- Window Dressing
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Unter Window Dressing werden geschäftliche Maßnahmen vor allem Institutioneller Anleger verstanden, die kurze Zeit vor dem Abschlussstichtag ausschließlich der optischen Gestaltung des Bilanzbildes dienen sollen und nicht der dauerhaften Verbesserung der Bilanzstruktur.
Inhaltsverzeichnis
Begriff
Anders als bei den traditionellen Maßnahmen der Bilanzpolitik handelt es sich um Maßnahmen im Grenzbereich des Zulässigen, weshalb hierfür oft der deutsche Begriff Bilanzkosmetik Verwendung findet. Bei Investmentfonds soll eine optische Verbesserung der Jahresperformance erzielt werden.
Während Bilanztricks früher tendenziell eher angewandt wurden, um das Ergebnis schlechtzurechnen und dadurch Steuern zu sparen, führen seit Mitte der 1990er Jahre die Vorgaben des Shareholder Value dazu, die Bilanzen zu schönen, um stetige Gewinnsteigerungen präsentieren zu können.[1]
Der Erfolg eines Investmentfonds wird an dessen Performance, das heißt der innerhalb eines oder mehrerer Jahre erwirtschafteten Rendite, gemessen. Fonds mit besserer Performance schneiden in Vergleichstests besser ab und werden von vielen Anlegern bevorzugt. Maßgeblich für die Jahresperformance ist dabei die Kursentwicklungen der im Fonds enthaltenen Wertpapiere zwischen zwei Stichtagen, zum Beispiel dem Kassakurs an einer bestimmten Börse am letzten Handelstag des jeweiligen Jahres.
Das englische „window dressing“ steht zwar ursprünglich wertneutral für Schaufensterdekoration, jedoch hat es auch dort eine negative Konnotation in dem Sinne, dass etwas besser erscheinen soll, als es in der Realität ist, durchaus mit einer unredlichen, betrügerischen Absicht.[2]
Beispiele
- Die mangelnde Liquidität eines Unternehmens kann dadurch verschleiert werden, dass Vermögensgegenstände kurz vor dem Bilanzstichtag veräußert werden mit der Verpflichtung, sie wieder zurückzukaufen, beispielsweise Wertpapierpensionsgeschäfte. Diese Maßnahmen werden als zulässige Liquiditätsbeschaffung angesehen.
- Wertpapierfonds kaufen kurz vor dem Bewertungsstichtag marktenge Wertpapiere, die schon im Fonds enthalten sind. Hierdurch steigen die Kurse dieser Aktien erheblich. So kann durch den Einsatz von wenig Kapital eine vorhandene Wertpapierposition (gemessen am aktuellen Börsenkurs) erheblich aufgewertet und damit die Fondsperformance aufgebessert werden. Die Kurswirkung solcher Käufe ist nur kurzfristig, und auf die längerfristige Performance des Fonds wirken sich die Käufe zu überteuerten Kursen negativ aus. Außerdem kann eine solche Maßnahme unzulässig sein, wenn sie der im Emissionsprospekt beschriebenen Anlagestrategie nicht entspricht.
- Investmentfonds fügen kurz vor Ultimo die Gewinner-Aktien des Jahres ihrem Portfolio hinzu. So entsteht der Eindruck, dass die Fondsmanager im ganzen Jahr das richtige Gespür für erfolgreiche Aktien hatten.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ miprox: Die Enron-Pleite und die kreative Buchführung im Zuge der allgemeinen Deregulierung
- ↑ Concise Oxford English Dictionary, 2002, Oxford University Press, New York
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