Wilhelm IV. (Aquitanien)

Wilhelm IV. (Aquitanien)

Wilhelm, genannt Eisenarm (lateinisch: Fera brachia, französisch: Fier-à-Bras; † 995/996) war als Wilhelm IV. Herzog von Aquitanien und als Wilhelm II. Graf von Poitou. Er war ein Sohn des Herzogs Wilhelm III. Werghaupt aus der Familie der Ramnulfiden und dessen Ehefrau Gerloc-Adele von der Normandie.

Leben

Wilhelm stand zunächst unter der Vormundschaft seines Onkels, des Bischofs Ebalus von Limoges. Nach der Regierungsübernahme näherte sich Wilhelm den Kapetingern unter seinem Schwager Hugo Capet an. Deshalb verschlechterte sich aber sein Verhältnis zum karolingischen König Lothar Der König schickte seinen Sohn, Ludwig den Faulen, 982 nach Aquitanien, um dort als Unterkönig zu herrschen, was Wilhelms eigene Position in Frage stellte. Dieser Konflikt endete allerdings 984 mit der Abberufung Ludwigs.

Nachdem Sturz der Karolinger 987 und der Wahl Hugo Capets weigerte sich Wilhelm, den neuen König anzuerkennen. Im Jahr darauf verteidigte er Poitiers gegen Hugo Capet, worauf er sich mit ihm versöhnte und auch als König anerkannte. Der Dynastiewechsel auf dem französischen Thron leitete für die weitere Geschichte Aquitaniens einen neuen Abschnitt ein, da das neue Königtum seither kaum noch Präsenz im Raum südlich der Loire zeigte und sich hauptsächlich auf das Gebiet der alten Francia beschränkte. Robert II. der Fromme war überhaupt der letzte König für die folgenden einhundert Jahre, der aquitanischen Boden betrat. Für Wilhelm bedeutete dies das Erreichen einer faktisch unabhängigen Position. Zugleich wurde in seiner Regentschaft die herzogliche Gewalt durch eine zunehmende Feudalisierung Aquitaniens geschwächt. Zum Beispiel erhoben sich Wilhelms Vizegrafen in der Auvergne eigenmächtig zu Grafen, ohne dass er dagegen etwas unternehmen konnte.

Wilhelm heiratete um 968 Emma von Blois († 27. Dezember 1003), eine Tochter des Grafen Theobald I. Tricator von Blois. Beider Sohn war Wilhelm der Große. Seine Ehe und seine Herrschaft wurden jedoch durch zahlreiche außereheliche Beziehungen belastet, die seine Ehefrau dazu brachte, ihn zu verlassen. Er wird in den Chroniken dann nicht mehr erwähnt, vermutlich weil die Mönche sich weigerten, über einen ehelich untreuen Adligen zu schreiben. Nach einer vorübergehenden Versöhnung mit Emma taucht er in den Dokumenten wieder auf, um schließlich endgültig zu verschwinden.

Zum Ende seines Lebens zog sich Wilhelm in die Abtei von Saint-Maixent zurück, wo er auf dem Sterbebett das Mönchsgewand anlegte. Er wurde dort auch bestattet. Seit der Versöhnung mit seiner Frau galt Wilhelm als freigiebiger Förderer religiöser Einrichtungen. 989 gründete er die Benediktinerabtei von Maillezais.

Vorgänger Amt Nachfolger
Wilhelm Werghaupt Graf von Poitou
936–995
Wilhelm der Große
Herzog von Aquitanien
936–995

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Wilhelm IX. (Aquitanien) — Wilhelm IX. Darstellung aus Bibliothèque Nationale, MS cod. fr. 12473, 13. Jahrhundert Wilhelm IX. (* 22. Oktober 1071; † 10. Februar 1126[1]), auch genannt der Junge (le Jeune), war Herzog von Aquitanien und Gascogne und als Wilhelm VII. Graf… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm von Aquitanien — (auch Wilhelm von Gellone, Wilhelm der Heilige, Guillaume de Gellone, Guillaume au Court Nez, Wilhelm Kurznase, Guilhem u.a.; * um 754[1]; † 28. Mai 812[2] in Gellone, heute Saint Guilhem le Désert bei Montpellier in Frankreich) aus dem nach ihm… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm von Aquitanien, W. von Lorris — etc., s. Guillaume d Orange, Guillaume de Lorris etc …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Wilhelm X. (Aquitanien) — Wilhelm X. genannt der Heilige oder der Tolosaner (* 1099 in Toulouse; † 9. April 1137) ist der letzte Herzog von Aquitanien und Graf von Poitou aus der Dynastie der Ramnulfiden. Herzog Wilhelm X. von Aquitanien auf dem Sterbebett. Darstellung… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm V. (Aquitanien) — Wilhelm V., genannt der Große (Guillaume le Grand) (* 969; † 30. Januar 1030 in der Abtei Maillezais) aus der Familie der Ramnulfiden war seit 995 Herzog von Aquitanien und (als Wilhelm III.) Graf von Poitiers. Er war der Sohn von Wilhelm IV. (II …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm II. (Aquitanien) — Wilhelm II. von Aquitanien, genannt der Jüngere (franz.: Guillaume II le Jeune; † 12. Dezember 926) war von 918 bis zu seinem Tod ein Graf von Auvergne und Herzog von Aquitanien aus der Familie der Belloniden. Er war der älteste Sohn des Grafen… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm III. (Aquitanien) — Wilhelm Werghaupt (lateinisch: Caput stupe, französisch: Tête d Etoupe; * um 900 oder 915; † 3. April 963) war als Wilhelm III. Herzog von Aquitanien und als Wilhelm I. Graf von Poitou aus der Familie der Ramnulfiden. Leben Wilhelm war der… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm VIII. (Aquitanien) — Wilhelm VIII. (getauft als Guido, genannt Guido Gottfried, * um 1025; † 25. September 1086) aus der Familie der Ramnulfiden war Herzog von Gascogne (1052–1086), Herzog von Aquitanien und Graf von Poitou (1058–1086). In der Gascogne folgte er… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm VI. (Aquitanien) — Wilhelm der Dicke (Guillaume le Gros) (* 1004; † 15. Dezember 1038 in Poitiers) aus der Familie der Ramnulfiden war von 1030 bis 1038 als Wilhelm IV. Graf von Poitou und als Wilhelm VI. Herzog von Aquitanien. Er war der Sohn von Wilhelm V. (III.) …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm VII. (Aquitanien) — Wilhelm VII. (getauft als Peter) genannt der Adler (Guillaume l’Aigret) oder der Kühne (le Hardi) (* 1023; † Herbst 1058) aus der Familie der Ramnulfiden war Herzog von Aquitanien und (als Wilhelm V.) Graf von Poitou von 1039 bis zu seinem Tod.… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”