunternehmen zur Finanzierung der Entschädigungszahlungen an die Großgrundbesitzer
  4. Gewinnbeteiligung für Arbeiter und Angestellten von Unternehmen
  5. Allgemeines Wahlrecht für Frauen
  6. Bekämpfung des Analphabetentums durch den Aufbau eines Hilfslehrerkorps

Trotz der überwältigenden Zustimmung der Iraner im Referendum vom 26. Januar 1963 lehnten die Kleriker die Weiße Revolution weiter ab. Der schärfste Gegner der angestrebten Reformen war Ruhollah Chomeini. Am 3. Juni 1963 griff Chomeini während der Aschura-Feierlichkeiten den Schah in einer Rede in Qoms Faizieh Schule indirekt an, indem er seine Rede gegen den Tyrannen unserer Zeit richtete. Die am 5. Juni 1963 erfolgte Verhaftung Khomeinis führte zu gewalttätigen Demonstrationen in Qom, Shiraz, Mashhad und Teheran. Trotz erheblicher Widerstände des Klerus setzte der Schah seine Reformpläne durch, die 1963 von der Mehrheit der Bevölkerung auch unterstützt wurden[2].

In späteren Jahren wurden die Reformen der Weißen Revolution um folgende Punkte erweitert[3]:

  1. Einrichtung eines Versorgungssystems für die unentgeltliche medizinische Betreuung (1964)
  2. Entwicklung der Landwirtschaft (1964)
  3. Einrichtung von Schiedsgerichten (1964)
  4. Verstaatlichung von Flüssen und Seen (1967)
  5. Wiederaufbauprogramm für Städte undländliche Gebiete (1967)
  6. Reorganisierung der staatlichen Verwaltungsstellen sowie Dezentralisierung des Erziehungswesens (1967)
  7. Mitarbeiterbeteiligung an staatlichen und privaten Unternehmen (1975)
  8. Preisüberwachung (1975)
  9. Kostenlose Ausbildung und kostenlose Schulspeisung für alle Kinder vom Kindergarten bis zur 6. Klasse Grundschule (1975)
  10. Kostenlose Nahrungsergänzungsmittel für schwangere Frauen und Kleinkinder bis zum 3. Lebensjahr (1975)
  11. Einführung eines nationalen Sozialhilfesystems (1975)
  12. Preiskontrolle für Grundstücke (1977)
  13. Veröffentlichung der Einkommen hoher Regierungsbeamter und deren Frauen und Kinder (1977)

Der erste Schritt der Landreform, einer Umverteilung des Landes von Großgrundbesitzern an kleinere Landarbeiter, wurde im eigentlichen Sinne schon Ende der 50er Jahre begonnen. Insbesondere der Schah vergab mehr als 500.000 Hektar Land an mehr als 30.000 besitzlose Familien. [4] Unter Mohammad Mossadegh kam die Landverteilung kurzzeitig zum Stillstand.

Quellen

  1. Gholam Reza Afkhami: The life and times of the Shah. UC Press 2009. S. 231.
  2. Gholam Reza Afkhami: The life and times of the Shah. UC Press 2009. S. 237.
  3. Gholam Reza Afkhami: The life and times of the Shah. UC Press 2009. S. 601.
  4. Gérard de Villiers: Der Schah. Seite 460

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