Wittenauer Heilstätten

Wittenauer Heilstätten
Verwaltungsgebäude aus der Eröffnungszeit der Nervenklinik
Eingangsbereich des Klinikgeländes

Die Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik, auch Wittenauer Heilstätten, im Berliner Volksmund als Bonnies Ranch bekannt, ist ein psychiatrisches Krankenhaus an der Oranienburger Straße im Ortsteil Wittenau des Berliner Bezirk Reinickendorf. Seit 1997 ist sie einer der drei Standorte des Humboldt-Klinikums des Berliner Krankenhausbetreibers Vivantes. Der Gebäudekomplex der Klinik ist von einem 45 Hektar großen, teilweise waldähnlichen Park auf dem Klinikgelände umgeben.

Südlich der Nervenklinik liegt der gleichnamige S- und U-Bahnhof.

Geschichte

Das erste Krankenhaus, in dem auch psychisch Kranke verwahrt wurden, entstand in Berlin Ende des 17. Jahrhunderts unter dem Namen Grosses Friedrichs-Hospital. Zu jener Zeit nahm es auch andere Kranke sowie Waisenkinder auf. Die in den damaligen Urkunden als die Irren und dollen Leute bezeichneten Geisteskranken wurden dort nicht medizinisch behandelt, sondern vielmehr eingesperrt, um sie für die Allgemeinheit ungefährlich zu machen. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts zählte das Hospital bereits über 500 Patienten. 1798 brannte es vollständig ab, woraufhin die Versorgung Geisteskranker zunächst von der Charité sowie diversen privaten Heilanstalten übernommen wurde. Da dies im Laufe der Jahrzehnte zu einer zunehmenden Überfüllung der Charité und anderer Anstalten führte, beschloss die Berliner Stadtverordnetenversammlung 1863 den Bau einer eigenständigen Irren-Pflegeanstalt für 1000 Patienten. Nach jahrelangem Streiten um die Kostenaufteilung sowie den Standort des neuen Krankenhauses erfolgte 1877 der Baubeginn auf dem vormals landwirtschaftlich genutzten Gut Dalldorf, das die Stadt noch 1869 erworben hatte. Im Frühjahr 1880 wurde die Klinik eröffnet und kurz darauf die Patienten aus den privaten Anstalten hierher überführt.

Anfangs hieß die Anlage Städtische Irrenanstalt zu Dalldorf und bestand aus zehn Kranken-Pavillons, einer Küche, einem Maschinenhaus, einer Wäscherei, einem Verwaltungsgebäude sowie mehreren Gärten und Werkstätten. 1881 entstand auf dem gleichen Gelände ein Erziehungsheim für bis zu 100 geistig unterentwickelte Kinder, das in die Anstalt eingegliedert wurde. Im Vergleich zu den Vorgängeranstalten waren die Verwahrungsbedingungen für die Patienten des Dalldorfer Krankenhauses sehr gut: Die arbeitsfähigen Patienten wurden in den Werkstätten und Gartenanlagen der Anstalt beschäftigt, es wurden gelegentlich Ausflüge und Feste für Patienten veranstaltet, die Besuche durch Angehörige sowie in bestimmten Fällen auch die Beurlaubung von Kranken waren erlaubt.

Trotz relativ hoher Platzkapazität der Klinik kam bereits wenige Jahre nach der Eröffnung und auch immer wieder in späteren Jahrzehnten das Problem ihrer Überbelegung auf. Aus diesem Grunde musste die Anstalt im Laufe ihrer Geschichte mehrmals durch Errichtung neuer Gebäude oder Umbau bisher anderweitig genutzter Räumlichkeiten erweitert werden.

Gedenktafel für die Klinikpatienten, die von 1934 bis 1945 im Zuge der NS-Euthanasie ermordet wurden

Nach dem Zweiten Weltkrieg und der darauffolgenden Teilung Berlins waren die Wittenauer Heilstätten jahrelang das einzige psychiatrische Krankenhaus auf dem West-Berliner Gebiet (außer der Universitäts-Psychiatrie), was die stationäre Versorgung psychisch Kranker dort erschwerte. Erst in den 50er- und 60er-Jahren konnte durch die Errichtung mehrerer Außenstellen das Überbelegungsproblem entschärft werden. 1949 wurde an die Klinik eine Krankenpflegeschule eingegliedert. 1957 erhielten die Wittenauer Heilstätten den Namen Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik zu Ehren des 1948 verstorbenen deutschen Psychiatrie-Professors Karl Bonhoeffer, der jahrelang an der Charité tätig gewesen war.

Am 1. Januar 1997 schlossen sich das Reinickendorfer Humboldt-Krankenhaus und die Karl-Bonhoeffer-Klinik zum Humboldt-Klinikum zusammen. Seitdem ist die Bonhoeffer-Klinik als einer der drei Standorte des Klinikums (neben dem Hauptgebäude Am Nordgraben 2 sowie dem Standort in Frohnau) Sitz dessen psychiatrischer Abteilung.


Literatur

  • Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik (Hrsg.): 100 Jahre Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik 1880–1980. Festschrift, Berlin 1980
  • Totgeschwiegen 1933–1945. Die Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik; Edition Hentrich: Berlin 1988 ISBN 3-926175-08-7

Weblinks

52.58175513.329127Koordinaten: 52° 34′ 54″ N, 13° 19′ 45″ O


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