- Wiener Derby
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Zweikampfszene zwischen Marin Leovac und
Veli Kavlak im 263. Wiener Derby
am 28. November 2010.Wiener Derby ist eine in den 1950er Jahren entstandene Bezeichnung für das Aufeinandertreffen der beiden Fußballvereine SK Rapid Wien und FK Austria Wien. Bislang gab es rund 400 Spiele zwischen den beiden Teams, davon waren 296 Pflichtspiele und hiervon 264 Aufeinandertreffen in der Bundesliga. Damit ist das Wiener Derby das am zweithäufigsten gespielte Fußballderby Europas, nach dem Old Firm zwischen Celtic Glasgow und den Glasgow Rangers.
Inhaltsverzeichnis
Historisches und Hintergründe
Die Rivalität zwischen Rapid und Austria gründet gleichermaßen auf dem Kampf um eine lokale Vorherrschaft wie dem Aufeinandertreffen zweier Klassenunterschiede. Rapid wurde 1898 als erster Arbeiter-Fußballverein Österreichs gegründet, während es sich bei der Austria um einen „bürgerlichen“ Verein handelte, der bei seiner Gründung sogar einen Intelligenzparagraphen hatte. Weiters stammten beide Vereine aus Hietzing – Rapid spielt(e) in Hütteldorf (seit 1938 zu Penzing), die Austria in Ober St. Veit und hatten überdies jeweils ihre Wurzeln in Rudolfsheim. So hatte dieses, teils sehr hitzig geführte Duell der beiden Klubs zwar große lokale Bedeutung, jedoch meist noch keinen großen Einfluss auf die Meisterschaft. Diese entschied sich mehr in den Duellen Rapid gegen Admira, welche damals auch die höchsten Zuschauerquoten aufwiesen.
In dieser Zeit, den 1920er und 1930er Jahren, entstand allerdings das Klischee Kampfkraft (in Person von Franz Binder) gegen Technik (in Person von Matthias Sindelar), wenn man vom Aufeinandertreffen von Rapid und Austria sprach. Ein weiterer Gegensatz der beiden Vereine wurde mit dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im Jahr 1938 deutlich. Während Rapid den politischen Umbruch relativ unbeschadet überstand, wurde ein Großteil des Vorstandes sowie eine Reihe von Spielern der Austria aus rassistischen Gründen aus Österreich vertrieben. Während die kurzfristig sogar in SC Ostmark umbenannte Austria in der Nazi-Zeit in die Bedeutungslosigkeit gezwungen wurde, durfte Rapid zur selben Zeit in der „Großdeutschen Meisterschaft“ große Erfolge feiern.
Nach dem Zweiten Weltkrieg konnten sich die beiden Vereine, die längst nicht mehr im selben Bezirk spielten, zusehends als führende Vereine der höchsten österreichischen Spielklasse etablieren. Zwischen 1946 und 1964 gingen nur vier österreichische Meistertitel nicht an Rapid oder Austria. Auch die elf Meisterschaftssaisonen von 1977/78 bis 1987/88 machten die beiden Rivalen unter sich aus. Dies führte dazu, dass sich im Wiener Derby oft auch die österreichische Meisterschaft entschied. In den vergangenen Jahrzehnten verschwammen die früheren ideellen Unterschiede zwischen den beiden Klubs. Schon lange kann von einem „Klassenunterschied“ zwischen den Anhängergruppen, wie er in den 1930er Jahren beschworen wurde, keine Rede mehr sein. Sehr wohl hat sich jedoch die Tradition erhalten, dass Rapid tendenziell mehr Zuschauer mobilisieren kann als die Austria, deren Anhänger als „überkritisch“ gegenüber dem eigenen Verein gelten.
Zuschauerinteresse
Das Zuschauerinteresse am Wiener Derby übersteigt seit den 50er Jahren bei weitem andere Paarungen in der österreichischen Bundesliga. Dies zeigte sich unter anderem eindrucksvoll in der Saison 1953/54, als 60.000 bzw. 50.000 das Wiener Derby verfolgten, Rapid bei seinem drittmeistbesuchten Spiel gegen die Vienna "nur" noch 22.000 Besucher verzeichnete. In den 80er und 90er Jahren waren den beiden Wiener Kontrahenten mit dem FC Tirol, Austria Salzburg und schließlich SK Sturm Graz drei neue Rivalen erwachsen, die nacheinander die Liga dominierten und zum Teil auch international glänzten. Das führte dazu, dass das Interesse an den Wiener Derbys etwas abflaute. Nach dem Einstieg des Großinvestors Frank Stronach bei der Wiener Austria 1999, Rapids überraschendem Meistertitel 2004/05 und Austrias Double-Gewinn in der Folgesaison sind ausverkaufte Stadien bei den Wiener Derbys wieder Normalität. Bei Zuschauerlimits von 17.500 (Hanappi-Stadion) bzw. 13.500 (Horr-Stadion) sind die Zuschauerzahlen jedoch nicht mehr mit den 50er Jahren vergleichbar. Unter besonderen Voraussetzungen weichen die Vereine gerne ins größere Ernst-Happel-Stadion aus, wo dann zuweilen beeindruckende Kulissen die Spiele verfolgen. Am Saisonende 2004/05 erlebte das Happel-Stadion zwei Derbys in kurzer Frist – zuerst das Liga-Derby am 26. Mai (1:0 für die Austria) vor 46.000 Zuschauern (ausverkauft), als Rapid bereits als neuer Meister feststand, und eine Woche später das Finale des österreichischen Cups (3:1 für die Austria) vor 28.000 Zuschauern.
Gleichzeitig mit diesem gesteigerten Publikumsinteresse der letzten Jahre nahm auch die Aggressivität in den Auseinandersetzungen der beiden Fangruppen zu. Im Umfeld der jeweiligen Stadien gibt es bei Derbys meist gewalttätige Zusammenstöße zwischen Hooligans der beiden Vereine. Gemessen an den Hooligan-Ausschreitungen in anderen europäischen Ländern muss man diese Zusammenstöße jedoch als klein bis unbedeutend einstufen.
Berühmte Spiele
Premieren
Das erste Spiel zwischen Rapid und Austria, damals noch Amateure, fand am 8. September 1911 statt und endete mit 4:1 zugunsten Rapids. Es handelte sich erst um das zweite Meisterschaftsspiel der Violetten überhaupt, dank ihrer Beziehungen konnten sie als neugegründeter Verein direkt in die Erstklassigkeit einsteigen. Für die Grünen bildet dieses Duell zudem das erste Erstligaspiel, seit ihrem Aufstieg 1903 wurden nämlich beide ausgetragenen österreichischen Meisterschaften von 1904 und 1907 eingestellt beziehungsweise als inoffiziell deklariert. Der erste Austriasieg in der Meisterschaft gelang schließlich 6 Jahre nach dem ersten Aufeinandertreffen, am 11. November 1917, mit 1:0. Auf ein erstes Unentschieden musste man 10 Jahre, auf ein 0:0 gar 33 Jahre warten.
Torfestivals
Rapid gelang es in seiner Geschichte zweimal die Austria mit neun Toren zu besiegen. Am 2. Juli 1916 gewann man mit 9:0, am 23. August 1942 mit 10:1. Der höchste Austria-Sieg fiel am 11. Oktober 1969 mit 6:0 an die Violetten. Torreichste Spiele sind jedoch das 8:4 zugunsten Austrias in der Saison 1929/30 und das 7:5 zu Gunsten Rapids am 17. September 1950, das aufgrund seines spannenden Spielverlaufs vielfach als "Jahrhundertderby" bezeichnet wird.
Ausschlüsse
Die hitzigen Duelle der beiden Mannschaften brachten zahlreiche Ausschlüsse mit sich. Auch Austrialegende Matthias Sindelar, der als besonders fairer Sportsmann galt, wurde einmal im Derby ausgeschlossen. Es war der einzige Platzverweis seiner Karriere. Grund war eine „Watschn“ am Rapidler Johann Luef. Aber auch Rapidlegende Franz „Bimbo“ Binder kassierte seinen einzigen Platzverweis in einem Derby. Dieses Spiel musste beim Stand von 5:0 für die Austria sogar abgebrochen werden, da Rapid nur noch fünf Feldspieler zur Verfügung hatte.
Abbruch
Das 297. Wiener Derby am 22. Mai 2011 im Hanappi-Stadion wurde (beim Stand von 2:0 für die Austria) von Schiedsrichter Thomas Einwaller abgebrochen. Hunderte aufgebrachte Rapid-Anhänger hatten zuvor in der 26. Spielminute das Spielfeld gestürmt. Die Sicherheit aller Beteiligten war danach laut Polizei nicht mehr zu gewährleisten.[1] Rund 500 Polizisten sollen auf dem Spielfeld im Einsatz gewesen sein.[2]
30 Jahre Hanappi-Stadion
Am 8. Mai 2007 fand ein Derby im Gerhard-Hanappi-Stadion statt. Das war fast genau 30 Jahre nach dem ersten Spiel im damaligen Weststadion (10. Mai 1977, ebenfalls ein Derby). Außerdem war es das 500. Meisterschaftsheimspiel des SK Rapid Wien im Hanappi-Stadion. Das Spiel endete 3:0 für Rapid.
Statistik
Pflichtspiele
Spiele Siege für Rapid Unentschieden Siege für die Austria Torverhältnis für Rapid 299 124 66 109 568:485 Meisterschaft
Spiele Siege für Rapid Unentschieden Siege für die Austria Torverhältnis für Rapid 267 113 63 91 502:409 Cup
Spiele Siege für Rapid Unentschieden Siege für die Austria Torverhältnis für Rapid 31 10 3 18 63:75 Supercup
Spiele Siege für Rapid Unentschieden Siege für die Austria Torverhältnis für Rapid 1 1 0 0 3:1 Ergebnisse aller Derbys (aus der Sicht Rapids)
Meisterschaft 1910/11 – 1919/20
1910/11 1912/13 3:0 4:1 1914/15* 4:1 1916/17 4:1 2:1 1918/19 1:2 2:0 1911/12 4:1 3:0 1913/14 4:0 2:1 1915/16 4:0 9:0 1917/18 0:1 6:1 1919/20 1:2 3:2 1920/21 – 1929/30
1920/21 1:0 1:1 1922/23 3:7 0:3 1924/25 3:0 3:1 1926/27 4:1 1:2 1928/29 2:2 3:1 1921/22 3:2 2:1 1923/24 3:1 2:2 1925/26 1:5 0:5 1927/28 2:1 4:2 1929/30 4:2 4:8 1930/31 – 1939/40
1930/31 2:4 4:3 1932/33 0:2 2:0 1934/35 3:1 5:2 1936/37 1:1 0:5 1938/39 5:1 0:4 1931/32 5:3 3:2 1933/34 0:1 3:0 1935/36 2:0 2:3 1937/38 2:1 3:0 1939/40 9:2 4:1 1940/41 – 1949/50
1940/41 3:0 1:0 1942/43 10:1 2:6 1944/45** 3:1 1946/47 3:0 2:3 1948/49 1:2 3:5 1941/42 2:2 4:3 1943/44 1:2 0:2 1945/46 0:0 5:1 1947/48 7:2 2:2 1949/50 4:4 4:2 1950/51 – 1959/60
1950/51 7:5 3:1 1952/53 1:2 4:1 1954/55 1:2 3:3 1956/57 4:1 3:2 1958/59 4:1 2:1 1951/52 3:5 3:1 1953/54 3:4 3:0 1955/56 3:1 5:3 1957/58 4:0 1:1 1959/60 1:2 3:1 1960/61 – 1969/70
1960/61 2:2 1:2 1962/63 0:0 3:0 1964/65 1:0 1:3 1966/67 1:0 4:0 1968/69 3:4 0:2 1961/62 1:2 0:2 1963/64 2:3 2:2 1965/66 1:0 3:2 1967/68 3:0 1:2 1969/70 0:6 2:2 1970/71 – 1979/80
1970/71 1:1 4:1 1972/73 1:0 2:2 1974/75 3:1 2:0 1:3 0:1 1976/77 2:3 0:1 0:3 0:0 1978/79 3:1 1:5 1:2 1:4 1971/72 0:1 1:2 1973/74 1:3 4:0 1975/76 1:1 1:1 4:1 1:4 1977/78 2:3 0:1 0:3 0:0 1979/80 0:0 0:0 1:1 2:3 1980/81 – 1989/90
1980/81 2:5 1:3 5:1 0:0 1982/83 0:0 3:0 1984/85 2:2 0:1 1986/87 2:2 1:1 1:3 2:0 1988/89 0:3 0:1 0:0 1:2 1981/82 1:1 1:0 0:2 3:0 1983/84 0:0 4:1 1985/86 0:0 1:5 2:0 3:1 1987/88 2:1 1:2 2:4 2:4 1989/90 4:1 5:2 6:3 0:0 1990/91 – 1999/2000
1990/91 2:0 3:0 1:2 1:2 1992/93 0:0 2:1 1:5 0:4 1994/95 1:1 3:1 1:1 1:3 1996/97 1:1 2:0 3:0 0:0 1998/99 1:0 3:1 1:1 0:0 1991/92 1:1 1:5 1:0 1:2 1993/94 0:3 1:2 1:1 0:2 1995/96 1:0 1:4 0:1 2:0 1997/98 3:0 2:0 1:1 0:0 1999/00 3:0 2:0 1:0 0:3 2000/01 – 2009/10
2000/01 1:1 2:3 0:2 2:0 2002/03 1:1 1:2 1:1 0:0 2004/05 1:1 1:1 0:1 0:1 2006/07 0:0 1:1 1:2 3:0 2008/09 3:0 0:2 2:2 3:2 2001/02 1:2 1:1 1:1 1:1 2003/04 2:2 0:2 1:1 1:2 2005/06 3:1 2:0 0:3 1:3 2007/08 0:0 2:2 0:0 2:0 2009/10 1:1 4:1 2:0 0:1 2010/11 – 2019/20
2010/11 0:1 1:0 1:0 0:3*** 2012/13 2014/15 2016/17 2018/19 2011/12 0:3 1:1 2013/14 2015/16 2017/18 2019/20 * Meisterschaft in nur einem Durchgang ausgetragen
** Keine Angaben zu dieser Saison, wurde nie gerechnet
*** Wegen Platzsturms der Rapidfans strafverifiziert
ÖFB-Cup1919/20 Finale 5:2 1966/67 Semifinale 0:1 1920/21 1. Runde 3:3 n.V. 1967/68 Viertelfinale 4:3 n.V. 1920/21 1. Runde/Wh. 1:2 1968/69 Semifinale 1:0 1926/27 Finale 3:0 1970/71 Finale 1:2 n.V. 1930/31 7. Spiel* 0:1 1971/72 Semifinale 6:2 1932/33 Achtelfinale 4:6 1973/74 Semifinale/1.Spiel 2:6 1946/47 Viertelfinale 2:3 1973/74 Semifinale/2.Spiel 1:4 1981/82 Achtelfinale 1:2 1983/84 Finale/1.Spiel 1:3** 1983/84 Finale/2.Spiel 2:0** 1958/59 Viertelfinale 2:1 1984/85 Finale 3:3 n.V. 6:5 i.E. 1959/60 Finale 2:4 1985/86 Finale 4:6 n.V. 1962/63 Viertelfinale 0:1 1989/90 Finale 1:3 n.V. 1963/64 Semifinale 3:3 n.V. 1997/98 Achtelfinale 1:0 1963/64 Semifinale/Wh. 1:2 2004/05 Finale 1:3 1965/66 Semifinale 3:0 Wh. = Wiederholungsspiel
n.V. = nach Verlängerung
i.E. = im Elfmeterschießen
* Der Cup wurde in dieser Saison im Meisterschaftsmodus ausgetragen
** Rapid durch Auswärtstorregel CupsiegerWiener Cup
1947/48 Halbfinale 2:5 1948/49 Achtelfinale 1:1 n.V. Achtelfinale/Wh. 2:3 Supercup
1987 3:1 Serien
- Längste Derbyserie von Rapid ohne Niederlage: 25. Mai 1996 bis 9. Mai 2000: 17 11 06 0 26:4
- Längste Derbyserie von Austria ohne Niederlage: 12. August 2001 bis 6. August 2005: 17 07 10 0 23:13
Einzelnachweise
- ↑ http://diepresse.com/home/sport/fussball/664193/Platzsturm_Wiener-FussballDerby-abgebrochen?_vl_backlink=/home/sport/fussball/index.do
- ↑ http://www.blick.ch/sport/fussball/international/polizei-muss-im-wiener-derby-auf-platz-einschreiten-173077
Weblinks
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