- Beckmesserei
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Ein Beckmesser ist ein kleinlicher, pedantischer Kritiker, nach dem Nürnberger Meistersinger und Schreiber Sixtus Beckmesser in Richard Wagners Oper Die Meistersinger von Nürnberg von 1867.
Die Figur des Beckmesser lehnt sich an den historischen Sixt Beckmesser, den die Nürnberger Meistersinger zu den zwölf Alten Meistern zählten. Dieser lebte wohl (historische Zeugnisse fehlen) im 15. Jahrhundert in Nürnberg.
Die Figur des Beckmesser in Wagners Oper
Die Figur des Beckmesser gilt als Parodie auf den Wiener Musikschriftsteller Eduard Hanslick, der ein heftiger Kritiker der Musik Wagners war und folgerichtig auch später an den Meistersingern keinen Gefallen fand. Im zweiten Entwurf der Oper hatte Beckmesser noch den vielsagenden Namen Veit Hanslich. Dieser Auffassung widerspricht allerdings die Tatsache, dass Wagner die Figur in allen ihren späteren Zügen bereits in seiner ersten Skizze von 1845 angelegt hatte, als er Eduard Hanslick noch gar nicht kannte. Jedoch überlegte Wagner kurz, die Figur "Hans Lick" zu nennen.
Dagegen wurde und wird Beckmesser verschiedentlich als antisemitische Karikatur gesehen: Wagner habe versucht, in Beckmessers missglückten Liedern jüdischen Synagogengesang zu parodieren. Der Vorwurf des Antisemitismus, der u. a. von Theodor W. Adorno erhoben wurde, ist wiederholt Thema wissenschaftlicher Symposien auch in Bayreuth gewesen. In neuerer Zeit hat vor allem Walter Jens versucht, die Figur des Beckmesser zu rehabilitieren, der ein notwendiges Gegengewicht zu Sachs und Stolzing verkörpere: „Der Stadtschreiber hat auf der Bühne zu bleiben, er wird noch gebraucht!“ Diese Forderung ist verschiedentlich aufgegriffen worden und hat in einigen Regiearbeiten ihren Niederschlag gefunden.
Davon abgesehen ist die Figur des Beckmesser deutlich verwandt mit Shakespeares Malvolio in der Komödie Was ihr wollt. Beckmesser gleicht in vielem bis in Handlungsdetails Malvolio, hier wie dort wird einem Außenseiter und Sonderling übel mitgespielt.
Wagner hat Beckmesser als streng regelkonformen, akademisch konservativen und an den Buchstaben der Vorschriften klebenden Charakter gezeichnet, der zu eigener künstlerischer Leistung und Kreativität nicht fähig ist. Er versucht unverändert seine einmal gefundene Melodie beizubehalten und zwingt ihr später auch den von ihm entwendeten Text seines Konkurrenten Walther von Stolzing auf, den er nicht versteht und fehlerhaft entstellt übernimmt.
Redensart
Aus der Bezeichnung Beckmesser entstanden die Beckmesserei (1920er Jahre) und das Verb beckmessern (Mitte 20. Jh.). Der Begriff der Beckmesserei gilt bis heute als Metapher für beflissene und engstirnige Regelgläubigkeit.
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