Wenzelskrone

Wenzelskrone
Kopie der Krone im Vladislav-Saal der Prager Burg

Die Wenzelskrone, auch St. Wenzelskrone, Krone des Hl. Wenzel, tschechisch Svatováclavská koruna, ist die Königskrone des ehemaligen Königreichs Böhmen. Sie ist der älteste Bestandteil der böhmischen Krönungsinsignien. Von diesen sind außer der Krone noch der königliche Apfel, das königliche Zepter und der Königsmantel erhalten.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Die Krone ist aus 21 bis 22-karätigem Gold gefertigt. Sie wiegt etwa 2,5 Kilogramm, ihre maximale Höhe und ihr Durchmesser betragen 19 cm. Ihre Form ist an ältere Kronen der Přemysliden und der französischen Könige angelehnt. Sie besteht aus vier am Reif befestigten Seiten aus Goldblech, die jeweils in einer großen Lilie enden. Zwei Bögen verbinden die vier Seitenteile. Die Bögen sind mit Teilen eines älteren Schmuckstücks besetzt, einem goldenen Gürtel, den Blanca von Valois 1323 zu ihrer Hochzeit mit Karl IV. von ihrem Cousin, dem französischen König Karl dem Schönen bekam. An der höchsten Stelle, dem Kreuzungspunkt der beiden Bögen, ist ein hohles goldenes Kreuz angebracht. Das Kreuz schmückt eine Kamee aus einem byzantinischen Saphir mit der Darstellung einer Kreuzigungsszene. Die Inschrift auf dem Kreuz lautet „Hic est spina de corona Domini“. Unter den Bögen ist die Krone mit einer Stoffmütze ausgepolstert. Die Krone wurde bei ihrer Fertigung 1347 mit roten und blauen Edelsteinen besetzt. Die Zusammensetzung der Edelsteinkollektion änderte sich jedoch mehrfach, da Karl bis zu seinem Tod 1378 die Krone mit Edelsteinen ergänzen ließ, die in seinen Besitz gelangten. Ihre endgültige Form erhielt sie zwischen 1374 und 1378. Seitdem ist sie mit 19 Saphiren, 44 Spinellen, 1 Rubin, 30 Smaragden und 20 Perlen besetzt.

Geschichte und heutige Aufbewahrung

Regentenkrone Böhmens
heraldische Darstellung, Hugo Gerard Ströhl: Heraldischer Atlas, 1899

Karl IV. ließ die Krone anlässlich seiner Krönung 1347 anfertigen. Sie sollte als Staatsjuwel bei der Krönung aller nachfolgenden böhmischen Könige verwendet werden. Nach den Bestimmungen Karls sollte sie nur zu den Krönungen und ähnlich bedeutenden Staatsakten aus dem Domschatz entnommen und am gleichen Tag wieder zurückgegeben werden. Jede Entnahme war mit einer Gebühr von 200 bzw. 300 Pfund verbunden[1] , die den Geistlichen des Veitsdomes zugute kommen sollte.

Der reguläre Aufbewahrungsort der Krone war der Domschatz des Veitsdomes. Bereits bei ihrer Herstellung widmete Karl IV. die Krone dem ersten Landespatron, dem Heiligen Wenzel. Den Schädel des Heiligen, der ebenfalls im Domschatz lag, ließ der König mit Gold überziehen. An bestimmten kirchlichen Feiertagen sollte der Schädel öffentlich ausgestellt und mit der Krone geschmückt werden. Der Schädel als Reliquie und die Krone aus Staatsjuwel bildeten aber nie eine materielle Einheit. Die Verbindung beider war ideeller und rechtlicher Natur: Die Widmung der Krone dem ersten Landespatron sollte ihre Sicherheit garantieren. Diebstahl und Zweckentfremdung waren mit hohen kirchlichen Strafen belegt.

Obwohl nach dem Willen Karls IV. die neue Königskrone dauerhaft im Veitsdom aufbewahrt werden sollte, ließ bereits sein Sohn Wenzel IV. die Krönungsjuwelen auf die Burg Karlstein überführen. Seitdem wechselte der Aufbewahrungsort vielfach, im 18. Jahrhundert gelangten sie nach Wien.

Seit 1791 befinden sie sich in einer besonderen Kammer in der St.-Wenzels-Kapelle des Veitsdomes in Prag. Die Tür der Kammer in dem die Reichskleinodien ( Krone, Zepter und Reichsapfel) ruhen, ist mit sieben Schlössern ausgestattet. Sämtliche Besitzer der Schlüssel (hohe Persönlichkeiten des tschechischen Volkes, sowohl geistig als auch politisch) müssen einer Öffnung zustimmen. Dies passiert nicht mehr als einmal in jedem Jahrhundert. Im 20. Jahrhundert war sie durch die Besetzung Deutschlands und den Fall der Mauer zweimal zu sehen.

Verwendung und Mythos

Friedrich V. von der Pfalz mit der Wenzelskrone. Gemälde von Gerrit van Honthorst, 1634

Viele Personen wurden mit der Krone zum König von Böhmen gekrönt, darunter der Wittelsbacher „Winterkönig“ Friedrich von der Pfalz. Die Krone wurde im 19. Jahrhundert zum Symbol für die böhmischen Staatsrechte und die Selbstständigkeit.

Die Krönung Kaiser Ferdinands I. zum böhmischen König im Veitsdom zu Prag 1836

Die letzte Krönung mit der Wenzelskrone fand 1836 statt, als Kaiser Ferdinand I. von Österreich im Prager Veitsdom zum König von Böhmen gekrönt wurde.

Um die Wenzelskrone rankt sich die Legende, dass jeder, der sie zu Unrecht trägt, binnen eines Jahres eines gewaltsamen Todes stirbt. Angeblich setzte sich im Wissen um diese Legende der amtierende "Reichsprotektor" Reinhard Heydrich, bei einer symbolischen Schlüsselübergabe in der Krönungskammer neben dem Prager Veitsdom am 19. November 1941 kurz die Wenzelskrone auf, um das Allerheiligste des Tschechentums zu entweihen und die Legende zu widerlegen. Dabei handelt es sich wahrscheinlich nur um eine Legende, die erst nach dem Tod Heydrichs an den Folgen eines Attentats am 26. Mai 1942 aufkam.

Siehe auch

Literatur

  • Pavla Obrazová, Jan Vlk: Maior Gloria. Svatý kníže Václav. Paseka, Praha Litomyšl 1994. ISBN 80-85192-94-2
  • Karel Otavský: Svatováclavská koruna a její funkce. In: Petr Kubín (Hg.): Svatý Václav. Prag 2010, ISBN 978-80-87258-23-1, S. 253-266.

Weblinks

 Commons: St. Wenzelskrone – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. In den Quellen finden sich beide Angaben: Franz von Prag spricht von 200, Benesch von Weitmühl von 300 Pfund.

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