Theodor W. Adorno

Theodor W. Adorno
Theodor W. Adorno (1964)

Theodor W. Adorno (* 11. September 1903 in Frankfurt am Main; † 6. August 1969 in Visp, Schweiz; eigentlich Theodor Ludwig Wiesengrund) war ein deutscher Philosoph, Soziologe, Musiktheoretiker und Komponist.

Adorno ist ein Sozialphilosoph in der Tradition von Hegel, Marx und Freud. Mit seiner Gesellschaftskritik gilt er neben Max Horkheimer als einer der Begründer und Hauptvertreter der unter den Bezeichnungen Frankfurter Schule beziehungsweise Kritischer Theorie weit über ihre Fachgebiete hinaus bekannt gewordenen sozialphilosophischen Denkrichtung des 20. und 21. Jahrhunderts.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Adorno-Denkmal von Vadim Zakharov in Frankfurt am Main
Deutsche Briefmarke von 2003 zum 100. Geburtstag

Grundgedanken und Hauptwerke

Rolf Wiggershaus, der Chronist der Frankfurter Schule, bezeichnet in seiner Einführung zu Adornos Denken dessen „Philosophie des Nichtidentischen“ als den Horizont seiner kritischen Gesellschaftstheorie.[1]

Die Philosophie des Nichtidentischen wendet sich sowohl gegen Ursprungsphilosophie (die ein Erstes – Geist oder Materie – voraussetzt) als auch gegen Subjektphilosophie (die das Objekt als ein dem Subjekt Unterworfenes oder Nachgeordnetes denkt). Objekt hat verschiedene Bedeutungen bei Adorno: andere Subjekte, Natur, Dinge, Verdinglichtes. Das Subjekt ist als bewusstes Wesen für Adorno zugleich Teil des ihm gegenüberstehenden Naturzusammenhangs, den es im eigenen Bewusstsein hat, aber als etwas anderes erkennt. Mit dem Verweis auf das mit dem Subjekt nicht Identische plädiert Adorno für ein anderes Verhältnis zur eigenen und äußeren Natur, das nicht mehr durch Verfügung und Herrschaft bestimmt ist, sondern durch Versöhnung und Anverwandlung.[2] Für letzteres bemüht Adorno häufig den Begriff Mimesis.

Adornos Kritik der gesellschaftlichen Verhältnisse und ihrer Ideologie richtet sich gegen die „verwaltete Welt“ (ein Synonym für den nachliberalen Spätkapitalismus) und die „Kulturindustrie“. Beiden wohne die Tendenz zur Liquidation des Individuums und alles Abweichenden inne, mit anderen Worten: der Beseitigung oder Unterwerfung des Nichtidentischen und Nichtverfügbaren. Im Rahmen des verordneten Konsums und der organisierten Ausfüllung der arbeitsfreien Zeit „durch Kulturindustrie, Technikbegeisterung und Sport“ erfolge eine „restlose Erfassung der Menschen bis in ihr Innenleben hinein“.[3] Durchgängig ist Adornos negativer Bezug auf die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse. Auf ein positives Wort wartete schon Thomas Mann 1952 vergebens. Er kritisierte die Negativität des Adornoschen Denkens: „Gäbe es nur je ein positives Wort bei Ihnen, Verehrter, das eine auch nur ungefähre Vision der wahren, der zu postulierenden Gesellschaft gewährte! Die Reflexionen aus dem beschädigten Leben ließen es daran, nur daran, auch schon fehlen. Was ist, was wäre das Rechte?“[4]

Adornos Kritische Theorie ist nach dem Germanisten Gerhard Kaiser wesentlich „ästhetische Theorie“: in seiner posthum erschienenen Ästhetik würden alle Motive seines Denkens enggeführt.[5] Die Zentrierung der Kritischen Theorie auf die Ästhetik sieht Kaiser darin begründet, dass Adorno in der Kunst den „authentischen Ausdruck des Leidens an der hoffnungslosen und ausweglosen gesellschaftlichen Wirklichkeit“ wahrnehme. Adornos Satz - „In jedem genuinen Kunstwerk taucht etwas auf, was es nicht gibt“[6] - verweist auf ein Glücksversprechen (Stendhals promesse du bonheur), das als „Totalnegation der gegebenen Wirklichkeit“ gelesen werden kann.[7] Glück gibt es nur „als Erscheinung, die eschatologisch der Erfüllung harrt“.[8] Wichtige Anregungen seines ästhetischen Denkens verdankt Adorno dem befreundeten Walter Benjamin, der „in allen seinen Phasen [...] den Untergang des Subjekts und die Rettung des Menschen zusammengedacht“ habe.[9] Beide sehen im Lichte einer „inversen Theologie“ das verdinglichte, verkehrte Leben aus der Perspektive des erlösten.[10]

Als Philosoph und Sozialforscher repräsentierte Adorno neben Horkheimer als „zweiter Meisterdenker der Frankfurter Schule“[11] das Frankfurter Institut für Sozialforschung. Wegen seiner schonungslosen Kritik am „Verblendungszusammenhang der bürgerlichen Gesellschaft“, der Auschwitz ermöglicht habe, gilt er als einer der theoretischen Väter der deutschen Studentenbewegung.

Hauptwerke:

Frühe Frankfurter Jahre (1903–24)

Theodor ("Teddie") W. Adorno war das einzige Kind des Weingroßhändlers Oscar Alexander Wiesengrund (1870-1946) und der Offizierstochter Maria Barbara Calvelli-Adorno (1865-1952). Die Mutter war korsisch-italienischer Herkunft und hatte als ausgebildete Sängerin auch am kaiserlichen Hof in Wien Erfolge. Sein Vater stammte aus einer jüdischen Familie und konvertierte später zum Protestantismus, bevor er die katholische Maria Barbara heiratete.

Aufgewachsen ist Theodor Wiesengrund Adorno in derselben Straße, in der Arthur Schopenhauer lange lebte: der Schönen Aussicht. Sein Geburtshaus stand in der Nr. 9, in der Schönen Aussicht 7 betrieb sein Vater eine Weinhandlung.

Adorno wurde katholisch getauft, empfing die Erstkommunion, ließ sich jedoch später unter dem intellektuellen Einfluss seines Religionslehrers evangelisch konfirmieren. Ein engeres Verhältnis zum Judentum seiner väterlichen Vorfahren gewann Theodor erst unter dem Eindruck des Völkermords an den Juden, wohl auch beeinflusst durch seine späte Freundschaft mit Gershom Scholem. Aus dem Doppelnamen seiner Mutter wählte er später als Hauptnamen Adorno, während das „Wiesengrund“ des Vaters in der Emigration zu „W.“ verkürzt wurde. Schon vor 1933 nannte er sich Wiesengrund-Adorno.

Bei seiner im Haus der Familie lebenden Tante, der Sängerin und Pianistin Agathe Calvelli-Adorno, erlernte Adorno das Klavierspiel. Die Musik bildete den kulturellen Mittelpunkt der kosmopolitisch ausgerichteten und großbürgerlichen Familie. So zog seine Mutter mit der Partie des Waldvögleins aus Richard Wagners Oper Siegfried durch Europa. Adorno wurde mit einem Großteil der kammermusikalischen und symphonischen Literatur durch das Vierhändigspielen vertraut gemacht. Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass sich seine musikalische Kompetenz sehr früh ausbildete.[12]

Im Kaiser-Wilhelms-Gymnasium (heute Freiherr-vom-Stein-Schule) in Frankfurt trat er als brillanter Schüler hervor: Mit 17 Jahren, nachdem er zwei Klassen übersprungen hatte, bestand er 1921[13] das Abitur als Jahrgangsbester.

Neben der Schule nahm er bei Bernhard Sekles Privatunterricht in Komposition. 1923 beteiligte er sich an der Aufführung eines eigenen Streichquartetts. Gemeinsam mit seinem 14 Jahre älteren Freund Siegfried Kracauer las er Kants Kritik der reinen Vernunft: „Nicht im leisesten übertreibe ich, wenn ich sage, daß ich dieser Lektüre mehr verdanke als meinen akademischen Lehrern.“

Schon früh wurde also deutlich, dass Adorno hochbegabt war. Die Kant-Episode bestätigt die Aussagen der Umgebung, dass er ein hervorragendes Gedächtnis hatte, mit dem er ganze Bücher aufnehmen konnte. Er erlernte sehr schnell Fremdsprachen, Latein, Griechisch, Französisch und in der Emigration Englisch. Damit waren alle Konfliktfelder angelegt, die eine solche Begabung mit sich bringen kann: Hochmut des Begabten, Ungeduld mit weniger Begabten und damit die Schwierigkeit, zu erkennen, dass die eigenen Arbeiten andere überfordern können, sowie Neid der Anderen, zu dem sich in Adornos Fall noch Antisemitismus mischte. Adorno war im Gymnasium sich steigernden Quälereien ausgesetzt und hat diese Erlebnisse später in den Minima Moralia verarbeitet.

An der Universität Frankfurt belegte er ab 1921 Philosophie, Musikwissenschaft, Psychologie und Soziologie. Das Studium absolvierte er sehr zügig: Ende 1924 schloss er es mit einer Dissertation über Edmund Husserlsumma cum laude“ ab; die Arbeit, die er im Geist seines Lehrers Hans Cornelius abfasste, enthielt reine Schulphilosophie, die noch kaum etwas von Adornos späterem Denken ahnen ließ. Inzwischen war er seinen wichtigsten intellektuellen Weggefährten begegnet: Max Horkheimer und Walter Benjamin.

Aufenthalt in Wien (1925–26)

Bereits während der Frankfurter Studienzeit publizierte Adorno zahlreiche Artikel als Musikkritiker. Die Bekanntschaft mit Alban Berg, dessen Oper Wozzeck er 1924 kennenlernte, nutzte er ab Januar 1925 zu einem „Aufbaustudium“ in Komposition an dessen Wirkungsstätte in Wien. Sein Klavierspiel ergänzte er gleichzeitig bei Eduard Steuermann, dem maßgeblichen Pianisten der Zweiten Wiener Schule, der die meisten Klavierwerke Schönbergs uraufgeführt hat. Auch zu den beiden anderen Protagonisten der Zweiten Wiener Schule bahnte er Beziehungen an: zu Arnold Schönberg und Anton von Webern. Vor allem Schönbergs revolutionäre Atonalität, aber auch seine Zwölftonkompositionen, spielten für Adorno bei der Entfaltung seiner Philosophie der neuen Musik eine entscheidende Rolle. Schönberg zeigte sich allerdings von den Versuchen einer sozialphilosophischen Deutung seiner Musik wenig beeindruckt. An der Krolloper verfolgte Otto Klemperer Opern-Pläne, in denen Wiesengrund-Adorno eigene Vorstellungen realisiert fand. Zur Uraufführung des Wozzeck begleitete er im Dezember 1925 Berg nach Berlin.

Auch wenn Adorno vor 1945 immer komponiert hat, waren die Jahre um seinen Wiener Aufenthalt doch die kompositorisch intensivsten. Unter seinen Kompositionen machen eine Reihe von Klavierliederzyklen den umfangreichsten, auch den gewichtigsten Teil aus. Daneben hat er Orchesterstücke, Kammermusik für Streicher und A-cappella-Chöre komponiert und französische Volkslieder bearbeitet, später, in der Emigration, auch Klavierstücke von Schumann für kleines Orchester instrumentiert.

1926 wurden die Zwei Stücke für Streichquartett, op. 2, durch das Kolisch-Quartett uraufgeführt. Alban Berg stellte daraufhin seinen Schüler als vollgültigen Vertreter der Zweiten Wiener Schule dem Schuloberhaupt Schönberg vor. Nur die Sechs kurzen Orchesterstücke, op. 4, deren Partitur 1968 bei Ricordi in Mailand erschienen ist, sind zu Adornos Lebzeiten gedruckt worden. Gespielt wurde der Komponist Wiesengrund-Adorno vor 1933 gelegentlich, erst seit den fünfziger Jahren häufiger.

Dirigenten wie Gary Bertini, Michael Gielen, Giuseppe Sinopoli und Hans Zender setzten sich für den Komponisten Adorno ebenso ein wie Walter Levin mit dem LaSalle String Quartet. Die Pianistin Maria Luisa Lopez-Vito hat seit 1981 die Klavierstücke Adornos nach und nach bei Konzerten in Palermo, Bozen, Berlin, Hamburg und an anderen Orten uraufgeführt. Frühe Streichquartette wurden vom Neuen Leipziger Streichquartett, Streichtrios vom Freiburger trio recherche uraufgeführt. Unter dem schwachen Echo, das seine Kompositionen fanden, hat Adorno gelitten. Diese Enttäuschung dürfte dazu beigetragen haben, dass er allmählich seine Ambitionen als Komponist zugunsten einer Laufbahn als akademischer Lehrer der Philosophie und Soziologie zurückstellte.

Von 1928 bis 1931 war er leitender Redakteur der musikalischen Avantgarde-Zeitschrift Anbruch. Seine Konzert- und Opernkritiken, die er bis 1933 weiterhin schrieb, waren von Anfang an philosophisch ausgerichtet.

Wiesengrund-Adornos Wiener Zeit stand unter dem Eindruck von Karl Kraus, dessen Lesungen er zusammen mit Alban Berg besuchte, und, in geringerem Maß, von Georg Lukács, dessen „Theorie des Romans“ bereits den Abiturienten begeistert hatte. Dessen Geschichte und Klassenbewußtsein wurde für seine Marx-Rezeption wichtig. Mit dem Prager Schriftsteller und Musiker Hermann Grab verband ihn in dieser Zeit eine enge Freundschaft.

Mittlere Frankfurter Jahre (1926–34)

Zurück aus Wien, musste Wiesengrund-Adorno zunächst einen weiteren Misserfolg hinnehmen. Eine umfangreiche philosophisch-psychologische Abhandlung Der Begriff des Unbewußten in der transzendentalen Seelenlehre, gegen die sein Doktorvater Hans Cornelius und auch dessen Assistent Max Horkheimer Bedenken hatten, zog er daraufhin Anfang 1928 als Habilitationsschrift zurück. Auch in dieser Arbeit hatte Wiesengrund-Adorno noch den Standpunkt der Cornelius'schen Version des transzendentalen Idealismus vertreten. In der Schlussbetrachtung dieser ersten Habilitationsschrift kündigte sich mit seiner Kritik der vitalistischen und irrationalistischen Lehren vom Unbewussten bereits der Übergang seiner Philosophie zum Materialismus an, den er, von Walter Benjamin beeinflusst, entwickelte.

Drei Jahre später erhielt Wiesengrund-Adorno die Venia legendi. Mit dem Manuskript Kierkegaard – Konstruktion des Ästhetischen habilitierte er sich bei dem evangelischen Theologen Paul Tillich. Die Arbeit war als Buch dem Soziologen und Freund Siegfried Kracauer gewidmet.

Seit den späten zwanziger Jahren war Berlin zunehmend wichtig für Wiesengrund-Adorno geworden. Hier lebte die promovierte Chemikerin Margarete Karplus („Gretel“), die er 1923 in Frankfurt kennengelernt hatte und die er 1937 in London heiratete. Die für ihn bedeutenden Philosophen Walter Benjamin und Ernst Bloch lebten ebenso in Berlin wie Kurt Weill, Hanns Eisler und Bertolt Brecht, denen er dort begegnete.

Seine Antrittsvorlesung als Privatdozent der Universität Frankfurt im Mai 1931 handelte von der „Aktualität der Philosophie“. Auf diese Vorlesung hatte sich Adorno später nicht mehr bezogen. Aus seinem Nachlass zum ersten Mal erschienen, zeigte der Text viele Gedanken, die in sein späteres Gesamtwerk eingingen. Darin wurde z.B. erstmals ausdrücklich der Begriff der Totalität in Frage gestellt, was bereits auf sein gegen Hegel gerichtetes Diktum Das Ganze ist das Unwahre hindeutete, das später zu einer Art Schibboleth der Adornoschen Philosophie werden sollte. Vom Positivismus und von der Philosophie Heideggers grenzte er sich in seiner Antrittsvorlesung eindeutig ab. Zu den ersten Lehrveranstaltungen Adornos gehörte auch ein Seminar über Benjamins Abhandlung Ursprung des deutschen Trauerspiels. 1932 veröffentlichte er im ersten Heft der Zeitschrift für Sozialforschung, die Horkheimer herausgab, den Aufsatz Zur gesellschaftlichen Lage der Musik.

Adornos Lehrtätigkeit endete mit dem Wintersemester 1933. Das nationalsozialistische Regime entzog ihm im Herbst die Befugnis zur akademischen Lehre wegen seiner väterlicherseits jüdischen Abstammung. Wie viele andere Intellektuelle seiner Zeit erwartete er keine lange Dauer des neuen Regimes und räumte rückblickend ein, dass er die politische Lage 1933 völlig falsch beurteilt hatte.[14] Er machte sich anfangs sogar noch Hoffnung auf den Posten eines Musikkritikers bei der Vossischen Zeitung. In der Zeitschrift Musik glossierte er das von den Nationalsozialisten durchgesetzte Verbot des „Negerjazz“ dahingehend, dass das Dekret nachträglich sanktioniere, was sich musikalisch bereits vollzogen habe. Auch lobte er 1934 Männerchöre, die vertonte Gedichte von Hitlers Jugendführer Baldur von Schirach sangen.[15] Im Wintersemester 1962/63 von der Frankfurter Studentenzeitung Diskus mit diesen Veröffentlichungen konfrontiert, bedauerte er in einem offenen Brief seine „dumm-taktischen Sätze“, die der Torheit dessen geschuldet seien, „dem der Entschluß zur Emigration unendlich schwer fiel“.[16]

Oxford (1934–37)

Als "Halbjude" war ihm noch Bewegungsspielraum gelassen. Er ging nach Großbritannien und plante, mit einer Arbeit über die Philosophie Edmund Husserls in Oxford den akademischen Grad „Ph.D.“ zu erwerben. Das Werk ist erst 1956 unter dem Titel Zur Metakritik der Erkenntnistheorie erschienen. Um sein Leben finanzieren zu können, musste Wiesengrund-Adorno regelmäßig nach Deutschland zurückkehren, da die Devisenbestimmungen nur die Ausfuhr geringer Beträge erlaubten. Er traf dort neben Freunden seine Eltern und seine Verlobte.

1936 erschien in der Zeitschrift für Sozialforschung unter dem Pseudonym Hektor Rottweiler die Arbeit „Über Jazz“, weniger eine Auseinandersetzung mit dieser besonderen Musikrichtung, als vielmehr Adornos erste prinzipielle Polemik gegen die aufkommende Unterhaltungs- und Kulturindustrie.

Während dieser Zeit unterhielt er einen intensiven Briefwechsel mit dem bereits im amerikanischen Exil lebenden Max Horkheimer, der ihm das Angebot machte, in den USA eine existenzsichernde wissenschaftliche Tätigkeit in seinem Institut für Sozialforschung aufzunehmen.

Emigrant in den USA (1938–49)

Etwa ab seiner Übersiedlung in die USA nahm der Wissenschaftler den Namen Theodor W. Adorno an, unter dem er seitdem veröffentlichte. In Brüssel verabschiedete er sich von den Eltern, die 1939 nachkommen konnten, und in San Remo von Walter Benjamin, mit dem er den brieflichen Gedankenaustausch intensivierte.

In New York wurde Adorno Mitarbeiter an Horkheimers Institute for Social Research. Er leitete ein Forschungsprojekt zur Massenkommunikation, den musikalischen Teil des Princeton Radio Research Projects, das der österreichische Soziologe Paul Lazarsfeld gegründet hatte. Adorno berichtete in Wissenschaftliche Erfahrungen in Amerika von skurrilen Methoden: Probanden stimmten per Knopfdruck über Gefallen oder Nichtgefallen von Musik ab, die Ergebnisse wurden zusammengezählt. So war kaum etwas über die Musiksoziologie zu ermitteln, dies war aber auch gar nicht der Zweck der Studie. Vielmehr war die Frage, wie man Hörer möglichst lange am Radio hält, damit sie möglichst viele Werbesendungen aufnehmen. Dies musste zu Differenzen zwischen dem nüchtern analytischen Empiriker Lazarsfeld und Adorno führen und zur Beendigung des Forschungsauftrages. Adorno sah diese Erlebnisse aber nicht als negativ an, vielmehr hat dies zu einer geistigen Auseinandersetzung mit Sinn und Methoden der Sozialforschung geführt (Positivismusstreit) sowie mit Musik und Hörern. Auf dieser Tätigkeit basierte Adornos umfangreichste Untersuchung in englischer Sprache: die unter dem Titel Current of Music zusammengefassten Studien, die von Robert Hullot-Kentor rekonstruiert und innerhalb der Nachgelassenen Schriften veröffentlicht worden sind. Seit 1941 arbeitete Adorno in Los Angeles eng mit Horkheimer zusammen.

In Kalifornien trafen sich viele deutsche Emigranten wieder, und die besondere Situation verschärfte schon vorher latent oder offen bestehende Konflikte, z. B. mit den Moskau-treuen Bloch und Eisler.

In Los Angeles entstand als Gemeinschaftsarbeit von Adorno und Horkheimer unter Mithilfe von Adornos Frau, Gretel Adorno, die Dialektik der Aufklärung mit dem Untertitel Philosophische Fragmente, das Hauptwerk der Kritischen Theorie, erstmals veröffentlicht in Amsterdam 1947. Angesichts des an den Juden – und anderen – verübten Massenmords legten die beiden Autoren eine Geschichtsphilosophie der Gesellschaft nach Auschwitz vor, die über die marxistische Lehre des dialektischen und historischen Materialismus hinausging und eine grundsätzliche Kritik der Aufklärung darstellte, deren Fortschrittsoptimismus obsolet geworden sei. Die industrielle Massenvernichtung führte für Adorno und Horkheimer zum Zusammenbruch der bisherigen Kultur. Auch die Philosophie war davon betroffen.

Die ersten Sätze des Buches fassen die Diagnose der Autoren zusammen:

„Seit je hat Aufklärung im umfassendsten Sinn fortschreitenden Denkens das Ziel verfolgt, von den Menschen die Furcht zu nehmen und sie als Herren einzusetzen. Aber die vollends aufgeklärte Erde strahlt im Zeichen triumphalen Unheils.“

Für Adorno war es seither „ungewiß, ob Philosophie, als Tätigkeit des begreifenden Geistes“, überhaupt noch an der Zeit sei. „Für Kontemplation scheint es zu spät. Was in seiner Absurdität zutage liegt, sträubt sich gegens Begreifen.“ So kulminiert die Negative Dialektik, Adornos erst nach seiner Rückkehr nach Deutschland verfasstes Spätwerk, denn auch in der Aufstellung eines neuen kategorischen Imperativs, den „Hitler den Menschen aufgezwungen“ habe: „Ihr Denken und Handeln so einzurichten, daß Auschwitz nicht sich wiederhole, nichts Ähnliches geschehe.“ Wenn Adorno sich nach 1945 nicht mehr als Komponist betätigte, dann entsprach er damit auf eigene Weise seinem so unerbittlichen wie berühmt gewordenen Wort: „Kulturkritik findet sich der letzten Stufe der Dialektik von Kultur und Barbarei gegenüber: nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch, und das frisst auch die Erkenntnis an, die ausspricht, warum es unmöglich ward, heute Gedichte zu schreiben.“

Dahinter steht neben dem Grauen sicherlich auch das ungute Gefühl, selbst als einer der wenigen der Vernichtung entronnen zu sein („Überlebensschuld“). Nach Verarbeitung der Geschehnisse kam Adorno später zu einer anderen Formulierung: „Das perennierende Leiden hat soviel Recht auf Ausdruck wie der Gemarterte zu brüllen; darum mag falsch gewesen sein, nach Auschwitz ließe kein Gedicht mehr sich schreiben. Nicht falsch aber ist die minder kulturelle Frage, ob nach Auschwitz noch sich leben lasse“. Die Briefe Adornos zeigen, wie sehr ihn der industrielle Massenmord bedrückt hat.

In den 40er-Jahren schrieb Adorno die Philosophie der neuen Musik. Gemeinsam mit Hanns Eisler, den er schon seit 1925 kannte, hatte er 1944 das Buch Komposition für den Film geschrieben, das zunächst 1949 unter dem Titel Composing for the films auf Englisch erschien, mit Eisler als alleinigem Autor. Adorno war es aus verschiedenen Gründen unangenehm, als Co-Autor genannt zu werden, erst in den 1960er-Jahren bekannte er sich zu dieser gemeinsamen Arbeit.[17]

Ebenfalls arbeitete er an einem gemeinsam von der University of Berkeley und dem Institut für Sozialforschung betriebenen großangelegten Forschungsprojekt zum Thema Antisemitismus. Auf dieses Projekt geht die 1950 veröffentlichte soziologische Studie The Authoritarian Personality (Die autoritäre Persönlichkeit) zurück, die den Zusammenhang von Autoritätsgläubigkeit und Faschismus untersucht. Die von Adorno verfassten Teile sowie die von ihm und den beteiligten Autoren gemeinsam verfasste Einleitung, ferner das Kapitel über die F-Skala ließ er von Milli Weinbrenner, einer Mitarbeiterin des Instituts, übersetzen; erst posthum erschienen diese Texte unter dem Titel Studien zum autoritären Charakter (1973) in der Bundesrepublik Deutschland.

In Adornos Aufenthaltszeit in den USA fällt auch seine Namensänderung bzw. -verkürzung. Bei der Einbürgerung im kalifornischen Exil verzichtete er auf die ausgeschriebene Form von Wiesengrund und macht den seit Beginn seiner publizistischen Tätigkeit gebrauchten Namenszusatz Adorno zum Haupt-Nachnamen.[18]

Späte Frankfurter Jahre (1949–69)

„Institut“ und „Adorno-Ampel“ an der „Senckenberganlage“ in Frankfurt am Main

„Im Spätherbst 1949 ging ich nach Deutschland zurück und war jahrelang ganz festgehalten vom Wiederaufbau des Instituts für Sozialforschung, dem Horkheimer und ich damals unsere gesamte Zeit widmeten, und von der Lehrtätigkeit an der Frankfurter Universität.“

Adorno

Neben seiner Tätigkeit als Universitätslehrer für Philosophie und Soziologie und als Direktor des Frankfurter Instituts für Sozialforschung verfasste er bedeutende philosophische Schriften: die Bücher über Husserl und Hegel, die Negative Dialektik und die Fragment gebliebene Ästhetische Theorie. Schon in der Emigration entstanden war die Philosophie der neuen Musik, der eine Reihe musikphilosophischer Schriften, wie die Monographien über Wagner, Gustav Mahler und Alban Berg, folgten, mit denen Adorno die Musikphilosophie innerhalb der Philosophie erst eigentlich begründete. Der philosophischen Dechiffrierung von Dichtung waren seine unter dem Titel Noten zur Literatur zusammengefassten Essays gewidmet.

1951 erschien die in der Emigration geschriebene Sammlung von Aphorismen Minima Moralia, die er Max Horkheimer widmete und in denen er Momente der gemeinsamen Philosophie von der subjektiven Erfahrung her festgehalten hatte. 1952 hielt er die Rede: Zur gegenwärtigen Stellung der empirischen Sozialforschung in Deutschland, in der er deren Bedeutung in modifizierter Form für die Kritische Theorie betonte. In dem erstmals 1957 erschienenen Essay Soziologie und empirische Forschung stellte Adorno seine Kritik an der zeitgenössischen Soziologie und empirischen Sozialforschung dar.

Adorno entwickelte kein System, in dem deduktiv ein Gedanke aus dem anderen folgt und alle miteinander eine Einheit bilden. Im Gegenteil, er bestand darauf, dass in einer widersprüchlichen Welt auch das Denken widersprüchlich sein müsse, und somit die Systembildung abzulehnen sei („das Ganze ist das Unwahre“). Er beschäftigte sich weithin mit den Einzelwissenschaften, d.h. er wandte sich soziologischen, psychologischen, musik- und literaturwissenschaftlichen Fragestellungen häufiger als den spezifisch philosophischen zu. Dennoch stellen Adornos Arbeiten nicht einfach Beiträge zu den jeweiligen Spezialwissenschaften dar. Er übte vielmehr immanente Kritik an der Arbeitsteiligkeit, welche in der Geschichte immer mehr einzelne wissenschaftliche Disziplinen von der Philosophie abgespalten und zu gegeneinander abgegrenzten Fächern im Wissenschaftsbetrieb gemacht hat. Reflexion über die gesellschaftlichen Bedingungen der wissenschaftlichen Arbeitsteilung ist derjenige Pol der Adornoschen Philosophie, der ihn zum Kritiker des Positivismus machte, den er weiter fasste als allgemein üblich. Im so genannten Positivismusstreit zwischen Karl Popper und Hans Albert auf der einen Seite und den Vertretern der Frankfurter Schule auf der anderen Seite, der in den 1960er Jahren um Methoden und Werturteile in den Sozialwissenschaften geführt wurde, war Adorno einer der Protagonisten. Von ihm stammte der Begriff Positivismusstreit, der von den Kontrahenten zunächst abgelehnt wurde, sich aber historisch durchgesetzt hat. Es ging – vereinfacht gesagt – darum, ob mit Strichlisten, Statistiken oder Befragungen mehr als Triviales herausgefunden werden kann (dass z. B. Krankheiten in Armenvierteln häufiger auftreten als in reichen Stadtteilen). Und wozu führen Fragebögen, wenn die Befragten noch nicht einmal das Thema der Frage verstehen, geschweige denn die Frage selbst?

Einen anderen Schwerpunkt seines Denkens hat Adorno gern mit der Formulierung Walter Benjamins, des neben Horkheimer ihm wohl am nächsten verwandten Philosophen, gekennzeichnet, derzufolge „das Ewige jedenfalls eher eine Rüsche am Kleid ist als eine Idee“. Nicht vom „Sein des Seienden“ oder ähnlichen Abstraktionen, die durch die Fundamentalontologie und ihre Abwandlungen große Bedeutung in der Philosophie des 20. Jahrhunderts hatten, ist bei Adorno die Rede, der in Heidegger seinen größten philosophischen Gegner sah. Adornos Denken wendet sich häufig gerade dem Unscheinbaren, Undurchsichtigen, dem „Abhub der Erscheinungswelt“ zu, von dem Freud gesprochen hat.

Abgesehen von den im engeren Sinn fachphilosophischen Schriften lässt sich der philosophische Gehalt der Adornoschen Texte nur selten leicht erschließen. Meistens ist er der Analyse des Konkreten verpflichtet, macht Beobachtungen, bildet Begriffe. Konzepte, Formeln und Anweisungen zum Verständnis fehlen. Im Mittelpunkt steht jeweils das Individuum in der zeitgenössischen Gesellschaft. Er legte Wert auf den Primat des Inhaltlichen gegenüber den leer gewordenen Abstraktionen der traditionellen Philosophie. Insbesondere kritisierte er die klassische Erkenntnistheorie, weil in Systemen das Individuelle und Nichtidentische verstümmelt werde, statt es zu begreifen. Wenn man nicht hinter Kant und Hegel zurückfallen wolle, müsse Philosophie Kritik sein. Entsprechend ist die „Negative Dialektik“ ein „Antisystem“, das negativ ist, weil es Widersprüche aufdeckt, und dialektisch, weil es die begriffliche Vermitteltheit der Gegensätze der gesellschaftlich historischen Situation erfasst.

Dennoch hat Adorno an der Philosophie, sogar an Metaphysik im Sinn der Spekulation, die sich nicht nur mit dem Seienden beschäftigt, festgehalten. Nur als Negation, so seine Lehre in der Negativen Dialektik, überdauert dies Bedürfnis, über das Bestehende hinauszudenken. Es „vertritt in der innersten Zelle des Gedankens, was nicht seinesgleichen ist. Die kleinsten innerweltlichen Züge haben Relevanz fürs Absolute.“ Adornos Philosophie führt nicht zu den Ideen Platons. Sie richtet sich gegen Ideologien und metaphysische Gedankengebäude, aber auch gegen die Akzeptanz des Faktischen.

In den letzten Lebensjahren arbeitete er an seiner Asthetik, die nach Gerhard Kaiser „alle Motive seines Denkens engführt“.[19] Sie erschien posthum als Torso 1970 und hebt mit dem Satz an: „Zur Selbstverständlichkeit wurde, daß nichts, was die Kunst betrifft, mehr selbstverständlich ist, weder in ihr noch in ihrem Verhältnis zum Ganzen, nicht einmal ihr Existenzrecht.“[20]

Das Verhältnis zu seinen Studenten war ambivalent: „Mein Seminar gleicht einer Talmudschule – ich schrieb nach Los Angeles, es wäre, wie wenn die Geister der ermordeten jüdischen Intellektuellen in die deutschen Studenten gefahren wären. Leise unheimlich. Aber eben darum, im echten freudschen Sinne, auch wiederum unendlich anheimelnd“ (Brief an Leo Löwenthal). Der unheimliche Aspekt ist der des Fanatischen, den Adorno schon früh bemerkte und als Antwort auf die Verdrängung der jüngsten deutschen Geschichte bezeichnete.

Die letzten Jahre Adornos wurden beherrscht durch Konflikte, in die er durch seine Studenten gezogen wurde, von denen viele bereits auf der Suche nach emanzipatorischen Inhalten zu ihm gestoßen waren und sich nun der Studentenbewegung angeschlossen hatten. 1966 kam es u. a. gegen die Große Koalition von CDU/CSU und SPD zur Bildung einer Außerparlamentarischen Opposition (APO), die vor allem gegen die von der Regierung geplanten Notstandsgesetze demonstrierte. Auch Adorno gehörte zu den entschiedenen Kritikern dieser Gesetze, gegen die er öffentlich auf einer Veranstaltung des Aktionskomitees Demokratie im Notstand Stellung nahm.

Als am 2. Juni 1967 bei einer Berliner Demonstration gegen den Schah-Besuch der Student Benno Ohnesorg von einem Polizisten erschossen wurde, begann sich die APO zu radikalisieren. Es waren nicht zuletzt Schüler Adornos, die den Geist der Revolte repräsentierten und „praktische Konsequenzen“ aus der Kritischen Theorie zu ziehen versuchten. An den Universitäten wurde aus der Gesellschaftskritik eine grundsätzliche Ablehnung der kapitalistischen Gesellschaftsordnung. Provokative Aktionen sollten dazu dienen, die „verkrusteten Strukturen aufzubrechen“.

Die Köpfe der Frankfurter Schule hatten zwar Sympathie mit den studentischen Kritikern (Adorno O-Ton: „Ich habe unmittelbar nach der Ermordung von Ohnesorg meinen Studenten im Soziologischen Seminar gesagt, dass die Studenten heute die Rolle der Juden spielen würden – und ich werde dieses Gefühl nach wie vor nicht los.“), waren aber nicht bereit, deren Aktivitäten vorbehaltlos zu unterstützen. Zum einen hat Adorno immer wieder seine Dankbarkeit gegenüber den westlichen Demokratien geäußert, die ihn als Emigranten gerettet und aufgenommen haben. Durch die Erfahrungen in den USA lernte er eine kapitalistische, damals weitestgehend freie und sozial zumindest akzeptable Umgebung kennen (→New Deal). Zum anderen dürften die Erinnerungen an die Straßenschlachten der Weimarer Republik nachgewirkt haben, sodass das Ende für diejenigen, die weit mehr als nur Spaß und Ulk suchten, nach den Kaufhaus-Brandstiftungen am 2. April 1968 unschwer vorherzusehen war. Die naiv-vorbehaltslose Unterstützung der Studenten für Ho Chi Minh und Mao Zedong konnten ihre Lehrer, die im Gegensatz zu vielen Linken früh schon den leninistischen und stalinistischen Terror als solchen begriffen und ablehnten, kaum teilen.

Damals wollten oder konnten die Studenten dies nicht sehen, und so kehrte zum zweiten Mal das Motiv des Verrats an der Revolution wieder, die Studenten agierten nun gegen ihre einstigen Vorbilder. So wurden auch Adornos Vorlesungen wiederholt von studentischen Aktivisten gesprengt, am spektakulärsten als Hannah Weitemeier und zwei andere Studentinnen mit entblößten Brüsten das Podium besetzten. „Das Gefühl, mit einem Mal als Reaktionär angegriffen zu werden, hat immerhin etwas Überraschendes“, schrieb Adorno mit bitterem Humor an Samuel Beckett. Andererseits waren Adorno und Horkheimer Vorwürfen von rechts ausgesetzt, sie seien die geistigen Urheber der studentischen Gewalt.

Adornos Grab

1969 sah Adorno sich gezwungen, seine Vorlesung einzustellen. Als im Januar einige Studenten in das Institut für Sozialforschung eingedrungen waren, um kategorisch eine sofortige Diskussion über die politische Situation durchzusetzen, riefen die Institutsdirektoren – Adorno und Ludwig von Friedeburg – die Polizei und zeigten die Besetzer an. Adorno, der immer ein Gegner des Polizei- und Überwachungsstaats gewesen war, litt unter diesem Bruch seines Selbstverständnisses. Er musste als Zeuge vor dem Frankfurter Landgericht gegen Hans-Jürgen Krahl, einen seiner begabtesten Schüler, aussagen. Adorno dazu in einem Brief: „Ich sehe nicht ein, warum ich mich zum Märtyrer des Herrn Krahl machen soll, von dem ich mir doch ausdachte, dass er mir ein Messer an die Kehle setzt, um mir diese durchzuschneiden, und auf meinen gelinden Protest erwidert: Aber Herr Professor, das dürfen Sie doch nicht personalisieren“. Mehr noch: Der Traum, die ermordeten Intellektuellen seien in der Nach-Täter-Generation reinkarniert, war geplatzt.

Am Tag nach der Gerichtsverhandlung fuhr er mit seiner Frau in den üblichen Sommerurlaub in die Schweizer Berge nach Zermatt. Ungenügend akklimatisiert, fuhr er mit der Seilbahn in noch größere Höhe. Mit Herzbeschwerden wurde er in eine Klinik gebracht und erlag dort am 6. August 1969 einem Herzinfarkt.

Der Pädagoge und Religionsphilosoph Georg Picht schrieb in seinem Nachruf:

„Gesetzt, der Geist hätte nach Auschwitz in Deutschland noch eine Geschichte, so müßte der Tod von Theodor W. Adorno wirken, als ob plötzlich die Uhr still stünde.“

Das Grab von Theodor W. Adorno befindet sich auf dem Frankfurter Hauptfriedhof.

Ehrungen

  • 1954 Arnold-Schönberg-Medaille
  • 1961 Deutscher Kritikerpreis für Literatur
  • 1963 Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt

Rezeption

Adorno-Gedenktafel an seinem Wohnhaus im Frankfurter Westend

Wirkungsgeschichte

Adorno hat zumindest im institutionellen Sinn keine „Schule“ gebildet, obwohl es ihm an Schülern nicht gemangelt hat. Das hatte Auswirkungen, indem sein Lehrstuhl für Philosophie und Soziologie nach seinem Tod aufgeteilt und mit Wissenschaftlern besetzt wurde, die eher entgegengesetzte Positionen vertraten. Das Institut für Sozialforschung wurde nach seinem Tod zu einem vorwiegend empirisch ausgerichteten Forschungsinstitut unter der Geschäftsführung Ludwig von Friedeburgs und Gerhard Brandts.

Das schriftstellerische Werk Adornos wurde von seinem Schüler Rolf Tiedemann bald in umfangreichen Ausgaben herausgegeben: Gesammelte Schriften (1970 ff.) und Nachgelassene Schriften (1993 ff.), die im Frankfurter Suhrkamp Verlag erschienen. Tiedemann schildert in einem editorischen Nachwort die Schwierigkeiten, die dadurch entstanden, dass Adorno sich für eine Aufarbeitung seines Werkes gar nicht interessiert habe: „Ihr macht das dann schon“, sei stets die ausweichende Antwort gewesen. Adorno habe es abgelehnt zum „Museumswärter seines eigenen Denkens“ zu werden. Dies und der Rundfunkvortrag „Erziehung zur Mündigkeit“ sowie Kritik an Denkschulen („Jargon der Eigentlichkeit“) lassen den Schluss zu, dass Adorno kein Meister für seine Schüler sein wollte, sondern eher das selbstständige, kritische Denken befördern wollte. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass er bestimmte Texte als „Flaschenpost“ bezeichnete, also als eine Botschaft, deren Dechiffrierung zeitlich, räumlich und in der Person des Finders äußerst unbestimmt in der Zukunft liegt.

Heinz-Klaus Metzger, ein Freund Adornos, gab gemeinsam mit dem Komponisten Rainer Riehn Adornos „Kompositionen“ in 2 Bänden in der Münchner edition text + kritik heraus (1981), Maria Luisa Lopez-Vito die „Klavierstücke“ (2001). 2007 erschien, herausgegeben von Maria Luisa Lopez-Vito und Ulrich Krämer, ein abschließender dritter Band von Adornos "Kompositionen", der neben den Klavierstücken im Nachlass vorhandene, vom Komponisten jedoch verworfene Kompositionen enthält.

Die Stadt Frankfurt stiftete 1976 den Adorno-Preis.

1985 wurde von der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur das Theodor W. Adorno Archiv in Frankfurt a.M. gegründet, in dem der wissenschaftliche und künstlerische Nachlass Adornos mit dem Nachlass Walter Benjamins vereinigt werden konnte. Das Archiv wurde von 1985 bis 2002 von Rolf Tiedemann aufgebaut und geleitet, der auch die Reihe Frankfurter Adorno Blätter, die Erstdrucke Adornoscher Texte mit Diskussionsbeiträgen zu seinem Denken vereinigte, und die „Dialektischen Studien“ herausgab, in denen unzugängliche und neuere Arbeiten aus der Schule bzw. dem Geist Adornos publiziert wurden. 2004 wurde der Benjamin-Nachlass aus dem Theodor W. Adorno Archiv wieder ausgegliedert und in der Archivabteilung der Berliner Akademie der Künste deponiert; der Adorno-Nachlass befindet sich inzwischen im Frankfurter Institut für Sozialforschung.

Zum 100. Geburtstag Adornos im Jahr 2003 wurde in unmittelbarer Nähe zur Frankfurter Universität ein Platz in „Theodor W. Adorno-Platz“ umbenannt und darauf ein Denkmal für den Philosophen eingeweiht (ein Glaskasten mit Stuhl, Schreibtisch und einem darauf befindlichen Metronom; siehe Foto oben). An seinem vormaligen Wohnhaus im Kettenhofweg im Frankfurter Westend, in dem Adorno von 1949 bis 1969 lebte, erinnert außerdem eine Gedenktafel an sein Wirken.

Gegenpositionen

Wissenschaftlich widersprochen wurde Adorno von Karl Raimund Popper und vielen Vertretern der quantitativ orientierten empirischen Sozialforschung. Ralf Dahrendorf vertrat im so genannten Positivismusstreit eine eigene Position zwischen den Kontrahenten, die dem Denken Poppers näher stand als der Frankfurter Schule. Er würdigte jedoch in seinem 2006 erschienenen Werk über Versuchungen der Intellektuellen im 20. Jahrhundert auch Adorno als einen Denker, der mit Abstrichen geradlinig, unabhängig und engagiert, seinen selbst gewählten Weg auf der Grundlage der Vernunft gegangen sei.

Adornos ästhetischem Konzept lag eine klare Vorstellung einer Richtung künstlerischer Entwicklung zugrunde. Diese im popperschen Sinn historizistische Sicht implizierte die Möglichkeit normativer Aussagen darüber, was in der Kunst „vorher“ und „nachher“ stattzufinden hat, was „fortgeschrittener“ und „weniger fortgeschritten“ genannt werden darf und was nicht mehr zulässig sei. Angesichts der Stilvielfalt der Gegenwartskunst wird die Schlüssigkeit einer solchen Fortschritts-Konzeption heute von Autoren wie Manfred Füllsack in Frage gestellt.[21]

Adorno hatte auch einen zwiespältigen Einfluss auf die Schriftsprache der ihm folgenden Theoretiker, denn er vereinigte eine auffällige Gabe der treffenden Formulierung und aphoristischen und gnomischen Zuspitzung mit einem Gelehrtendeutsch des 19. Jahrhunderts, das stark von Hegel beeinflusst war. Zudem hatte Adornos Stil einige Gemeinsamkeiten mit dem wilhelminischen Professorendeutsch: grammatikalisch tadellos geschachtelte Endlossätze, dialektisch jonglierende „zwar-aber“-Konstruktionen, unelastische Verbbehandlung. Karl Popper sprach vom „Schwulst der Neodialektiker“. Eckhard Henscheid hat 1983 in Wie Max Horkheimer einmal sogar Adorno hereinlegte geäußert, dass von allen Mitgliedern der Frankfurter Schule Horkheimer in einem Satz das seinem Verb zugehörige „sich“ am längsten zu verzögern sich vorbehielt.[22]

„Das Eigentümliche bei Adorno ist, dass man nie recht weiß, was er eigentlich will. So geschieht es, dass die hohe Begabung und Denkkraft-Erfordernis in Schlauheit umschlägt, die so fein ziseliert ist wie eine Laubsägearbeit. Aber man kann durch sie sehen.“

Hanns Eisler: 1956, HEGW III/2, S. 347

Bekannte Schüler

Werke

Buchausgaben zu Lebzeiten:

  • Kierkegaard. Konstruktion des Ästhetischen. Tübingen 1933
  • Willi Reich (Hrsg.): Alban Berg. Mit Bergs eigenen Schriften und Beiträgen von Theodor Wiesengrund-Adorno und Ernst Krenek. Wien, Leipzig, Zürich 1937
  • Max Horkheimer / Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente. Amsterdam 1947
  • Philosophie der neuen Musik. Tübingen 1949
  • Theodor W. Adorno / Else Frenkel-Brunswik / Daniel J. Levinson / R. Nevitt Sanford: The Authoritarian Personality. New York 1950, in Deutschland posthum erschienen unter dem Titel Studien zum autoritären Charakter. Frankfurt am Main 1973 (vgl. auch Autoritäre Persönlichkeit)
  • Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben. Berlin, Frankfurt am Main 1950
  • Versuch über Wagner. Berlin, Frankfurt am Main 1952
  • Prismen. Kulturkritik und Gesellschaft. Berlin, Frankfurt am Main 1955
  • Zur Metakritik der Erkenntnistheorie. Studien über Husserl und die phänomenologischen Antinomien. Stuttgart 1956
  • Dissonanzen. Musik in der verwalteten Welt. Göttingen 1956
  • Aspekte der Hegelschen Philosophie. Berlin, Frankfurt am Main. 1957
  • Noten zur Literatur I. Berlin, Frankfurt am Main 1958
  • Klangfiguren. Musikalische Schriften I. Berlin, Frankfurt am Main 1959
  • Mahler. Eine musikalische Physiognomie. Frankfurt am Main 1960
  • Noten zur Literatur II. Frankfurt am Main 1961
  • Einleitung in die Musiksoziologie. Zwölf theoretische Vorlesungen. Frankfurt am Main 1962
  • Max Horkheimer / Theodor W. Adorno: Sociologica II. Reden und Vorträge. Frankfurt am Main 1962
  • Drei Studien zu Hegel. Frankfurt am Main 1963
  • Eingriffe. Neun kritische Modelle. Frankfurt am Main 1963
  • Der getreue Korrepetitor. Lehrschriften zur musikalischen Praxis. Frankfurt am Main 1963
  • Quasi una fantasia. Musikalische Schriften II. Frankfurt am Main 1963
  • Moments musicaux. Neu gedruckte Aufsätze 1928–1962. Frankfurt am Main 1964
  • Jargon der Eigentlichkeit. Zur deutschen Ideologie. Frankfurt am Main 1964
  • Noten zur Literatur III. Frankfurt am Main 1965
  • Negative Dialektik. Frankfurt am Main 1966
  • Ohne Leitbild. Parva Aesthetica. Frankfurt am Main 1967
  • Berg. Der Meister des kleinsten Übergangs. Wien 1968
  • Impromptus. Zweite Folge neu gedruckter musikalischer Aufsätze. Frankfurt am Main 1968
  • Sechs kurze Orchesterstücke op. 4 <1929>. Milano 1968
  • Theodor W. Adorno / Hanns Eisler, Komposition für den Film. München 1969
  • Stichworte. Kritische Modelle 2. Frankfurt am Main 1969

Sammelausgaben:

  • Gesammelte Schriften. Hrsg. von Rolf Tiedemann unter Mitwirkung von Gretel Adorno, Susan Buck-Morss und Klaus Schultz. Bde. 1–20 (in 23 Bdn. geb.). 1. Aufl., Frankfurt am Main 1970–80. – [Rev. Taschenbuch-Ausg.] Frankfurt am Main 1997. – Lizenzausgabe der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft, Darmstadt 1998. – [Revidierte und erweiterte elektronische Ausg. auf CD-ROM:] Digitale Bibliothek 97, Berlin 2003
  • Nachgelassene Schriften. Hrsg. vom Theodor W. Adorno Verlag. Frankfurt am Main 1993 ff. [Bisher erschienen: 10 Bde.]
  • Eine Auswahl. Hrsg. von Rolf Tiedemann. Büchergilde Gutenberg, Frankfurt a.M. 1971. – Lizenzausg. des Deutschen Bücherbundes, Stuttgart 1971
  • Kritik. Kleine Schriften zur Gesellschaft. Hrsg. von Rolf Tiedemann. Frankfurt am Main 1971
  • Philosophie und Gesellschaft. Fünf Essays. Auswahl und Nachwort Rolf Tiedemann. Stuttgart 1984
  • „Ob nach Auschwitz noch sich leben lasse.“ Ein philosophisches Lesebuch. Hrsg. von Rolf Tiedemann. Frankfurt am Main 1997
  • Aufarbeitung der Vergangenheit. Reden und Gespräche. Auswahl und Begleittext von Rolf Tiedemann. München 1999, DerHörVerlag. (AUDIO BOOKS. Stimmen der Philosophie.) 5 CD: ISBN 3-89584-730-5; 2 MC: ISBN 3-89584-630-9.
  • Kompositionen. Hrsg. von Heinz-Klaus Metzger und Rainer Riehn. 2 Bde., München 1980
  • Kompositionen. Bd. 3: Kompositionen aus dem Nachlaß. Hrsg. von Maria Luisa Lopez-Vito und Ulrich Krämer. München 2007
  • Klavierstücke. Hrsg. von Maria Luisa Lopez-Vito, Nachwort von Rolf Tiedemann. München 2001

Wichtige postume Einzelausgaben:

  • Ästhetische Theorie. Hrsg. von Gretel Adorno und Rolf Tiedemann. Frankfurt am Main 1970; 13. Aufl., 1995.
  • Über Walter Benjamin. Hrsg. und mit Anmerkungen versehen von Rolf Tiedemann. Frankfurt am Main 1970. – [Revidierte und erweiterte Ausg.:] Frankfurt am Main 1990.
  • Noten zur Literatur IV. Hrsg. von Rolf Tiedemann. Frankfurt am Main 1974
  • Der Schatz des Indianer-Joe. Singspiel nach Mark Twain. Hrsg. und mit einem Nachwort versehen von Rolf Tiedemann. Frankfurt am Main 1979
  • Beethoven. Philosophie der Musik. Fragmente und Texte. Hrsg. von Rolf Tiedemann. (Nachgelassene Schriften. Hrsg. vom Theodor W. Adorno Archiv. Abt. I, Bd. 1.) Frankfurt am Main 1993. – 2. Aufl., 1994. – [Taschenbuch-Ausg.] Frankfurt am Main 2004
  • Probleme der Moralphilosophie <1963>. Hrsg. von Thomas Schröder. Frankfurt am Main 1996. (Nachgel. Schr., Abt. IV, Bd. 10.)
  • Metaphysik. Begriff und Probleme <1965>. Hrsg. von Rolf Tiedemann. Frankfurt am Main 1998. (Nachgel. Schr., Abt. IV, Bd. 14.)
  • Zur Lehre von der Geschichte und von der Freiheit <1964/65>. Hrsg. von Rolf Tiedemann. Frankfurt am Main 2001. (Nachgel. Schr., Abt. IV, Bd. 13.)
  • Ontologie und Dialektik <1960/61>. Hrsg. von Rolf Tiedemann. Frankfurt am Main 2002. (Nachgel. Schr., Abt. IV, Bd. 7.)
  • Vorlesung über Negative Dialektik. Fragmente zur Vorlesung 1965/66. Hrsg. von Rolf Tiedemann. Frankfurt am Main 2003. (Nachgel. Schr., Abt. IV, Bd. 16.)
  • Zu einer Theorie der musikalischen Reproduktion. Aufzeichnungen, ein Entwurf und zwei Schemata. Hrsg. von Henri Lonitz. Frankfurt am Main 2001. (Nachgel. Schr., Abt. I, Bd. 2.)
  • Traumprotokolle. Hrsg. von Christoph Gödde und Henri Lonitz. Nachwort von Jan Philipp Reemtsma. Frankfurt am Main 2005.
  • Current of Music. Elements of a Radio Theory, hrsg von Robert Hullot-Kentor. Frankfurt am Main 2006.
  • Komposition für den Film. Text der Edition in Band 15 der Gesammelten Schriften, durchgesehen, korrigiert und ergänzt von Johannes C. Gall. Mit einem Nachwort von Johannes C. Gall und einer DVD „Hanns Eislers Rockefeller-Filmmusik-Projekt“, im Auftrag der Internationalen Hanns Eisler Gesellschaft hrsg. von Johannes C. Gall. Frankfurt am Main 2006.

Briefwechsel

  • Theodor W. Adorno – Walter Benjamin: Briefwechsel 1928–1940
  • Theodor W. Adorno – Alban Berg: Briefwechsel 1925–1935
  • Theodor W. Adorno – Max Horkheimer: Briefwechsel 1927–1937
  • Theodor W. Adorno – Max Horkheimer: Briefwechsel 1938–1944
  • Theodor W. Adorno – Max Horkheimer: Briefwechsel 1945–1949
  • Theodor W. Adorno – Max Horkheimer: Briefwechsel 1950–1969
  • Theodor W. Adorno – Thomas Mann: Briefwechsel 1943–1955
  • Theodor W. Adorno – Heinz-Klaus Metzger: Briefwechsel 1954–1967
  • Theodor W. Adorno – Siegfried Kracauer: Briefwechsel 1923–1966
    • (alle Suhrkamp, Frankfurt am Main)
  • Theodor W. Adorno - Lotte Tobisch: Der private Briefwechsel (1962-1969)
    • Verlag Droschl, Graz 2003
  • Theodor W. Adorno - Harald Kaufmann: Briefwechsel 1967-1969
    • in: Harald Kaufmann, Von innen und außen. Schriften über Musik, Musikleben und Ästhetik Hg. v. Werner Grünzweig und Gottfried Krieger. Wolke, Hofheim 1993, S. 261 - 300.

Kompositionen

  • Vier Gedichte von Stefan George für Singstimme und Klavier, op. 1 (1925-1928)
  • Zwei Stücke für Streichquartett, op. 2 (1925-1926)
  • Vier Lieder für eine mittlere Stimme und Klavier, op. 3 (1928)
  • Sechs kurze Orchesterstücke, op. 4 (1929)
  • Klage. Sechs Lieder für Singstimme und Klavier, op. 5 (1938-1941)
  • Sechs Bagatellen für Singstimme und Klavier, op. 6 (1923-1942)
  • Vier Lieder nach Gedichten von Stefan George für Singstimme und Klavier, op. 7 (1944)
  • Drei Gedichte von Theodor Däubler für vierstimmigen Frauenchor a cappella, op. 8 (1923-1945)
  • Zwei Propagandagedichte für Singstimme und Klavier, o.O. (1943)
  • Sept chansons populaires francaises, arrangées pour une voix et piano, o.O. (1925-1939)
  • Drei Gedichte von Theodor Däubler für vierstimmigen Frauenchor a capella, o.O. (1923-1945)
  • Zwei Lieder mit Orchester aus dem geplanten Singspiel Der Schatz des Indianer-Joe nach Mark Twain, o.O. (1932/33)
  • Kinderjahr. Sechs Stücke aus op. 68 von Robert Schumann, für kleines Orchester gesetzt, o.O. (1941)
  • Kompositionen aus dem Nachlaß (Klavierstücke, Klavierlieder, Streichquartette, Streichtrios u.a.), vgl. Theodor W. Adorno, Kompositionen Band 3, hg. von Maria Luisa Lopez-Vito und Ulrich Krämer, München 2007

Literatur

Philosophiebibliographie: Theodor W. Adorno – Zusätzliche Literaturhinweise zum Thema

Einführungen

  • Deborah Cook (Hrsg.): Theodor Adorno. Key Concepts. Acumen. Stocksfield 2008. ISBN 978-1-84465-120-7
  • Stefan Müller-Doohm: Die Soziologie Theodor W. Adornos. Eine Einführung. Canpus, Frankfurt am Main 1996.
  • Hartnut Scheible: Theodor W. Adorno mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek 1989.
  • Gerhard Schweppenhäuser: Theodor W. Adorno zur Einführung. 5. Aufl. Hamburg: Junius, 2009. ISBN 978-3-88506-671-2
  • Rolf Wiggershaus: Theodor W. Adorno. C. H. Beck, München 1987.

Biographien

Biographische Orte

  • Amorbach Reinhard Pabst (Hrsg.): Theodor W. Adorno. Kindheit in Amorbach. Bilder und Erinnerungen. Insel, Frankfurt am Main 2003.
  • Wien Heinz Steinert: Adorno in Wien. Über die (Un-)Möglichkeit von Kunst, Kultur und Befreiung. Fischer, Frankfurt am Main 1989.
  • Frankfurt Wolfram Schütte (Hrsg.): Adorno in Frankfurt. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003.
  • USA Claus Offe: Kulturindustrie und andere Ansichten des amerikanischen Jahrhunderts. In: Ders.: Selbstbetrachtung aus der Ferne: Tocqueville, Weber und Adorno in den Vereinigten Staaten. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2004, S. 91–120.

Adorno-Blätter

  • Rolf Tiedemann (Hrsg.): Frankfurter Adorno-Blätter, Band I-VIII. edition text + kritik, 2003. ISBN 978-3-88377-752-8

Adorno-Konferenzen

Weiterführende Studien

Philosophie

  • Dirk Auer / Lars Rensmann, Julia Schulze Wessel (Hrsg.): Arendt und Adorno. 2.Aufl. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003. ISBN 3-518-29235-8.
  • Peter Decker: Die Methodologie kritischer Sinnsuche – Systembildende Konzeptionen Adornos im Lichte der philosophischen Tradition. 1982.[23]
  • Fredric Jameson: Spätmarxismus. Adorno oder Die Beharrlichkeit der Dialektik. Berlin 1992: Argument Verlag ISBN 3-88619-391-8
  • Rolf Tiedemann: Mythos und Utopie. Aspekte der Adornoschen Philosophie. München 2009 ISBN 978-3-86916-013-9

Soziologie / Gesellschaftskritik / Politische Ökonomie

  • Emanzipation als Versöhnung. Zu Adornos Kritik der „Warentausch“-Gesellschaft und Perspektiven der Transformation, hrsg. von Iring Fetscher und Alfred Schmidt. Frankfurt a.M. 2002 ISBN 3-8015-0356-9
  • Gerhard Schweppenhäuser (Hrsg.): Soziologie im Spätkapitalismus. Zur Gesellschaftstheorie Theodor W. Adornos. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1995.
  • Dirk Braunstein: Adornos Kritik der politischen Ökonomie. Transcript, Bielefeld 2011.

Ästhetische Theorie / Kunst- und Literatursoziologie

  • Klaus Baum: Die Transzendierung des Mythos. Zur Philosophie und Ästhetik Schellings und Adornos. Würzburg 1988.
  • Gerhard Kaiser: Theodor W. Adornos "Ästhetische Theorie". In: Ders.: Benjamin. Adorno. Zwei Studien. Athenäum, Frankfurt am Main 1974.
  • Burkhardt Lindner / W. Martin Lüdke (Hrsg.): Materialien zur ästhetischen Theorie Theodor W. Adornos. Konstruktion der Moderne. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1980.
  • Ulrich Plass, Language and History in Theodor W. Adorno's 'Notes to Literature'. Routledge, London/New York 2007.
  • Martin Seel: Adornos Philosophie der Kontemplation. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2004.
  • Martin Zenck: Kunst als begriffslose Erkenntnis. Zum Kunstbegriff der ästhetischen Theorie Theodor W. Adornos. München 1977. ISBN 3-7705-1365-7.

Musiktheorie / Musiksoziologie

  • Michael Custodis: Theodor W. Adorno und Joseph Müller-Blattau: Strategische Partnerschaft. in: Archiv für Musikwissenschaft, Jhrg. 66, Heft 3, hg. v. Albrecht Riethmüller, Stuttgart 2009. ISSN 0003-9292.
  • Richard Klein/Claus-Steffen Mahnkopf (Hrsg.): Mit den Ohren denken. Adornos Philosophie der Musik. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1998.
  • Matteo Nanni: Auschwitz – Adorno und Nono. Philosophische und musikanalytische Untersuchungen. Freiburg i.Br. 2004. ISBN 3-7930-9366-2
  • Ralph Paland: „...eine sehr große Konvergenz"? Theodor W. Adornos und György Ligetis Darmstädter Form-Diskurs, in: Kompositorische Stationen des 20. Jahrhunderts: Debussy, Webern, Messiaen, Boulez, Cage, Ligeti, Stockhausen, Höller, Bayle, hrsg. von Christoph von Blumröder (= Signale aus Köln: Beiträge zur Musik der Zeit, Band 7). Münster 2003. S. 87-115. ISBN 3-8258-7212-2
  • Hans Wollschläger: 'Moments musicaux. Tage mit TWA. Göttingen 2005 ISBN 3-89244-878-7

Kulturindustrie

  • Jörn Glasenapp: Kulturindustrie als Status Quo-Industrie: Adorno und das Populäre, in: Werner Faulstich und Karin Knop (Hrsg.): Unterhaltungskultur. Wilhelm Fink Verlag. München 2006, S. 167–178.
  • Dieter Prokop: Mit Adorno gegen Adorno. Negative Dialektik der Kulturindustrie. VSA Verlag, Hamburg 2003.
  • Dieter Prokop: Das Nichtidentische der Kulturindustrie. Neue kritische Kommunikationsforschung über das Kreative der Medien-Waren. Herbert von Halem Verlag, Köln 2005
  • Dieter Prokop: Ästhetik der Kulturindustrie. Tectum Verlag, Marburg 2009.
  • Günter Seubold/Patrick Baum (Hrsg.): Wieviel Spaß verträgt die Kultur? Adornos Begriff der Kulturindustrie und die gegenwärtige Spaßkultur. DenkMal Verlag. Bonn 2003. ISBN 3-935404-17-4.
  • Heinz Steinert: Die Entdeckung der Kulturindustrie. Verlag für Gesellschaftskritik, Wien.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Theodor W. Adorno – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rolf Wiggershaus: Theodor W. Adorno. Beck, München 1987, S. 9.
  2. Rolf Wiggershaus: Theodor W. Adorno. Beck, München 1987, S. 40ff.
  3. Gerhard Schweppenhäuser: Theodor W. Adorno zur Einführung. 5. Auflage, Junius, Hamburg 2009, S. 86.
  4. Thomas Mann in: Theodor W. Adorno / Thomas Mann: Briefwechsel 1943–1955. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2002, S. 122.
  5. Gerhard Kaiser: Theodor W. Adornos "Ästhetische Theorie". In: Ders.: Benjamin. Adorno. Zwei Studien. Athenäum, Frankfurt am Main 1974, S. 109.
  6. Theodor W. Adorno: Ästhetische Theorie. Gesammelte Schriften, Band 7, 6. Auflage, Frankfurt am Main 1996, S. 127.
  7. Gerhard Kaiser: Theodor W. Adornos "Ästhetische Theorie". In: Ders.: Benjamin. Adorno. Zwei Studien. Athenäum, Frankfurt am Main 1974, S. 165.
  8. Norbert Schneider: Geschichte der Ästhetik von der Aufklärung bis zur Postmoderne. Reclam, Stuttgart, S. 184.
  9. Theodor W. Adorno: Charakteristik Walter Benjamins. In: Ders.: Gesammelte Schriften, Band 10.1, Frankfurt am Main 1977, S. 240.
  10. Ulrich Paetzel: Kultur und Kulturindustrie bei Adorno und Habermas. Perspektiven kritischer Theorie. Deutscher Universitäts-Verlag, Wiesbaden 2001, S. 53.
  11. Emil Walter-Busch: Geschichte der Frankfurter Schule. Kritische Theorie und Politik. Wilhelm Fink Verlag, München 2010, S. 140.
  12. Lorenz Jäger: Adorno. Eine politische Biographie. 2. Aufl. DVA, München 2003, S. 15.
  13. Jubiläumsschrift: 50 Jahre Freiherr-vom Stein-Schule, Gymnasium für Jungen, Frankfurt am Main, 1909-1959. Frankfurt am Main 1959, S. 100
  14. Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main, S. 271.
  15. Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main, S. 280.
  16. Studentenzeitung Diskus Januar 1963; zit. nach: Theodor W. Adorno: Gesammelte Schriften, Bd. 19. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1984, S. 638. Detaillierter dazu Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main, S. 793 ff (Fn 63).
  17. Adorno nannte als Gründe dafür, dass er zunächst „von der Mitautorschaft zurück[trat]“, vor der Veröffentlichung 1947 eine politische Affäre um Eislers Bruder, in die er nicht hineingezogen werden wollte; später eine von Eisler eigenmächtig mit „zahlreiche[n] Änderungen“ versehene deutsche Version 1949, die in einem Ostberliner Verlag erschien. 1969, also nach Eislers Tod, veröffentliche Adorno den Titel erneut, unter beiden Autorennamen und ohne die Änderungen von 1949. Quelle: Adornos Nachwort Zum Erstdruck der Originalfassung, datiert von Mai 1969, in: Adorno: Kompositionen für den Film. Der getreue Korrepetitor. Suhrkamp, Frankfurt/M. 2003
  18. Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, S. 34.
  19. Gerhard Kaiser: Theodor W. Adornos 'Ästhetische Theorie'. In: Ders.: Benjamin, Adorno. Zwei Studien. Athenäum, Frankfurt am Main 1974, S. 109.
  20. Theodor W. Adorno: Gesammelte Schriften. Band 7: Ästhetische Theorie. 6. Auflage, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1996, S. 9.
  21. Manfred Füllsack: über Adornos musikalische Fortschrittskonzeption.
  22. Grammatikalisch gehört das sich unmittelbar hinter das dass; vgl. Harald Weinrich, Textgrammatik der deutschen Sprache, 1993.
  23. Online auf: destruktive-kritik.gegeninformation.net.

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